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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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Fahrten zum Lake Sherando denken, wo sie fünf Jahre hintereinander in den Ferien gezeltet hatten. Deck und Marlena vorn, sie und Nikki (und der ganze Krempel, der nicht in den Kofferraum passte) eingezwängt hinten — dazu noch die Katze in ihrem Tragekorb.
    Als sie am Washington Monument vorbeikamen, erinnerte Adrienne sich daran, wie Nikki einmal die Reste von einem Fischsandwich, das stundenlang in der Sonne gelegen hatte, an Cupcake verfüttert hatte. Die Katze musste sich übergeben — Himmel, was für ein Gestank! Es gab viele Ausflüge mit dem Auto, und sie waren immer gleich: lang und langweilig - aber auch sehr lustig. Manchmal sagten sie Kinderverse auf, und einer ging so: Ich packe meinen Koffer, und was tu ich rein ...?
    »Eine Waffe.«
    »Was?« Bonilla sah sie stirnrunzelnd an.
    Sie schaute sich um. Sie fuhren gerade an der Library of Congress vorbei. Sie hatte nicht gemerkt, dass sie laut gedacht hatte. »Meine Schwester hatte eine Waffe«, sagte sie. »Ein Gewehr.«
    Bonilla zuckte die Achseln. »Viele Leute haben eins. Ich auch. Sogar zwei.«
    Adrienne war nicht überrascht. Bonilla traute sie zu, dass er ein ganzes Waffenarsenal hatte. Vielleicht sollte sie ihm das Gewehr ihrer Schwester zeigen, dachte sie. Ihn nach dem Schalldämpfer fragen — und was sie mit der Waffe machen sollte. Sie war sich ziemlich sicher, dass es illegal war, so eine Waffe zu besitzen. Aber stattdessen fragte sie: »Wohin fahren wir eigentlich?«
    »Ins Mangialardo's. Da gibt's gute Clubsandwiches.«
    Adrienne schaute zum Fenster hinaus. Sie kamen jetzt an einer Art entmilitarisierter Zone vorbei, einer heruntergekommenen Pufferzone zwischen Schwarzen - und Yuppie-Vierteln. Da fiel ihr ein, dass sie ihn nach der »Vermögenssuche« fragen wollte.
    »Ach ja. Hab ich ganz vergessen.« Er schwenkte den Kopf hin und her, kein richtiges Schütteln. »Da gibt's so einen Typen in Florida - Informationsbroker nennt er sich. Man gibt ihm einen Namen oder eine SVN, er gleicht sie bei allen Banken, Maklern und Versicherungen im Land ab.«
    »Klingt illegal.«
    Bonilla zuckte die Achseln. »Nicht für meine Ohren, weil ich nicht weiß, wie er arbeitet. Geht mich nichts an. Aber entscheidend ist: Er hat Ihre Schwester überprüft — überall —, und gefunden hat er nur ... dieselben Konten, die Sie mir genannt haben.«
    »Die bei der Riggs —«
    Bonilla nickte. »Giro- und Sparkonto. Vielleicht zwanzig Riesen, höchstens, wie Sie gesagt haben.«
    »Dann war das also Fehlanzeige.«
    »Das denke ich nicht. Ich denke, der Typ hat alles gefunden, was es zu finden gibt. Ich denke, mehr ist da nicht.«
    Adrienne schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein. Sie hatte diese Abfindung -«
    »Das haben Sie gesagt. Also bin ich ihre Konten durchgegangen — bis zu dem Tag, an dem sie sie eröffnet hat.«
    »Und?« Ein Stück vor ihnen stand ein halbes Dutzend Streifenwagen in der zweiten Reihe vor einem kleinen Laden. Bonilla hielt hinter ihnen am Straßenrand, obwohl dort absolutes Halteverbot galt.
    Er zuckte die Achseln. »Die Konten bei der Riggs hat sie vor zwei Jahren eröffnet. Seitdem kriegte sie jeden Monat einen Scheck — wie ein Gehalt — genau fünf Riesen. Nur manchmal auch mehr. Wie eine zusätzliche Spesenerstattung.«
    Adrienne nickte, die Augen auf die Streifenwagen gerichtet. »Und diese Schecks —woher kommen die?«
    »Jersey.«
    »New Jersey? Was hatte sie mit —«
    »Nicht New Jersey. Bloß ... Jersey! Die Insel im Ärmelkanal. Da laufen jede Menge Bankgeschäfte.«
    Adrienne nickte. »Na ja, das ergibt Sinn. Das ist in Europa. Dann hatte sie da wahrscheinlich das Konto, auf das ihre Abfindung ein­ gezahlt wurde.«
    »Ja«, sagte Bonilla. »Das glaube ich auch. Allerdings, wenn sie ihre Bankgeschäfte auf den Kanalinseln abgewickelt hat, konnte es sein, dass es noch steuerliche Probleme gibt. Jedenfalls, ich fax Ihnen die Adresse ins Büro, und Sie können der Bank einen Brief schicken. Wenn Sie denen eine Sterbeurkunde vorlegen und sagen, dass Sie die Testamentsvollstreckerin sind, müssten die sich eigentlich kooperativ zeigen.« Er öffnete seine Tür. »Sie mögen doch Clubsandwiches, oder? Macht's Ihnen was aus, im Wagen zu bleiben?«, fragte er. Er wartete ihre Antwort nicht ab.
    Einige Minuten später kam er mit zwei Oranginas und zwei in weißes Wachspapier eingewickelten Sandwiches zurück. Mit einem Haufen Servietten zwischen sich schafften sie es, im Wagen zu essen, ohne sich anschließend umziehen zu

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