Gefaelschtes Gedaechtnis
Ölembargo organisiert. Sein Neffe hat ihn bei einem Empfang erschossen, stand in der Gästeschlange. lch weiß noch, was in der Zeitung stand: Der König stand da, wartete auf den Kuss auf die Nase —«
»Was!?«
»Landessitte. Sein Neffe wartet, bis er an die Reihe kommt. Als es soweit ist, lässt er den Kuss weg und schießt ihm stattdessen in den Kopf.« McBride hielt inne und kramte weiter in seiner Erinnerung. »Der Neffe war Student an der San Francisco State, und nach dem Mord haben alle gesagt, er hätte den Verstand verloren — sogar die Saudis. Dann wurde ihnen klar, dass sie ihn nicht hinrichten konnten, wenn er verrückt war. Also haben sie ihn für geistig gesund erklärt und ihm den Kopf abgeschlagen.«
»Wieso weißt du das alles?«
»Ich hatte zwei Hauptfächer. Psychologie und neuere Geschichte.« Er nahm die Weinflasche und schenkte nach.
»Wir haben hier sechzig bis siebzig Namen«, sagte sie.
McBride nickte. »Einer oder zwei pro Jahr, bis zurück zum Anfang des Kalten Krieges.« Er sah auf die Liste und zeigte auf einen Namen. »Das ist der Typ, von dem ich vorhin erzählt habe. Der Gesundbeter.«
Sie blickte auf das Blatt, wo sein Finger neben einem unaussprechlichen Namen lag.
»Jewow doo Gwee-ma-rice«, sagte er.
Adrienne versuchte es bei ein paar anderen Namen. »Zia ul-Haq. Chung Hee Park. Olof Palme.«
McBride las weiter. »Wasfi Tal. Solomon Bandaranaike.«
Sie zögerte. »Und die wurden alle ermordet?«
»Die, die mir was sagen — ja! Park war Präsident von Südkorea. Der Chef seines Geheimdienstes hat ihn bei einem Dinner am Tisch erschossen. Palme war schwedischer Ministerpräsident. Er wurde erschossen, als er mit seiner Frau aus dem Kino kam.«
Adriennes Augen glitten die Liste hinab. »Ein paar von den Namen sind leicht«, stellte sie fest. »Willliam Tolbert.«
»Liberia«, vermutete McBride.
»Wer ist das da?«, fragte Adrienne.
McBride las den Namen. »Albino Luciano.« Er kam ihm irgendwie bekannt vor, aber ... nein. Luciano sagte ihm nichts. »Den können wir später nachschlagen«, sagte er und lehnte sich zurück. Wie Adrienne war er verblüfft über das, was sie gefunden hatten, und entsetzt über die Größenordnung. Eine Minute verstrich, dann. zwei. Ab und zu schüttelte McBride den Kopf und fluchte leise, ein verbittertes Lächeln auf den Lippen.
»Es ist bloß eine Liste«, sagte sie. »Sie beweist im Grunde gar nichts.«
»Stimmt.«
»Ich meine, es ist nur ein Packen Zeitungsartikel. Vielleicht hat er an irgendeinem Forschungsprojekt gearbeitet.«
McBride nickte. »Ja, wahrscheinlich. Wahrscheinlich hat er an einem Forschungsprojekt gearbeitet.« Er hielt inne. »Glaubst du das wirklich?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie. »Ich denke, es ist eine Abschussliste. Und ich denke, sie bedeutet, dass wir so gut wie tot sind.«
Er nickte nachdenklich und nahm ihre Hand. Sie sah verängstigt aus — war es ihr zu verdenken? Auch er hatte Angst. Wer auch nur über einen dieser Morde die Wahrheit wusste, musste damit rechnen, beseitigt zu werden.
»Jetzt weiß ich, was er gemeint hat«, sagte sie.
»Wer?«
»Shapiro. Er hat gesagt, es sei dunkel, aber weißt du was? Das war nur eine Mutmaßung von ihm. Er hat nicht gewusst, wie dunkel es in Wirklichkeit ist.« Sie wandte den Blick ab und schaute ins Leere. »Also — was machen wir jetzt?«
McBride schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich denke ... ich denke, ich trink noch was«, erwiderte er. »Überhaupt, du bist hier die Anwältin. Was meinst du, was wir machen sollen? Ich meine, was haben wir in der Hand, um uns an die Polizei zu wenden? Oder den Geheimdienst — irgendwen.«
Adrienne lehnte sich zurück. »Wir haben deine Krankenakte.« »Die ... was beweist?«
»Dass du eine neurochirurgische Operation hattest— und dass die Ärzte was gefunden haben.«
»Okay, was noch?«
»Bonilla. Man wird ihn inzwischen vermissen.«
»Weiter.«
Sie überlegte. »Das Gewehr.«
»Bloß ... wir haben das Gewehr nicht.«
»Aber ich kann sagen, dass ich es gesehen habe.« Sie zögerte und zuckte die Achseln.
»Was noch?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das wär's wohl schon. Da sind noch die Briefe, die wir gesehen haben — aber vor Gericht würden wir damit nichts erreichen. Sie sind eher Spuren als Beweise.«
McBride seufzte. »Das denke ich auch.«
»Und die Liste —«
»— ist nicht mal eine Liste. Bloß ein Haufen Zeitungsausschnitte. Die wir ebenfalls nicht haben.« Er
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