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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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Brandschutzsysteme in den Capitol Towers geäußert. »Wenn hier mal Feuer ausbricht, dann ist das nicht zu löschen. Ich rate Ihnen, Ihre Sicherheitsdisketten und Bänder im Gefrierfach aufzubewahren«, sagte er. »Auch wichtige Papiere. Da sind sie sicher. Ein Kühlschrank ist wasserdicht und brandsicher.«
    >Jeffrey Duran< hatte keine Sicherheitsdisketten angelegt. Aber er besaß einen Pass und zwei Kreditkarten, die er nie benutzte, und die Sachen hatte er demonstrativ im Beisein von de Groot in einen Gefrierbeutel mit Zip-Verschluss getan und unter einer Eiswürfelschale im Gefrierfach versteckt. Wie McBride gehofft hatte, war de Groot davon sehr angetan gewesen, was dem Vertrauensverhältnis zwischen Therapeut und Klient gut tat.
    McBrides Pass war auf den Namen Jeffrey Duran ausgestellt und den würde er in Europa benutzen müssen. Für die Wiederherstellung seiner richtigen Identität stand ihm noch ein bürokratischer Albtraum bevor.
    Als er in die kreisförmige Zufahrt vor den Capitol Towers einbog, bat er Adrienne, im Auto zu warten. Sie wollte nicht, aber inzwischen wusste er, wo ihre Schwachstellen lagen. »Die schleppen sonst den Wagen ab«, sagte er, als er die Tür öffnete und ausstieg.
    Der Sicherheitsbedienstete am Empfang war ein junger Mann mit Buddy-Holly-Brille, und er erkannte McBride, was gut war. » Hallo, Mr. Duran — wo haben Sie denn gesteckt? Wir haben Sie ja schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.«
    »Ich war ein paar Tage in Florida«, erwiderte McBride.
    »Super!«
    »Ja, das war's wirklich — schön, mal wieder in Shorts rumzulaufen, wissen Sie?«
    »Sie Glückspilz.«
    »Aber jetzt kommt es mir schon wieder so vor, als wäre ich nie weg gewesen.« Sie lachten. »Sagen Sie, haben Sie vielleicht einen Zweitschlüssel? Ich hab meinen in der Wohnung gelassen.«
    »Kein Problem«, sagte der junge Mann, bückte sich, schloss einen Schrank auf und nahm einen Schlüssel heraus. »Vergessen Sie nur nicht, ihn zurückzubringen, okay?«
    »Zehn Minuten«, erwiderte McBride, nahm den Schlüssel und ging zum Fahrstuhl, wo er sich noch einmal umblickte, um zu sehen, ob der junge Mann gleich zum Telefonhörer gegriffen hatte. Nein, er stand einfach da und lächelte.
    Kurz darauf trat er im fünften Stock aus dem Lift und ging langsam zu seiner Wohnung. Er machte sich Gedanken wegen des Typen von nebenan — Barbera —, doch seine Sorge erwies sich als unbegründet. Die Tür zur Nachbarwohnung war angelehnt, und von drinnen drang eine Country-and-Western-Melodie. In der Luft lag starker Farbgeruch. Im Vorbeigehen warf McBride einen Blick hinein und sah einen dürren kleinen Mann mit Rauschebart auf einer bespritzten Abdeckfolie stehen und die Decke weiß streichen. Ansonsten war die Wohnung leer. Alles war verschwunden: das graue Drahtgeflecht, der Tisch, die Schrankkoffer, die elektronischen Apparate und der Aeron-Stuhl. Von Hector Barbera war nichts mehr da — bis auf den schwachen, widerlichen Geruch nach verwesendem Fleisch vielleicht, der von den beißenden Dämpfen von Farbverdünner und Reinigungsflüssigkeiten überlagert wurde.
    Trotz der Erleichterung über die leere Wohnung spürte er auch einen Stich Enttäuschung. Barbera hätte ihm so einiges erzählen können ...
    Seine eigene Wohnung wirkte auf den ersten Blick genau so, wie er sie verlassen hatte. Bei näherem Hinsehen stellte er allerdings fest, dass bis auf ein paar Bücher nirgendwo ein Stück Papier vorhanden war. Alles, was auch nur irgendwie beschriftet war — Rechnungen, Notizen, Einkaufslisten und Speisekarten von Restaurants mit Lieferservice —, war verschwunden. Ebenso der Computer und die Fotos von seiner falschen Familie. Mit anderen Worten alles, was ihn mit dem »Programm« hätte in Verbindung bringen können. Es war nichts mehr da.
    Doch der Pass und die Kreditkarten lagen noch immer im Gefrierfach unter der Eiswürfelschale. Er blickte sich noch einmal um, spürte, dass er, ganz gleich, was geschah, nie wieder hierher zurückkehren würde. Dann packte er ein paar Sachen in eine Reisetasche und verließ die Wohnung.
    In einem Cybercafé ergatterte Adrienne per Internet zwei günstige Tickets bei Swissair, die nicht im Voraus bezahlt werden mussten. Sie kosteten jeweils 484 Dollar, Hin- und Rückflug, einschließlich Taxe — ein echtes Schnäppchen gemessen an den 55 Dollar für das Taxi zum Flughafen.
    »Wofür hast du eigentlich einen Pass gebraucht?«, fragte sie, als sie im Taxi saßen. »Ich dachte,

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