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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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Verstand — ihre Welt — eine Art Bühne, auf der andere ihre Möglichkeiten probten.
    Ramon erinnerte sie an die Post (die sie tatsächlich oben liegen gelassen hatte), und als sie wieder herunterkam, winkte er ihr zum Abschied zu. Sie überlegte, ob sie zu ihrer eigenen Wohnung fahren sollte, kam aber zu dem Schluss, dass es einfach zu gefährlich war. So war sie kurz nach sechs wieder in Bethany.
    Duran war gut aufgelegt. Sie erzählte ihm, dass sie in Nikkis Wohnung aufgeräumt hatte und dass das Gewehr verschwunden war, aber nicht von ihrem Treffen mit Slough. Sie schickte ihn zum Supermarkt, um einen Fertigsalat zu kaufen. Sie brieten die Steaks hinterm Haus auf dem Grill und machten die Flasche Cabernet auf, die er schon vorher besorgt hatte.
    Er war in Plauderlaune, fieberte den Antworten entgegen, die ihm die Operation zweifellos liefern würde. Ihm war etwas klar geworden: Solange er zurückdenken konnte, hatte er sich unwohl gefühlt, sobald er seine Wohnung verließ. Er erzählte ihr von den Panikattacken und der Platzangst, die ihn manchmal überfallen hatten. »Das ist weg«, sagte er. »ich hab das schon seit Tagen nicht mehr gehabt — seit wir ins Comfort Inn gefahren sind.«
    »Und woran lag das Ihrer Meinung nach?«, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Aber Sie haben doch die Apparate in dem Apartment nebenan gesehen, nicht?«
    Sie nickte.
    »Naja«, meinte er, »es könnte doch sein, dass die irgendeine Wirkung auf mich hatten?«
    Sie blickte ihn fragend an. »Wie meinen Sie das?«
    Er zuckte die Achseln. »Kann ich nicht genau sagen. Ich weiß bloß, dass ich mich ganz anders fühle. Besser. Ich bin mehr ich selbst.«
    Sie nickte nachdenklich, konnte sich aber die Bemerkung nicht verkneifen: »Und der wäre ...«
    Duran lächelte. »Wer auch immer.«
    Sie war im Bett, als sie es hörte, und dass sie es hörte, war verwunderlich. Wäre das Meer nicht so glatt und ruhig gewesen, hätte der Klang der Brandung es übertönt. Aber die Nacht war windstill, und sie war ruhelos und halb wach.
    Das Geräusch — ein schwaches, aber deutliches metallisches Quietschen — schien durch die Bodendielen zu dringen. Und aus irgendeinem Grund machte es ihr Angst. Da ist jemand unter dem Bett, dachte sie. Aber nein, das war verrückt. Sie lag im Dunkeln, bewegte sich nicht, lauschte angestrengt und erkannte bald, dass das Geräusch von weiter weg kam. Da ist jemand im Keller.
    Eine ganze Weile — ein oder zwei Minuten lang — war nichts zu hören. Sie hatte schon fast beschlossen, dass sie sich alles nur eingebildet hatte, als ihr plötzlich klar wurde, dass jemand vor ihrer Schlafzimmertür stand. Woher sie das wusste, hätte sie nicht sagen können. Es war nichts zu hören. Es hatte auch nichts mit dem Licht zu tun. Es war einfach ... eine Tatsache.
    Und dann öffnete sich die Tür. Sie hielt die Augen geschlossen, spürte aber, dass die andere Person sie beobachtete. Duran? Wer sonst? Aber sie hatte nicht das Gefühl, dass es Duran war. Sie hatte gerade mit ihm zu Abend gegessen, und wie merkwürdig er auch sein mochte, so etwas war ganz und gar nicht sein Stil. Es war jemand anders. Aber wer?
    Eine halbe Ewigkeit verging, wie es ihr vorkam, obgleich sie nicht wusste, ob diese Ewigkeit eine oder fünf Minuten währte. Sie meinte, wieder ein Geräusch zu hören — nicht von der Tür, sondern aus dem Keller. Hatte sie Halluzinationen? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wie auch immer ... es machte sie verrückt, so ruhig liegen zu bleiben. Und doch ... das Geheimnis, dass sie wach war, war ihr einziger Vorteil.
    Nach einer Weile öffnete sie die Augen einen winzigen Spalt weit, ließ die Lider wie im REM-Schlaf ein wenig flattern. Sie sah einen senkrechten Lichtstrahl zwischen Tür und Türfassung und eine Schulter im Gegenlicht. Dann schloss sich die Tür fast lautlos, und das Licht war verschwunden.
    Und das war alles. Sie konnte das Meer hören, das schwache Raunen der Brandung. Sie konnte sogar das ferne Dröhnen der Autos auf der A-1 hören. Sie lauschte auf Schritte im Haus, auf Geräusche aus dem Keller, auf den Klang der sich schließenden Haustür. Aber da war nichts, nur das Hintergrundgeräusch von Brandung und fernem Straßenverkehr. Sie hätte genauso gut in einer versiegelten Gruft liegen können.
    Also wartete sie, sah die Minuten auf der Leuchtanzeige ihres Weckers verstreichen. Endlich, nach sechs Minuten, hörte sie durchs Fenster ganz schwach ein Knirschen auf dem

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