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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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    Es gab eine Suchfunktion mit drei Eingabemöglichkeiten: Vorname, Nachname und Bundesstaat. Duran tippte seinen Vor- und Nachnamen in die entsprechenden Felder und klickte Washington, D. C., an. Einige Sekunden später erschien das Ergebnis auf dem Bildschirm. Es gab einen einzigen Eintrag:
      Name         geb.              
gest.
               
wohnhaft         Mitgliedsnummer
    Jeffrey
      
25. Aug.        4. April
           
20010
             
520-92-0668
    Duran         1968             1970                 (WDC)
    Das war er.
    Ihm wurde fast schwarz vor Augen.
    Der Taxifahrer hatte keine Ahnung, wie man zum Rock Creek Cemetery kam, obwohl sie beide den Friedhof von der Schnellstraße aus auf dem Hügel sehen konnten. Grabsteine, Statuen und Gruften erstreckten sich in Stufen nach unten. Sie versuchten drei Ausfahrten: Calvert, Cathedral und Massachusetts Avenue, doch sobald sie die Straße verließen, verschwand der Friedhof.
    »Ich probier's mal über die P Street«, sagte der Fahrer und fuhr wieder in Richtung Innenstadt. »Ist jemand aus Ihrer Familie da begraben?«
    Duran nickte. »Ja.«
    »Geht mich ja nun wirklich nichts an«, schalt der Fahrer sich. »Ich — ich hab meine Mutter vor acht Jahren verloren, und ich war schon 'ne ganze Weile nicht mehr an ihrem Grab.« Er schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge, während er sich vorbeugte. Dann schaltete er die Scheibenwischer ein.
    Vor acht Jahren ... dachte Duran. Ungefähr zu der Zeit waren seine Eltern gestorben — im Sommer '93, als er noch studierte.
    Der Fahrer bog auf die Ausfahrt der P Street, doch wieder war von dem Friedhof nichts zu sehen. Kurz darauf waren sie wieder auf der Schnellstraße.
    »Er muss doch hier irgendwo sein«, sagte der Fahrer, »man sieht ihn doch ab und zu.« Schließlich fuhr er zu der kleinen Tankstelle an der Ecke unweit vom Watergate Hotel. Er stieg aus, ging zu dem Tankwart im Overall und tippte ihm auf die Schulter. »'tschuldigen Sie ... «
    Die beiden verschwanden im Büro der Tankstelle. Nach einer Weile tauchte der Taxifahrer mit einem Post-it-Zettel in der Hand wieder auf. Er rutschte hinters Lenkrad, klebte den gelben Zettel ans Armaturenbrett und sagte: »Jetzt wissen wir, wo's langgeht.«
    Und tatsächlich. Die Zufahrt zum Friedhof lag knapp eine Meile entfernt, und als sie zu dem kleinen Gebäude kamen, das als Büro diente, hatte es sich richtig eingeregnet.
    »Hören Sie«, sagte der Fahrer, als Duran ihn bezahlte. »Möchten Sie einen Schirm?«
    »Bitte?«
    »Kriegen Sie umsonst. Immer wenn's regnet, lassen zwei, drei Leute ihren Schirm im Wagen liegen. Ich verteile sie einfach um, verstehen Sie.«
    Duran war so verblüfft über die spontane Freundlichkeit des Fahrers, dass es ihm einen Stich versetzte, als das Taxi davonfuhr, so als hätte er einem Freund Lebewohl gesagt.
    Der Friedhofswärter mit dem schlurfenden Gang wirkte auf Dran so, als würde er sich bald zu denjenigen gesellen, die er beaufsichtigte. Seine Haut war weiß und dünn wie Papier, seine Augen rot gerändert und verklebt. Er trug Arbeitskleidung — ein dunkelblaues Hemd und eine passende Hose und Stiefel.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er.
    »Ich suche ein Grab.«
    »Na, da sind Sie hier genau richtig. Wie ist der Name?«
    »Duran«, erwiderte er und hatte dabei selbst das Gefühl, töricht zu klingen. »Jeffrey Duran.« Auf Bitte des Mannes buchstabierte er.
    Der Mann tippte die Information lustlos in einen Computer ein. Gleich darauf zog er einen gedruckten Plan des Friedhofs von einem Regal, umkringelte einen Bereich mit der Bezeichnung P-3 und reichte Duran wortlos das Blatt.
    Der Schirm war schön groß, mit einem wulstigen Holzgriff. Als Duran nach draußen trat und ihn öffnete, wurde der Regen stärker, wie auf ein Signal hin, und trommelte auf den Stoff, während Duran sich die Markierungspunkte auf dem Plan ansah. Der Regen störte ihn nicht — die verminderte Sicht nahm ihm sogar ein wenig die Platzangst, die sich in ihm regte.
    Wie er den Plan studierte, wurde ihm klar, dass es nicht leicht sein würde, das Grab zu finden. Und tatsächlich. Selbst mit dem Plan brauchte er fast zwanzig Minuten. Und trotz des Schirms waren Schuhe und Socken und Hosenbeine durchnässt, als er endlich sein Ziel erreichte.
    Jeffrey Aaron Durans Grabstein stand auf einer Kuppe unter einer hoch aufragenden Rottanne. Der Boden

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