Gefaelschtes Gedaechtnis
zu?«
»Ja — in der Regel für zwei Stunden.«
»Komisch«, murmelte sie, die noch nie in Europa gewesen war.
Die Frau an der Rezeption war von McBrides Deutschkenntnissen offenbar sehr angetan, als er sich nach einem Jagdgeschäft erkundigte. Sie nahm eine kleine Broschüre und zeichnete ihm mit Kuli den Weg auf dem Stadtplan ein.
»Was gibt's denn da?«, fragte Adrienne, als sie hinaus in die Kälte traten und in Richtung Zürcher Altstadt gingen.
»Jagdzubehör«, sagte er.
»So was wie Pfeil und Bogen, Angeln und —«
»Schrotgewehre. Ja, genau«, sagte er.
Sie gingen eine Weile weiter, bis Adrienne stehen blieb und sich ihm zuwandte. »Schrotgewehre?«, fragte sie. McBride nickte, und sie schlenderten weiter, über die Quaibrücke, die in die Altstadt führte. Erneut blieb Adrienne abrupt stehen. »Neulich — als du gesagt hast, du willst Opdahl umbringen, damit vor Gericht alles ans Tageslicht kommt — und ich soll deine Anwältin werden —, das war doch wohl Spinnerei, oder? Das war ein Witz. Ich meine — das hast du doch nicht wirklich vor!«
Er stützte sich auf die Brüstung und blickte auf den Zürichsee, wo ein Geschwader weißer Schwäne über die spiegelglatte Fläche glitt. Schließlich sagte er: »Willst du damit sagen, du hast keine Zulassung für Schweizer Gerichte?«
Sie schüttelte den Kopf. »Keine Chance. Spreche die Sprache nicht. Weiß nicht, wo ich bin.«
Er nickte nachdenklich und zuckte die Achseln. »Tja, war sowieso nur Gedankenspielerei.« Dann lächelte er. »Keine Bange«, sagte er, »ich erschieße schon niemanden — es sei denn, auf mich wird zuerst geschossen.«
Zwei Minuten später standen sie vor einem altmodischen Geschäft und blickten auf das Diorama einer Jagdszene, mit bellenden Hunden, galoppierenden Pferden und Männern mit Jagdhörnern. Sie traten ein und wurden von einem ausgestopften Bären begrüßt, der auf den Hinterbeinen stand. Hinter der Kasse an der Wand prangten. der Kopf eines Wildschweins und traurige Hirschgeweihe. Adrienne verdrehte die Augen. »Du kannst hier doch nicht einfach eine Flinte kaufen.«
»In der Schweiz geht das«, erwiderte er, während er die Handfeuerwaffen unter der Glastheke in Augenschein nahm. »Die Leute hier sind bewaffnet bis an die Zähne. Es gibt sogar ein Gesetz, dass jeder Mann zwischen zwanzig und vierzig oder so eine Schusswaffe besitzen muss .«
»Ach, hör auf! «
»Und nicht irgendeine Schusswaffe«, fügte er hinzu. »Ein Sturmgewehr. Das ist Gesetz.« Er hielt inne. »Hör zu«, sagte er, »ein Stück weiter die Straße rauf ist ein Kaufhaus. Könntest du mir da was besorgen?«
Sie nickte. »Klar. Was denn?«
»Gardinenstangen.«
Sie glaubte, sie hätte nicht richtig gehört, bat ihn, es zu wiederholen, was er auch tat. »Und was für Gardinenstangen?«
»Egal«, sagte er. »Hauptsache, sie sind verpackt und nicht länger als einen Meter fünfzig. Und ich könnte auch Packband gebrauchen.«
Bevor sie fragen konnte, ob er auch noch Gardinen und. Zierdeckchen haben wollte, kam ein älterer Verkäufer und fragte in fließendem Englisch, was er für sie tun könne.
McBride erwiderte das Lächeln des Mannes. »Ich suche eine Flinte«, sagte er. »Einen Vorderschaftsrepetierer mit Pistolengriff. Eine Art Polizeiflinte. Haben Sie so was?«
Adrienne reagierte, als hätte er nach einem Pornofilm gefragt. Sie drehte sich auf dem Absatz um und marschierte hinaus, um sich auf die Suche nach dem Kaufhaus zu machen.
Als sie eine halbe Stunde später zum Hotel zurückgingen, beschlossen sie, sich noch irgendwo wärmere Sachen um Anziehen zu kaufen. Es schneite leicht, und die Luft war klamm und kalt. Zum Glück war die Seefeldstraße ein richtiges Einkaufsparadies. In einer Boutique fand Adrienne einen wadenlangen Designermantel, taubengrau mit Kapuze, einen langen Chenille-Schal und ein Paar Handschuhe aus weichem Leder. Alles war kräftig reduziert, aber insgesamt gab sie ein kleines Vermögen aus.
Dann war McBride an der Reihe. Zu Adriennes Überraschung ging er nicht ins erstbeste Herrenbekleidungsgeschäft, sondern suchte sich einen etwas ausgefalleneren Secondhandladen. Als er einige Minuten später wieder herauskam, trug er eine Strickmütze, eine khakifarbene Armeejacke und Doc Martens, die schon bessere Zeiten gesehen hatten.
Adrienne verzog das Gesicht. »Das muss ja ein Vermögen gekostet haben.«
»Guter Geschmack ist nun mal etwas teurer«, erwiderte er.
Kurz darauf tauchten sie in die
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