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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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     A m Morgen legte sie Duran einen Zettel hin, auf dem sie ihm erklärte, sie sei früh aufgestanden und nach Washington gefahren, um Nikkis Post Zu holen — die Schecks, die Nikki ausgestellt hatte, und ihre Kreditkartenabrechnungen. Sie wollte gegen fünf zurück sein, mit zwei Steaks Lind Holzkohle für den Grill. Ihr fiel ein, dass er keinerlei Bargeld hatte, also ließ sie ihm zwanzig Dollar da.
    Besorgen Sie uns eine Flasche Cabernet? A.
    Was sie ihm nicht mitteilte, weil sie wusste, dass Duran dagegen wäre, war ihr Plan, zuerst zu Curtis Slough zu fahren. Sie hatte sich nicht großartig überlegt, was sie sagen würde. Aber irgendetwas musste geschehen. Sie konnte nicht einfach so verschwinden.
    Während sie durch die flache Landschaft fuhr und der Himmel allmählich heller wurde, dachte Adrienne darüber nach, was sie sagen könnte, und übte es beim Fahren, indem sie laut sprach.
    Sie werden es nicht glauben, Curtis, aber neulich Nacht ist etwas Unglaubliches passiert: Ich hab wie so oft auf meiner Pritsche im Hospiz geschlafen, wo ich für Alte und Schwache sorge ... Nein. Slough interessierte sich nicht die Bohne Für Alte und Schwache. Aber er legte großen Wert darauf, dass die Mitarbeiter seiner Kanzlei für katholische Wohltätigkeitsorganisationen spendeten. Wie wär's also mit: Curtis, mir ist die Heilige Jungfrau Maria erschienen, und ... Nein. Das klang auch nicht gut.
    Der Galgenhumor tat ihr gut, aber Tatsache war, dass viel von dem bevorstehenden Gespräch abhing. Ganz gleich, was sie sagte, es musste einfach überzeugend sein. Ich brauche einen Anwalt, sagte sie sich. Und nicht einfach bloß irgendeinen Anwalt, sondern einen Prozessanwalt. Aber sie hatte keinen. Und daher blieb ihr, so unangenehm es auch war, nichts anderes übrig, als bei der Wahrheit zu bleiben.
    Es war schließlich nicht ihre Schuld gewesen. Im Gegenteil, sie hatte letzte Woche Leib und Leben riskiert, um zur Arbeit zu erscheinen, und wäre fast dabei umgekommen. Und schließlich hatte sie bis zum Tod ihrer Schwester praktisch keinen Tag freigenommen. Im Gegenteil, sie hatte fast ein Jahr lang sechzig Stunden pro Woche gearbeitet, ohne Urlaub oder Krankmeldung, auch an Wochenenden und Feiertagen. Zugegeben, sie hatte die Zeugenvernehmung platzen lassen, aber Vernehmungen konnten ja neu angesetzt werden. Schlimmstenfalls hatte sie einigen Leuten Unannehmlichkeiten bereitet, was ihr sehr Leid tat, aber sie hatte schließlich keine andere Wahl gehabt.
    Und so ging es weiter, von sieben bis acht und acht bis neun. Sie übte ihren Auftritt, während sie durch die Vorstädte und schließlich über den Zubringer in die Stadt fuhr. Schließlich hatte sie sich alles genau zurechtgelegt.
    Das Haus von Curtis Slough war ein millionenschwerer Brocken in Spring Valley, einer paradiesischen Parklandschaft mitten im Herzen der Stadt. Adrienne war erst einmal dort gewesen, als sie Slough Akten aus dem Büro bringen musste. Sie wusste die Hausnummer nicht mehr, aber hier, in der teuersten Gegend Washingtons, gab es nicht viele Häuser — und Sloughs Haus war ein Anblick, den man nicht so leicht vergaß.
    Es war zweistöckig, mit dreiteiligen Bogenfenstern, und stand auf einer leichten Anhöhe hinter Buchsbaumhecken und einer kreisrunden Einfahrt, in deren Mitte ein kleiner Springbrunnen plätscherte. Adrienne parkte hinter Sloughs 700er BMW und stieg aus. Als sie auf die Haustür zuging, fühlte sie sich wie ein Kind am höchsten Punkt einer atemberaubenden Achterbahn, kurz vor dem Absturz.
    Mannomann, dachte sie und klopfte zaghaft an die massive Holztür. Vielleicht ist das doch keine so gute Idee, vielleicht —
    »Adrienne!« Slough stand plötzlich vor ihr und betrachtete sie mit unverhohlener Überraschung. »Na so was ...? Kommen Sie doch rein —hier draußen ist es ja eiskalt!« Er hielt die Tür auf, ließ sie herein und ging dann voraus ins Wohnzimmer. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Warten Sie einen Moment. Ich bitte Amorita, uns einen Kaffee zu bringen ...«
    Sie wartete nervös, betrachtete den chinesischen Teppich, die beiden Ohrensessel vor dem Kalksteinkamin und die Sammlung russischer Ikonen, bis eine hübsche Latino-Frau mit einem Silbertablett und Kaffeeservice hereinkam. Adrienne goss sich selbst eine Tasse ein und trank gerade einen Schluck, als Slough zurückkehrte.
    »Was liegt an?«
    »Tja also, das ist alles ziemlich kompliziert«, begann sie, »aber ich denke, ich muss mir eine Weile Urlaub

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