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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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drumherum war matschig vom Regen und mit rostbraunen Nadeln bedeckt, die nach Weihnachten rochen. Duran starrte:
    Jeffrey Aaron Duran
    geb. 25. August 1968
    gest. 4. April 1970
    Der Anblick des Grabsteins war wie ein Schlag in die Magengrube. Er raubte ihm den Atem, und einen Moment lang hatte er Angst, sich umzuschauen, Angst, auf beiden Seiten von ihm wäre nichts - die Welt, wie er sie kannte, wäre eine bloße Halluzination, ein Artefakt seines verwirrten Geistes. Duran war zutiefst erschüttert und konnte nicht reagieren, als eine Windböe den Schirm erfasste und mitriss. Reflexartig drehte er sich um und sah zu, wie der Schirm wie ein Rad den Hügel hinabrollte, dankbar, dass da doch ein Hügel war, ein Schirm, ein Friedhof.
    Inzwischen konnte ihn nichts mehr überraschen, so dachte er zumindest, bis er etwas bemerkte, was ihm sofort hätte auffallen müssen. Er stand nämlich an einem Familiengrab. Zum zweiten Mal binnen kurzem geriet die Welt ins Taumeln, als sein Blick auf einen Granitsockel fiel, von dem ein Engel aufragte, der die Flügel angelegt, die Augen gesenkt hielt. Unterhalb des Engels waren die Namen seiner Eltern in Stein gemeißelt — und wie er waren sie 1970 gestorben.
    Die Worte auf der Sterbeurkunde gingen ihm durch den Kopf: Schweres Schädel-Hirn-Trauma. Also nicht Kohlenmonoxyd. Und nicht Nantucket, sondern Carlisle, Pennsylvania.
    Er drehte sich um und ging langsam durch den Regen, bis er völlig durchnässt wieder im Friedhofsbüro ankam, wo er den Wärter bat, ihm ein Taxi zu rufen.
    Der Mann blickte langsam und wie ein Reptil von seinem Schreibtisch auf. Als er Durans Miene sah, machte sich auf seinem Gesicht ein böses, schadenfrohes Grinsen breit. »Was ist los? Haben Sie ein Gespenst gesehen?«

14

                E s war wirklich unfair.
    Die ganze letzte Woche war Adrienne jeden Tag bis Mitternacht im Büro gewesen, um die beeidigten Zeugenaussagen vorzubereiten. Und jetzt war sie einmal zu spät gekommen — und schon quatschte Sloughs Sekretärin ihr zunehmend zynischer werdende Nachrichten auf die Voicemail. Der Gipfel des Ganzen: »Was ist — kommen Sie heute gar nicht mehr ins Büro?«
    Miststück.
    Adrienne sah auf die Uhr. Es war zehn Uhr morgens — nicht zwei Uhr nachmittags. Sie holte tief Luft, zählte bis fünf und wählte Sloughs Durchwahlnummer. Die Empfangssekretärin meldete sich und sagte, die Leitung sei besetzt, und stellte sie durch in die Warteschleife.
    Während sie wartete, sah sie die Akte über Dante Esposito durch, einen der »Asphalt«-Experten der Stadtverwaltung. Soweit sie erkennen konnte, würde Esposito aussagen, dass der fragliche Asphalt vermutlich anders war als die Mischung, die normalerweise verwendet wurde. (Nicht gut.)
    Als Slough endlich in der Leitung war, ließ sein heiterer Tonfall keinen Zweifel daran, dass er vergessen hatte, warum (oder sogar dass) er sie sprechen wollte. Womit Adrienne am Zug war, denn Slough war bekannt dafür, dass er andere für seine Unzulänglichkeiten verantwortlich machte.
    »Ich hab Ihre Nachrichten erhalten«, sagte sie zu ihm, »und ich habe die Dokumente, die Sie wollten. Soll ich Sie zu Ihnen hochschicken?«
    »Wäre nicht schlecht. Irgendwas Brauchbares dabei?«
    Sie zögerte. »Nun ... ich habe diverse Prüfungsberichte — und sie fallen sehr gut für uns aus. Nach Ansicht der Experten ist die Arbeit einwandfrei ausgeführt worden. «
    Slough brummte anerkennend, schränkte dann jedoch ein: »Tja, das ist zwar alles gut und schon, aber wir haben es immer noch mit Esposito —«
    »Ja, aber die endgültige Abnahme hat ein Mann namens McEligot durchgeführt. Er ist inzwischen im Ruhestand, aber er ist derjenige, der Esposito überhaupt eingestellt hat. Ich habe gestern Abend mit ihm gesprochen, und laut McEligot war die Mischung einwandfrei. Also —«
    »Ausgezeichnet! Hervorragend! Wir machen sie fertig.«
    Eddie Bonilla holte sie um halb eins zum Mittagessen ab. Er hatte gesagt, er hätte eine glänzende Idee, über die er gern mit ihr sprechen würde — und nicht nur das, er wollte sie einladen.
    Er wartete auf sie in seinem zerbeulten Camaro. Adrienne stieg ein. Eddie ließ den Motor aufheulen und jagte hinaus in den Verkehr.
    Adrienne lehnte sich zurück und schloss die Augen. Eigentlich war sie gern Beifahrerin. Es erinnerte sie an die Ausflüge mit ihren Eltern, als sie klein war. Sie und Nikki. Die an die Scheibe hauchte, damit sie beschlug und sie daran malen konnten. Sie musste an die

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