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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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du hättest deine Wohnung so gut wie nie verlassen — immer nur Fernsehen geguckt.«
    »Sie mussten mich doch irgendwie zurück in die Staaten bringen — ich meine, >Duran< musste zurück in die Staaten.«
    »Von wo?«, fragte sie.
    »Aus der Schweiz.« Er runzelte die Stirn. Seine Erinnerungen an die Zeit, als Lew McBride zu Jeff Duran mutierte, kamen langsam wieder. Er erinnerte sich an einen Rettungswagen und an kreisende Lichter. Er konnte sich nicht bewegen, aber er bewegte sich, rollte auf einer Trage irgendwohin. Und er konnte Leute reden hören, Leute mit einem schwyzerdütschen Akzent - dann Gunnar Opdahl, der leise sch-sch-sch machte, während Lew McBride dalag, die Augen auf die Decke des Raumes gerichtet, um Luft ringend. Manchmal, wenn McBride daran dachte, durchfuhr ein Zucken seinen Körper, als würde er einschlafen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Adrienne.
    »Ich musste an was denken.«
    »An was?«
    Er schüttelte den Kopf. Sie fragte nicht nach.

39

              

                D as Hotel Florida war sauber, wenn auch etwas herunter­ gekommen, und machte den Eindruck, als wäre es seit den siebziger Jahren nicht mehr renoviert worden. Die Einrichtung des Zimmers bestand überwiegend aus angeschlagenen schwarzen Resopalmöbeln, und auf dein Bett lag wie eine Wolke das herkömmliche voluminöse Schweizer Plumeau.
    »Du gewöhnst dich dran«, versprach McBride, als er sah, dass Adrienne zögerte.
    »Aber wieso heißt das Hotel >FloridaAlphornWilhelm Tell    McBride zuckte die Achseln und öffnete die Tür zum Balkon, wo ein bunt bemalter Blumenkasten totes Pflanzengewirr beherbergte. »Da hatte wohl jemand eine Vision«, sagte er.
    Von ihrem Zimmer im dritten Stock aus hatten sie einen Blick über die Seefeldstraße auf die Limmat und den Zürichsee. Zwei Straßen weiter parkte ihr Wagen nicht weit von der Straßenbahnhaltestelle. Alle paar Minuten fuhr lärmend eine schnittige neue Straßenbahn unter ihrem Balkon vorbei zum belebten Bellevueplatz. Als wieder eine quietschend um die scharfe Kurve bog, mit ihrem einzigen Scheinwerfer, dessen Licht sich im Dunst brach, schloss McBride die Balkontür und dämpfte den Lärm.
    Adrienne ließ sich aufs Bett fallen und gähnte. »Wie spät ist es?« 
    »Kurz nach neun.«
    »Das heißt?«
    »Drei Uhr morgens, richtige Zeit.«
    Sie gähnte wieder. »Ich bin völlig geschafft. Ich hab im Flugzeug kein Auge zugetan.« Was eine Untertreibung war. Adrienne hatte ungeheuer viel Energie darauf verwandt, die Maschine mittels Psychokinese sicher über den Atlantik zu bringen. Er wusste es, weil sie ihm ihre Nervosität spürbar auf den rechten Arm übertragen hatte. »Also, was steht an?«, fragte sie, während sie mit geschlossenen Augen tiefer in das Plumeau sank.
    »Was ansteht? Folgendes steht an: Zuerst schlafen wir aus, dann machen wir Shopping.«
    Sie rollte sich auf den Bauch und zog sich das Kissen unter die Wange. »Mm«, murmelte sie. »Eine gute Idee ...«
    Und schon war sie eingeschlafen.
    Er zog sich aus, legte sich neben sie und schloss die Augen. Es wäre unklug, Jagd auf Opdahl zu machen, solange er unter Jetlag litt und wie gerädert war. Er brauchte ein paar Stunden Schlaf ...
    Opdahl ... Er erinnerte sich, in einem Rettungswagen gewesen zu sein, aber er erinnerte sich nicht an die Verletzung — nur an das Licht, das an der Decke blitzte. Dann eine Bahre und Opdahl, der sagte: »Sie sind tapfer.« Aber er war nicht tapfer — nicht wirklich. Und Opdahl wollte ihm auch nicht gut zureden. Er spielte mit ihm. Amüsierte sich.
    »Lew. Lew!« Adrienne rüttelte ihn. »Du träumst. Wach auf.«
    Er schlug die Augen auf. Erleichterung durchflutete ihn. Er hatte von einem Mann mit einem Schlauch im Hals geträumt— kein realer Mann., sondern ein Mann ohne Gesicht. Oder ein Mann, dein das Gesicht abgerissen worden war. Der Mann war im Fernsehen, in Großaufnahme, und das Bild hatte ihm Angst eingejagt. Noch jetzt kriegte er es nicht aus dem Kopf: Das leere Gesicht blieb bei ihm, flimmerte vor seinen Augen, grobkörnig und bläulich. Die Augen des Mannes, vor Entsetzen aufgerissen, die geäderte Masse, wo sein Gesicht hätte sein müssen —
    Aber nein. Das war ein Traum. Und er war hier im Hotel Florida und sah Adrienne vor sich, die ihn besorgt betrachtete. Draußen vor den Fenstern fuhr ratternd eine Straßenbahn vorbei.
    »Gehen wir«, sagte er, »bevor die Geschäfte zumachen.«
    »Machen die hier mittags

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