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Gefaehrtin der Nacht

Titel: Gefaehrtin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa de La Cruz
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keiner von beiden hatte den anderen von seinen Argumenten überzeugen können.
    »Meinst du mich und Ben?«, fragte Allegra ihre Mitbewohnerin. »Denkst du, wir sind ein Paar?«
    »Oh, jetzt ist es schon ›Ben‹. Bald wirst du ihn Benny nennen«, neckte Birdie sie und rollte sich eine Kräuterzigarette. Das war die neuste Mode. Allegra störte das Rauchen nicht, nur, dass sich der Gestank im Zimmer ausbreitete und ihre Freundin dazu neigte, zu viel Raumspray zu benutzen, um den Geruch im Falle einer Zimmerinspektion zu verdecken. Deshalb roch es in ihrem Zimmer auch immer wie auf einer Toilette.
    Allegra schnitt eine Grimasse. »Keine Chance. Wir sind nur Freunde .«
    Birdie blies einen großen Qualmring aus. »Ich bitte dich, selbst ein Blinder sieht, dass ihr nicht voneinander lassen könnt.«
    »Wie bitte? Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Übrigens seht ihr zwei einfach perfekt nebeneinander aus«, sagte Birdie grinsend. Sie kannte Allegras Schimpftiraden über das »p-Wort«.
    »Großer Gott!« Allegra schauderte.
    Auf diese Weise hatte sie ihre Beziehung zu Ben noch nicht betrachtet. Sie mochte es, jemanden zum Reden zu haben, und sie genoss seine Gesellschaft. Abgesehen davon könnten sie niemals zusammen sein – sie könnte nie Gefühle für ihn haben, nicht diese Art von Gefühlen. Birdie war ein Red Blood, sie wusste nicht, wovon sie sprach.
    »Mal im Ernst. Es gibt Schlimmeres, als mit ihm zusammen zu sein. Seine Familie hat ihr Unternehmen für fast zwei Milliarden Dollar verkauft. Hast du heute noch nicht in die Zeitung geschaut?«, fragte Birdie und warf Allegra das Wall Street Journal zu.
    Allegra las die Schlagzeilen auf der Titelseite über die Übernahme der familiengeführten Bendix-Gruppe durch ein Konkurrenzunternehmen und war erstaunt über Bens Bescheidenheit. Er hatte erwähnt, dass seine Mutter wegen irgendeiner »Geschäftsbesprechung« nicht zum Elterntag kommen konnte. Dabei schien es sich eher um eine wichtige Hauptaktionärsversammlung zu handeln.
    »Die sind stinkreich. Kein Wunder, dass er nach der Familie seiner Mutter benannt wurde. Die haben die ganze Kohle.«
    »Birdie, so etwas darfst du nicht sagen«, schimpfte Allegra. Sogar in Endicott galt es als schlechte Angewohnheit, zu viel über die Herkunft der anderen wissen zu wollen. Doch nachdem sie die Neuigkeiten gelesen hatte, konnte sie nicht anders, als Ben noch mehr zu mögen. Nicht, weil sie herausgefunden hatte, wie wohlhabend er war – sie hatte sich noch nie viel aus Geld gemacht, aber auch nie ohne auskommen müssen –, sondern weil er trotz des enormen Reichtums seiner Familie bescheiden und auf dem Boden geblieben war.
    Und nach dem Gespräch von heute Abend hatte sie das Gefühl, dass es Bendix Chase nicht stören würde, wenn sich die Leute weniger um materielle Dinge kümmerten, und es dafür mehr Dinge gäbe, die wirklich etwas bedeuteten.

4
Geheimbund der Dichter und Abenteurer
    A llegra war schon fast eingeschlafen, als sie ein Geräusch vorm Fenster hörte. Sie blinzelte verwirrt. Es war ein helles, klackerndes Geräusch. Kieselsteine. Dann Gekicher.
    Sie lief zum Fenster und öffnete es. »Was ist hier los?«, fragte sie leicht gereizt.
    Ein paar Gestalten mit Kapuzen auf dem Kopf standen unter ihrem Fenster. Mit unheilvoller Stimme sagte die größte unter ihnen: »Allegra van Alen, deine Zukunft erwartet dich.«
    Oh, richtig. Das hatte sie ganz vergessen, obwohl Birdie sie letzte Woche gewarnt hatte. Es war Tap Night . Die Nacht, in der Endicotts angesehenster Geheimbund, die Peithologen, neue Mitglieder einweihte. Allegra bemerkte, dass das Bett ihrer Mitbewohnerin leer war. Kein Wunder, Birdie war längst Mitglied.
    »Ich bin gleich unten!«, rief Allegra.
    Ehe sie sichs versah, stürmten ein paar vermummte Schüler in ihr Zimmer und zogen ihr eine Kapuze über den Kopf. Jetzt galt sie offiziell als entführt.
    Als die Kapuze entfernt wurde, fand sich Allegra auf einer Lichtung im Wald wieder. Ein Lagerfeuer brannte und sie kniete in einer Reihe neu Eingeweihter.
    Der vermummte Anführer reichte ihr einen goldenen Kelch, der mit einem rötlichen Trank gefüllt war.
    »Trink aus der Schale der Erkenntnis«, befahl er.
    Ihre Finger berührten sich, als er ihr den Kelch übergab. Allegra unterdrückte ein Kichern, als sie daran nippte. Wodka und 7 Up. Nicht schlecht.
    »Du siehst albern aus in dieser Robe«, flüsterte sie, denn sie hatte seine Stimme erkannt, als er unter ihrem Fenster nach ihr

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