Gefaelschtes Gedaechtnis
Stufen.«
»Und was dann?«
»Ich bin in einem Raum ... im Himmel.«
»Was für ein Raum?«
»Wie ... ein Auditorium.«
»Und was machst du?«
»Nichts.«
»Warum nicht?«
»Ich kann mich nicht bewegen«, sagte der Holländer. »Ich drehe mich in der Luft.«
»Was?«
»Ich drehe mich langsam in der Luft.«
»Warum?«
»Ich werde ausgestellt ... wie ein Insekt ... in einer Vitrine. Einer Glasvitrine. «
»Bist du allein?«
De Groot schüttelte den Kopf. »Um mich herum sind Sitzreihen. Und die gehen immer höher, Reihe um Reihe.«
»Sitzen Leute in den Reihen?«, fragte Duran.
Kopfschütteln. »Ich kann nichts sehen. Das Licht ist so hell — da sind bloß Formen.« Plötzlich verkrampfte de Groot sich und fing an, sich hin und her zu werfen.
»Was ist los?«
De Groot antwortete zwischen zusammengepressten Zähnen.
»Man macht sich an mir zu schaffen.«
Duran blickte verwirrt. »Was soll das heißen?«
»Hab ich doch gesagt! Man macht sich an mir zu schaffen.«
»Wie?«
»Ich werde untersucht von ... Ich weiß nicht, von wem ... Ich weiß nicht, was die sind.«
»Ärzte?«
»Nein!«, schleuderte de Groot ihm entgegen, seine Stimme schlagartig laut und verstört. »Keine Ärzte. Figuren! Gestalten. Ich will nicht hinsehen.«
»Warum ... läufst du dann nicht weg?«
»Ich kann mich nicht bewegen. Das Licht lässt es nicht zu. Es hält mich in der Luft fest.«
»Und was machen die Gestalten? Was passiert?«
»Sie ... führen Instrumente ein.«
»Wo?«
»In meine Nase. Den Mund. In jede Öffnung.« De Groot verzog das Gesicht und presste die Augen fest zu.
»Ja?«
»Es fühlt sich schrecklich an.«
»Was?«
»Ich soll mich nicht erinnern«, murmelte de Groot. »Zu meinem eigenen Besten. Ich soll mich nicht erinnern.«
Duran ließ nicht locker.
»Es ist in Ordnung, sich zu erinnern, Henrik. « Er legte eine Hand auf die Schulter seines Klienten. »Es ist gut, sich zu erinnern. Aber du musst dich entspannen. Du musst atmen. So ist gut. Konzentriere dich nur auf das Atmen. Hier bist du sicher. Du bist nicht mehr in dem Licht: Du bist auf einem Felsen am Wasser. Du hörst die Wellen um den Felsen plätschern. Ein leichter Wind weht. Und Möwen kreisen am Himmel ...« Duran ließ ihn eine Weile daran denken, und dann: »Jetzt lass uns zu dem anderen Ort zurückgehen, dem Ort im Licht. Aber hab keine Angst. Ich bin bei dir. Ich möchte, dass du mir von den Instrumenten erzählst ... wie sehen sie aus?«
»Röhren.«
»Und woraus sind die?«
»Glas. Metall.« Wieder schauderte de Groot.
»Was ist los?«
»Sie sind kalt. So kalt ... sie kleben an meiner Haut - und sie brennen.«
»Und was machen sie mit ... den Instrumenten?«
De Groot holte tief Luft und erbebte. »Sie stecken sie in mich hinein.«
»Wo?«
»Nein. «
»Henrik — es ist zu deinem eigenen Besten.«
»Aber du weißt es doch!«
»Natürlich weiß ich es, aber du musst es mir sagen.«
De Groot schüttelte den Kopf.
»Wo?«, beharrte Duran.
»In meinen Penis! Meinen ... Hintern.«
»Aber warum? Warum machen sie das, Henrik? Weißt du es?«
Der Holländer nickte. »Sie füttern den Wurm«, sagte er. Plötzlich wimmerte de Groot auf, und sein Gesicht verzerrte sich in einer Mischung aus Trauer und Schmerz.
Duran warf einen Blick auf seine Uhr. Zu seiner Verblüffung sah er, dass fünfzig Minuten vergangen waren. »Okay, Henrik, das ist genug. Das ist genug für heute.«
Er holte den Holländer zurück ins Wachbewusstsein, enttäuscht, dass es ihm noch immer nicht gelungen war, das Trauma aufzudecken, das de Groots Wahnvorstellung zugrunde lag. Er musste de Groot zum Durchbruch verhelfen und den Prozess der Sublimation umkehren, der diese absurde Geschichte von einer Entführung durch Außerirdische hervorgebracht hatte (wenn es das tatsächlich sein sollte). Wie die Dinge derzeit standen, wurde de Groot durch ein Ereignis gequält, das sein Geist verschlüsselt hatte. Er hatte die Erinnerung daran in etwas anderes transformiert.
Der Holländer setzte sich auf, blinzelte und sah sich um. »Was ist passiert?«, fragte er, die Stimme dunkel vor Argwohn.
»Sie waren prima«, erklärte Duran. Dann schaltete er den Kassettenrekorder aus und erhob sich. »Wir sind ein gutes Stück vorangekommen. «
Zu seiner Verwunderung blieb de Groot, wo er war, trommelte die Fingerspitzen gegeneinander, lauschte oder dachte nach oder beides. Schließlich hievte er sich hoch und lächelte. »Seltsam«, sagte er. »Ich fühle mich
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