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Gefällt dir, was du siehst?

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Titel: Gefällt dir, was du siehst? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bernhard
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Interviewraum war geschlossen, aber die danebenliegende stand offen. Ich betrat den mittelgroßen Raum, in dem eine Stuhlreihe mit Pulten aufgebaut war; hier saßen normalerweise die Kollegen aus Vertrieb und Marketing und notierten sich das, was aus den Interviewantworten für ihre Arbeit wichtig war. An der linken Seitenwand des Raums gab es einen zugezogenen Vorhang; dahinter lag vermutlich der Einwegspiegel. Ich griff nach dem roten Stoff und zögerte kurz; irrationalerweise fragte ich mich, ob man im Nebenraum mitbekommen würde, dass ich ihn aufzog. Ein etwas mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Magen aus, das mich ebenso nervös wie ärgerlich machte. Selbst wenn man es mitbekommen würde – ich arbeitete schließlich hier und würde sicher eine plausible Erklärung finden, warum ich am frühen Abend hier war.
    Entschlossen zog ich den Vorhang auf.
    Vor mir lag nun ein großer, heller Raum, in dem ein Tisch stand, an dem zehn Personen Platz finden konnten. Locker an den Tisch gelehnt stand Saskia Groß und schaute in meine Richtung. Shit! Ich zuckte zusammen wie ein ertappter Kirschendieb, bis mir bewusst wurde, dass sie mich nicht sehen konnte, aber offensichtlich mit jemandem sprach, der außerhalb meines Blickfeldes stand. Und richtig: Links von mir tauchte ein Mann in einem grauen Overall auf, auf dessen Rücken Hönsberg Hausmeisterservice stand. Der Idiot stellte sich direkt vor mich, und da er gut einen Kopf größer war als ich – also mindestens 1,90 – und die Schultern eines Profiringers hatte, versperrte er mir die Sicht auf das, weswegen ich überhaupt hergekommen war. Ich trat schnell einen Schritt zur Seite; dabei fiel mir das Armaturenbrett neben der Scheibe auf. Über zwei Kippschaltern stand Ton Einweg und Ton Mehrweg . Ich legte den linken um.
    „… hätten wir schon, war nur eine Kleinigkeit an der Verteilerdose“, hörte ich den Mann sagen, während er zu einem Werkzeugkoffer hinüberging und etwas darin verstaute. Ich schätze ihn auf Anfang 30. Er war Südländer, vielleicht Türke oder Grieche, mit einer markanten Nase und sehr kurzgeschnittenen schwarzen Haaren. „Hätten Sie sich eigentlich denken können, oder?“
    Saskia trug heute ein luftiges, knielanges Kleid aus einem dunkelroten Stoff mit einer dünnen, engen Strickjacke darüber, die ihre Oberweite optimal zur Geltung brachte. Ein ausgesprochen verlockender Anblick, wie ich zugeben musste – und ich wollte nicht in der Haut des Hausmeisters stecken, dem es vermutlich gleich ähnlich ergehen würde wie mir vor ein paar Tagen. Diese Frau zeigte gerne, aber sie tadelte auch gerne dafür.
    Umso mehr überraschte es mich, als sie nun mit honigsüßer Stimme sagte: „Das tut mir sehr leid, Herr …?“
    „Nennen Sie mich einfach Murat, Frau …?“
    „Saskia. Ich bin Saskia.“ Sie lächelte ihn freundlich an, senkte dann leicht den Kopf und warf ihm von unten einen Blick zu, der das flaue Gefühl in meinem Magen sofort wieder auflodern ließ – denn was darin lag, war alles andere als freundliche, professionelle Distanz. „Und ich fände es jammerschade, wenn du nun ganz umsonst den weiten Weg hierher gemacht hättest.“
    Ich sah, wie der Hüne sich mit der Hand über die kurzen Haare fuhr und sie erstaunt ansah; ihr Tonfall hatte also nicht nur für mich etwas eindeutig Zweideutiges.
    „Tja, also … äh … kann ich Ihnen … kann ich dir sonst noch bei irgendetwas helfen?“, fragte er.
    „Nun, das kannst du auf jeden Fall.“ Saskia setzte sich auf die Tischkante und fixierte diesen Murat; ihr Blick war unergründlich, es hätte der eines Rehs sein können, das nicht sicher ist, ob es bleiben oder fliehen soll – oder der einer Schlange, die eine Maus entdeckt hat und kurz davor ist, nach vorne zu stoßen. „Ich weiß nur nicht, ob du der richtige Mann dafür bist.“
    Als hätte sie damit einen Knopf gedrückt, begann sich mein Schwanz zu regen. Ich musste mich räuspern, weil mein Hals auf einmal trocken wurde.
    Murat schien dieses Problem nicht zu haben. Ich sah, wie ein Lächeln um seine Lippen spielte, das ebenso erfreut wie herausfordernd war. „Da mach dir mal keine Gedanken, ich bin ein Mann für jede Lage.“
    Als würde ich ein Tennisspiel verfolgen, flog mein Blick wieder zu Saskia zurück – genau in dem Moment, in dem sie sich vorbeugte, den Saum ihres knielangen Kleides ergriff und ihn aufreizend langsam nach oben streifte.
    Das. Passiert. Hier. Gerade. Nicht.
    Das ist vollkommen

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