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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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Radio richtig wahr­ zunehmen, das Songs aus ihrer Kindheit spielte. Der Wagen war ein kirschrotes BMW-Kabrio, ein Z-3 mit neuen Michelin-Reifen und einem Superradio, das anscheinend auf die Vergangenheit eingestellt war. Nico nahm die Sonnenbrille ab, schaltete den Tempomat ein - sie wollte nicht rasen - es wäre dumm zu rasen - und drückte den Suchknopf am Radio.
    Leichte Unterhaltungsmusik. Country. Oldies. Salsa.
    Ein Oleanderfarbenmeer säumte den Highway, der sich durch eine sonnenverbrannte Landschaft erstreckte, flach wie ein Billardtisch, schäbig und bezaubernd zugleich.. Baufällige Häuser kauerten neben der Straße unter Baldachinen aus immergrünen Eichen, an denen lange Bartflechten — spanisches Moos — wehten. Hier und da Südstaatenfahnen und rosa Flamingos. Leichenhallen und Pflegeheime. An der Straße ein Stand, der gekochte Erdnüsse anbot, auf Cajun-Art oder normal.
    Florida, dachte sie, schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen hinter ihrer Ray-Ban.
    Der Zauber lag in diesem Licht und in dem strahlend blauen Himmel. Er lag in der pastelligen Verheißung der Golfküste nur wenige Meilen westlich, und er lag auch in Nico. Ebenso wie das Auto, das sie fuhr, war Nico ein Meisterwerk, schnell und teuer.
    Sie war mit dem Zug von Washington nach Orlando gekommen, wo der BMW schon auf dem Parkplatz des Bahnhofs auf sie wartete. (Sie wäre lieber geflogen - sie flog gern -, aber unter den gegebenen Umständen, mit dem ganzen Gepäck und so, wäre Fliegen unpraktisch gewesen, war Fliegen völlig ausgeschlossen.) Sie hatte die Interstate 4 zum Tamiami Trail genommen und war dann kurz vor Tampa Richtung Süden abgebogen. Das war Florida von seiner hässlichen Seite, nichts als billige Einkaufszentren und Trailer-Parks und Parkplätze und Tankstellen.
    Aber das alles änderte sich allmählich, als sie den Trail hinter sich ließ und nach Westen auf den Damm zufuhr, der Anna Maria Island mit dem Festland verband. Zunächst war noch alles beim Alten, die typische Ansammlung von Shoney's Restaurants, Wal-Marts und Exxon-Tankstellen. Als sie an einer Ampel hielt und kurz nach rechts blickte, sah sie erschreckt eine verwahrloste Frau auf dem Bürgersteig liegen, gleich neben einem Einkaufswagen, auf dem sich Plastiktüten türmten, die allem Anschein nach mit Müll gefüllt waren.
    Die Ampel sprang auf Grün, und Nico fuhr weiter ihrem Ziel entgegen: einem Bollwerk der Reichen, einer Insel, nur wenige Meilen nördlich von Sarasota, üppig bewachsen und übersät mit türkisfarbenen Swimmingpools und smaragdgrünen Golfplätzen. Dort erstreckten sich sündhaft teure Villen und luxuriöse Apartmentanlagen an einem schimmernden hellen Strand, der, aus der Luft betrachtet, den Eindruck erweckte, als wären die Konturen der Insel mit einem gelben Textmarker nachgezeichnet worden.
    So dachte sie zumindest. Sie war noch nie dort gewesen. Wenigstens glaubte sie nicht, dass sie schon einmal dort gewesen war. Aber sie hatte Bilder und Broschüren gesehen. Und es sah wunderschön aus. Longboat Key - das Florida, von dem der alte Geldadel träumte.
    Einem Hinweisschild mit der Aufschrift La Resort folgend, bog Nico in einen von Palmen gesäumten Boulevard ein, der vor dem Eingang einer lang gestreckten Villa mit apricotfarbenen Mauern endete. Sie machte den Motor aus, streckte ihre langen Beine und stieg unter den hingerissenen Blicken des Hotelpagen aus.
    »Werden Sie bei uns wohnen?«
    »Ich hoffe es«, sagte sie, warf ihm die Schlüssel zu und sprang die Stufen zur Rezeption hoch, wo sie ein junger Mann freundlich begrüßte, der anders als sie klimaanlagengerecht gekleidet war: weißes Hemd und Krawatte, Khakihose und Blazer.
    »Brr«, entgegnete sie mit einem leicht verzerrten Lächeln.
    Der junge Mann lachte und schob eine Anmeldekarte über die Empfangstheke. Wie der Page sah er gut aus, mit kurz geschnittenem blonden Haar und blitzenden blauen Augen. Über der linken Brusttasche seines Blazers war das Logo von La Resort, eine rosa und cremefarbene Orchidee, flankiert von Palmwedeln.
    »Haben Sie reserviert?«
    »Ja«, sagte sie. »Ich bin Nico Sullivan. Nicole.«
    »Wenn Sie das bitte ausfüllen würden«, sagte er. »Ich registriere Ihre Kreditkarte, und dann kann Travis Ihr Gepäck auf Ihr Zimmer bringen.« Er nahm eine Broschüre aus einem Kunststoffständer, drehte sie um und zeichnete mit einem Stift eine Linie von Sie sind hier zu einem Gebäude namens Flagler Tower . Dann tippte er etwas in seinen

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