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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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Ahnung, wovon Sie reden, Doc.«
    Ich rede vom Rhythmus eines blinkenden Lichts — einem Flackern —, das auf die elektrischen Rhythmen des Gehirns abgestimmt ist. Das ist eine Ankopplung.«
    »Okay, aber wir sind hier nicht in der Disco, Doc!«
    »Das ist mir klar. Aber Sie haben gesagt, dass er am Computer saß.«
    »Ja.«
    »Nun ... die meisten Monitore befinden sich in einem konstanten Flackerzustand — weil sie das Videosignal auffrischen.« Er stockte plötzlich und fragte: »Hatte diese Website irgendein Begleitgeräusch, oder war sie bloß —«
    »Es gab da ein Geräusch«, erklärte sie. »Elektronische Musik oder ... vielleicht war es bloß Lärm — egal, etwas war da jedenfalls.« Shaw schnaubte.
    »Was ist?«, fragte Adrienne.
    »Na ja, es könnte ein Problem mit dem Monitor gewesen sein, aber ... es könnte auch an der Website selbst gelegen haben. Ich meine, es ist ein klassisches Rezept ...«
    »Was ist ein klassisches Rezept?«
    »Wovon wir gerade sprechen — rhythmische Lichtblitze mit bestimmten Tonfrequenzen zu kombinieren.«
    »Um was zu erreichen?«
    »Einen Trancezustand herbeizuführen. Schamanen machen das seit tausenden von Jahren, indem sie um ein großes Feuer herum auf Trommeln schlagen. Obwohl mir der Gedanke ganz und gar nicht behagt, dass es da eine Website gibt, die...
    »Aber —«
    »Lassen Sie mich mit ihm reden«, schlug Shaw vor.
    »Wirklich?«
    »Ja. Ein Versuch kann nicht schaden.«
    Adrienne atmete einmal tief durch, drehte sich um und rief Duran. mit möglichst natürlicher Stimme zu: »Jeff — Dr. Shaw möchte Sie kurz sprechen.«
    Als er nicht reagierte, ging sie ins Wohnzimmer. Sobald sie in sein Gesichtsfeld trat, drückte er die Stumm-Taste und blickte zu ihr hoch. Sein Gesicht war ausdruckslos und starr, als trüge er eine Maske von sich selbst.
    »Anruf für Sie«, sagte Adrienne.
    Sie telefonierten lange, etwa zwanzig Minuten, wobei fast nur Shaw sprach. Duran saß mit geschlossenen Augen da und sagte ab und an mit leiser und undeutlicher Stimme »Mmm« oder »ja«. Schließlich nahm er den Hörer vom Ohr und gähnte herzhaft.
    »Adrienne? Dr. Shaw will noch mit Ihnen sprechen.« Seine Stimme klang normal, wenn auch müde. »Ich bin völlig erschossen«, er­ klärte er, als er ihr den Hörer reichte. »Ich glaub, ich hau mich aufs Ohr.« Er gähnte erneut, drehte sich um und verschwand Richtung Schlafzimmer.
    Adrienne blickte ihm verblüfft nach. »Was haben Sie gemacht?«, flüsterte sie aufgeregt ins Telefon.
    »lch hab ihn hypnotisiert«, antwortete Shaw.
    »Per Telefon?«
    »Ja. Es war gar nicht so schwer. Er war schon in Trance.« 
    »Und —«
    »Ich hab ihm noch ein paar posthypnotische Anweisungen mitgegeben. Ist er ins Bett gegangen?«
    »Ja.«
    »Gut. Morgen ist er wieder in Ordnung. Er wird sich erfrischt und putzmunter fühlen.«
    »Danke, Doc.«
    »Falls er noch mal irgendwelche Schwierigkeiten macht — ich glaube es zwar nicht, aber falls doch —, verlassen Sie das Haus. Gehen Sie auf Nummer sicher. Rufen Sie mich an, und ich kümmere mich darum.«
    Nachdem sie sich verabschiedet hatten, ging Adrienne in die Küche, trank ein Glas Wasser und kehrte dann ins Wohnzimmer zurück, um sich die Plastikfolie noch einmal anzusehen, um die sie mit Duran gekämpft hatte.
    Sie zog die Folie aus dem Computerhandbuch und sah, dass sie mit einem Gitter aus zahlreichen Rechtecken bedruckt war. Es mussten etwa zwei- bis dreihundert sein, so schätzte sie, und von der Größe her war die Folie offensichtlich dazu gedacht, genau über den Bildschirm von Nikkis Computer zu passen.
    Und tatsächlich. Sie passte genau. Es waren sogar kleine Löcher in jeder Ecke, mit denen sich die Folie auf den Monitor aufstecken ließ. Adrienne probierte es aus und sah, dass die Folie eine exakte, durchsichtige Abdeckung bildete.
    Sie ließ die Folie auf dem Bildschirm, schaltete den Computer ein, wählte AOL an und gab die Websitzadresse ein.
    Unbekannter Server
    Genau wie vorher. Und das Gitter, dessen dünne Linien kreuz und quer über die Fehlermeldung verliefen, gab ihr auch keine Anhaltspunkte. Sie seufzte. Duran musste eine andere Website aufgerufen haben, während sie im Bad gewesen war. Dann fiel ihr der Trick ein, den Duran ihr zuvor gezeigt hatte, und nach ein paar Fehlversuchen fand sie schließlich das Icon für zuvor aufgerufene Adressen. Sie wollte natürlich herausfinden, welche Website Duran angewählt hatte — die interaktive mit der »Hallo Jeffrey«-Nachricht.

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