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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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kein bisschen besser.«

4

                N ico wohnte in einer Dreizimmerwohnung in The Watermill , einer Apartmentanlage in Georgetown, ganz in der Nähe der M Street, wo der C&O-Kanal seine Reise hinaus in die Vororte in Maryland und darüber hinaus beginnt. Das Gebäude war modern und elegant, hatte ein ordentliches Sicherheitssystem, einen hübschen Blick über den Potomac und geräumige Balkone, die vor Pflanzen nur so überquollen.
    An diesem Morgen hatte sie lange geschlafen, und als sie endlich aus dem Bett stieg, stand Jack praktisch schon das Wasser in den Augen. Er kläffte ein paar Mal vorwurfsvoll, als sie sich schnell anzog. Schließlich griff sie sich eine Plastiktüte, stopfte sie in ihre Tasche und strebte Richtung Fahrstuhl, wobei Jack kräftig an der Leine zog, während er über den mit Teppich ausgelegten Flur hechelte.
    »Morgen, Ms. Sullivan.«
    Ramon, der Portier, war ein ambitionierter Schauspieler, der jede Woche neue Akzente übte. Seit neuestem versuchte er, einen Südstaatenbutler zu mimen, brachte aber eher eine groteske Mischung aus Vivian Leigh und Antonio Banderas zu Stande.
    »Hallo Ramon!«
    »Und Ihnen auch, Master Kerouac.« Der Portier bückte sich, um den Hund, einen Jack-Russell-Terrier, zu streicheln, der Ramons Aufmerksamkeit mit einer Reihe beeindruckender Senkrechthüpfer belohnte.
    »Na, na«, sagte Nico. »Beruhig dich wieder, Jacko.«
    »Lebhaftes Tierchen«, bemerkte Ramon, noch immer mit seinem Plantagentonfall.
    Nico lächelte. »Kann man wohl sagen. Was gibt's Neues?«
    Ramon wurde nahtlos wieder er selbst. »Hab ich Ihnen schon erzählt, dass mir eine Rolle in dem Scorsese-Film angeboten wurde, der im District gedreht wird?«
    »Das ist ja toll. Herzlichen Glückwunsch.«
    »Na ja, so toll nun auch wieder nicht. Ich meine, es ist bloß eine Statistenrolle. Aber raten Sie mal, was ich da spiele — einen Portier.«
    Nico wusste nicht recht, was sie sagen sollte, also sagte sie: »Hee!« Jack zerrte an der Leine, zog sie in Richtung Tür. »Da ist eindeutig ein Glückwunsch angebracht.«
    »Die Sache ist bloß, ich weiß nicht, ob ich annehmen soll. Ich müsste drei, vielleicht vier Tage freinehmen. Wahrscheinlich flieg ich raus. Also, was meinen Sie? Soll ich es machen?«. Er warf ihr einen flehenden Blick zu.
    »Jack!«, sagte sie. »Lass das.« In Wahrheit hatte Jack sich schon beruhigt und saß still zwischen ihnen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, und benutzte den Hund als Ablenkung, um dem Blick des Portiers auszuweichen. Sollte er seinen Job für eine kleine Rolle riskieren, die vielleicht den letzten Schnitt nicht überstand? Ramon nahm seine Schauspielerkarriere sehr ernst, aber Tatsache war, dass er anscheinend nicht sonderlich begabt war. Also war es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn er einen Portier spielte. Andererseits, war es sinnvoll, seinen richtigen Job aufzugeben, nur um das Gleiche vor der Kamera zu spielen? Endlich sagte sie: »Riskieren Sie's.«
    »Ehrlich?«
    »Hundertprozentig. Ich habe mal im Fernsehen so was Ähnliches gesehen, und da hat so ein Typ gesagt, wenn man seiner Berufung folgt, kann man gar nicht falsch liegen.«
    »Meiner Berufung? Sie meinen, das, was mich glücklich macht? Wie die Schauspielerei?«
    »Genau.«
    Ramon verzog das Gesicht. »Ich weiß nicht. Meinen Job mag ich nämlich auch. Das Trinkgeld ist nicht übel, wissen Sie. Und bald ist Weihnachten, dauert nicht mehr lange. Paar Monate noch.«
    Nico zuckte die Achseln. »Vielleicht finden Sie. ja jemanden, der für Sie einspringt. Und überhaupt, wo wollen die denn jemanden finden, der so verlässlich ist wie Sie? Wissen Sie was? Besorgen Sie sich eine Vertretung, und Ihnen passiert nichts.«
    »Meinen Sie?«
    »Allerdings.«
    »Okay! Ich mach's. Ich folge meiner Berufung.«
    »So ist recht! «
    Er hielt ihr die Tür auf. »Meinen Sie, wenn ich Victor bitte, meinen Sie, er würde mich vertreten?«
    »Klar. Er ist doch ein Freund von Ihnen, oder?«
    »Ich denke schon ...«
    »Na, dann ist doch alles klar.«
    Draußen gingen Nico und Jack die Stufen zu dem Pfad hoch, der am Kanal entlangführte. Jack widmete sich seinem komplizierten, nahezu fanatischen Schnüffel- und Pinkelritual, während Nico das trübe Wasser betrachtete und ihren Gedanken nachhing.
    Auf dem Rückweg band sie Jack vor Dean & DeLuca's an einer Parkuhr an und ging in den Laden, um Käse, Baguette und eine einzelne, vollkommene Tomate zu kaufen. Als sie kurz darauf mit ihrer kleinen

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