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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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hielt inne und fasste zusammen. »Also: Was wir tatsächlich in der Hand haben — was wir der Polizei vorlegen könnten —, ist ein Detektiv, der nicht mehr da ist, ein Gewehr, das nicht mehr da ist, ein paar interessante Spuren und ein Foto von etwas, das in meinem Kopf steckte.«
    »Und Crane«, fügte sie hinzu. »Wir haben auch Crane. Er wurde ermordet, und wir können beweisen, dass Nikki hier war, als er umgebracht wurde.«
    McBride nickte. »Okay. Schön. Also, sagen wir, wir gehen mit unserer kleinen Einkaufsliste zur Polizei. Was dann? Was passiert dann?«
    Sie dachte eine Weile nach. Schließlich sagte sie: »Wenn wir Glück haben? Sie nehmen es zu Protokoll ... und dann heften sie's erst mal ab.«
    »Das denke ich auch«, sagte McBride. »Und wenn sie es sich wie­der vornehmen — falls das überhaupt passiert—, dann befinden wir beide uns schon längst auf demselben Stern wie Eddie Bonilla und Calvin Crane.«
    »Und Jericho?«
    McBride spürte, wie seine Schultern sich hoben und senkten, eher aus Hilflosigkeit denn aus Gleichgültigkeit. »Ich weiß es nicht, aber wir werden es wohl noch früh genug erfahren.«

38

                

              V ielleicht lag es am Wein, vielleicht daran, dass sie so in Gefahr waren. Vielleicht war es beides. Oder vielleicht war es einfach der richtige Zeitpunkt.
    Sie standen vor dem Motel und warteten, dass der Motor ausging. Aus irgendeinem Grund hatte er die Gewohnheit angenommen, noch weiterzulaufen, nachdem die Zündung ausgeschaltet war. Und da sie nichts dagegen tun konnten, wenn das passierte, blieben sie immer einfach neben dem Wagen stehen, bis der Motor stotternd ausging.
    »Ich kann es nicht fassen«, sagte Adrienne zu McBride, während sie warteten. »Diese Liste, überhaupt alles.« Die Luft war kühl. Palmen zitterten im Wind. Der Asphalt, noch feucht vom Regen, glänzte unter den Lampen auf dem Parkplatz. »Ich meine — ab und zu betrachte ich das Ganze wie aus der Distanz und denke, nein. Und dann denke ich an Nikki. In der Badewanne. Und an Eddie.« Sie blickte weg vom Motel. Autos zischten über die feuchte Straße. Ein blauer Lichtfleck von einer Leuchtreklame huschte im Zickzack über den Asphalt. »Die Kerze«, sagte sie. »Die Explosion in dem Haus in Bethany.« Er sah, wie sie eine Hand hob und die Finger sich in ihrem Haar verkrallten. Als müsste sie sich den Kopf festhalten. Er sah Tränen in ihren Augen glitzern. »Und dann ... die vielen Morde.«
    Schließlich hustete der Motor ein letztes Mal. »Ich weil?«, sagte McBride. »Es ist dunkel.« Er legte den Arm um sie.
    Bislang hatte jeder zufällige Körperkontakt zwischen ihnen Befangenheit ausgelöst, sodass sie Berührungen tunlichst vermieden — doch jetzt sank sie gegen ihn, zitternd, mit tränennassen Wangen. Nach einigen Sekunden hob er ihren Kopf und wischte ihr die Tränen ab. Und dann küsste er sie so zärtlich, wie er noch nie geküsst hatte. Ihre Lippen waren kühl, klamm wie die Luft, und sie schmeckte nach Mango. Es sollte ein harmloser Lieber-Onkel-Kuss oder so was Ähnliches sein, und das war es auch. Keusch. Sie wich ein Stück zurück, gab einen leisen Ton von sich: »Oh.«
    Und dann fanden ihre Lippen wieder zueinander, und diesmal war der Kuss leidenschaftlich. Es dauerte nicht lange, und dann lehnten sie gegen den Wagen, fuhren einander mit den Händen wild über die Kleidung, vergaßen, dass sie draußen im Freien waren. Bevor sie öffentlich Anstoß erregen konnten, rettete sie ein Paar, das aus einem der Motelzimmer kam. Die Frau, mit blonder Lockenmähne, stöckelte auf ihren Pumps daher und sagte laut zu ihrem Begleiter: »Willst du ein TicTac?«
    Adrienne musste lachen, ein leises Kichern, das aus ihr hervorperlte und nicht mehr aufzuhalten war. Zusammen taumelten sie zu ihrem Zimmer, lachend und voller Verlangen. Sie schafften es gerade noch, die Tür zu schließen, bevor sie übereinander herfielen.
    Die Kleidung erwies sich als unüberwindliches Hindernis, also ließen sie voneinander ab, um sich auszuziehen. »Wir machen einen Fehler«, sagte Adrienne mit sinnlich-erotischer Stimme und kriegte sich vor Lachen nicht mehr ein, während sie einen blitzschnellen Striptease vollführte.
    »Ich weiß«, keuchte er und schleuderte eine Socke durch den Raum.
    »Es macht alles nur noch komplizierter«, sagte sie weiter und warf sich aufs Bett.
    »Wir sollten noch warten«, erwiderte er und genoss eine Nanosekunde lang ihren wunderbaren Anblick, bevor er

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