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Gefaehrtin der Nacht

Titel: Gefaehrtin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa de La Cruz
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Ben?
    Warum lag sie in dem Krankenhausbett? Was fehlte ihr? War sie tot? Aber Vampire starben nicht. Also was war dann passiert? Und dieser schreckliche Kummer im Gesicht ihres Bruders. Sie hatte ihn nie so unglücklich gesehen.
    Und wo war ihr Baby? Wo war ihr wunderschönes, schwarzhaariges Baby? Das Baby mit Charles’ dunklem Haar und Bens blauen Augen? Wo war ihre wunderschöne Tochter? Wo war ihr Ehemann?
    Was war das?
    Was sah sie da?
    Ihre Zukunft?
    Sie wurde aus der Vision herausgerissen. Zurück in das Wohnheimzimmer, wo sie eng umschlungen mit ihrem Vertrauten lag.
    »Hör nicht auf …« Bendix sah sie mit einem verträumten Blick an. Er spürte bereits die einschläfernde Wirkung der Caerimonia Osculor . »Warum hörst du auf?«, raunte er ihr zu. Dann war er auch schon eingeschlafen.
    Allegra sammelte ihre Sachen zusammen und zog sich wieder an. Was hatte sie gesehen? Was war eben geschehen? Sie wusste nur eines: dass sie so schnell wie möglich von hier verschwinden musste.

7
Liebeskrank
    Z wei Wochen lang verließ Allegra weder das Bett noch empfing sie Besuch. Sie weigerte sich zu essen, sie weigerte sich zum Unterricht zu gehen und wies jedes Drängen oder Flehen zurück – von ihren Lehrern, von ihrem Studienberater, ihrer Mitbewohnerin, ihren Mannschaftskameradinnen.
    Die Feldhockeymeisterschaft kam und ging ohne Allegras Teilnahme – Endicott verlor vier zu zwei. Sie wollte niemanden sehen. Das galt vor allem für Ben, der Dutzende und Aberdutzende Rosen geschickt und unzählige Nachrichten auf ihrer Mailbox hinterlassen hatte. Stattdessen verbrachte sie die Zeit zusammengekauert unter ihrer geblümten Bettdecke. Allein und verzweifelt. Sie hatte keine Ahnung, was über sie gekommen war, sie wusste nur, dass sie dem wahren Leben – und Ben – nicht gegenübertreten konnte. Sie wollte an nichts denken, nur schlafen oder an die Zimmerdecke starren.
    Schließlich ließ sie einen Besucher in ihr Zimmer.
    Charles saß auf dem Schmetterlingsstuhl gegenüber von ihrem Bett und betrachtete sie aufmerksam. Er schwieg lange Zeit, sah ihr ungewaschenes Haar, die dunklen Ringe unter den Augen, das Blau ihrer Lippen, was ein Zeichen dafür war, dass sie völlig ausgedörrt sein musste. Das Sangre Azul  – das blaue Blut – hielt sie nur notdürftig am Leben.
    »Du hast mir das angetan«, sagte Allegra mit rauer Stimme. »Es ist allein deine Schuld.« Das war die einzig mögliche Erklärung. Nur Charles war mächtig genug, so etwas zu tun.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, sagte er und lehnte sich vor. »Allegra, sieh dich an. Was ist nur passiert?«
    »Du hast sein Blut vergiftet!«, warf sie ihm vor.
    »Das habe ich nicht. Wenn sein Blut verseucht gewesen wäre, wärst du im Krankenhaus und nicht hier.« Er stand auf und öffnete die Vorhänge, um Licht in das Zimmer zu lassen. Von der plötzlichen Helligkeit geblendet, krümmte Allegra sich zusammen. »Ist es das, was passiert ist? Du hast diesen Menschen zu deinem Vertrauten gemacht?« Er ballte die Fäuste und sie konnte sehen, wie schwer es ihm fiel, das auszusprechen.
    »Schwöre, dass du nichts damit zu tun hast!«, sagte sie. »Versprich es mir!«
    Charles schüttelte den Kopf. Er sah trauriger aus als je zuvor. »Ich würde nie jemandem schaden, der dir etwas bedeutet, und ich würde niemals deinem … Glück im Weg stehen. Ich wünschte nur, du würdest nicht so schlecht von mir denken.«
    Sie schloss die Augen und schauderte. Er sagte die Wahrheit. Und wenn Charles die Wahrheit sagte, musste sie den Tatsachen ins Auge blicken. Die Vision war eine Warnung gewesen.
    »Was hast du gesehen, Allegra?«
    Sie drehte sich von ihm weg zur Wand. Sie konnte es ihm nicht sagen. Es war zu entsetzlich.
    »Was jagt dir solche Angst ein?«, fragte er liebevoll. Charles kniete sich neben das Bett und verschränkte die Hände ineinander.
    Allegra schloss die Augen und sah die schreckliche Vision erneut vor sich. Sie wusste jetzt, was sie bedeutete. In dem Traum war sie nicht tot. Sie schlief. Sie würde für Jahre schlafen. Ein Jahrzehnt und länger. Sie würde verwelken und schlafen und ihre Tochter würde ohne Mutter aufwachsen. Ihre Tochter würde allein aufwachsen, eine Waise, ein weiteres Mündel, das unter Cordelias Fürsorge stand.
    Was Ben anging … was war mit ihm passiert? Was hatte es zu bedeuten, dass er in der zweiten Vision nicht aufgetaucht war? Sie war sich sicher, dass er der Vater ihres Kindes war. Ihr Baby hatte

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