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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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müssen.
    »Was ich Sie noch fragen wollte«, sagte Bonilla, als sie zurück in Richtung Slough fuhren, »wie ist Ihre Schwester überhaupt an diesen Kurpfuscher geraten? Wurde sie überwiesen, oder was?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Adrienne. »Das hat sie nie erwähnt.« Als sie sah, wie seine Augenbrauen nach oben wanderten, fügte sie hinzu: »Nikki war nicht gerade mitteilsam.«
    »Der Grund, warum ich frage«, fuhr Bonilla fort, »wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dieser Bursche, Duran, den hat es richtig umgehauen, als er die Sterbeurkunde gesehen hat. Ich meine, ich dachte, der kippt uns gleich aus den Latschen. Also zugegeben, Ihr Hochstapler ist ein Typ, der nicht auf den Mund gefallen ist, aber das - das war ja wie, ich weiß auch nicht, wie John Travolta oder so! Also ich denke: Den vor Gericht zu bringen, das wird kein Zuckerschlecken.«
    »Ich habe keine andere Wahl«, sagte sie. »Wir wissen beide, dass die Polizei nichts unternehmen wird. Die haben fünfhundert ungelöste Mordfälle in der Schublade. Also werden die sich nicht wegen eines Deliktes aufregen, das tausend Dollar Bußgeld und ein Jahr Gefängnis einbringt - höchstens! Deshalb hab ich die Zivilklage ein­ gereicht — wozu ich übrigens knapp eine Stunde gebraucht habe. Es ist also nicht so, als würde es meine ganze Zeit in Anspruch nehmen.«
    Bonilla zuckte die Achseln. »Na schön.«
    Adrienne schüttelte den Kopf. »Begreifen Sie denn nicht? Dieser Duran gibt sich als Therapeut aus. Überlegen Sie doch mal. Er benutzt falsche Diplome, um Menschen anzulocken, die krank sind. Menschen, die niemanden sonst haben, an den sie sich wenden können. Und sie erzählen ihm alle ihre Geheimnisse und Sünden, alle ihre Hoffnungen und Ängste—und was kriegen sie dafür? Wenn sie Glück haben, nichts. Und wenn sie kein Glück haben? Eine Todesanzeige im Lokalteil der Post .«
    Sie schwiegen lange, während sie am Washington Monument und dem Tidal Basin vorbeifuhren, in Richtung Georgetown. Schließlich fragte Adrienne: »Sie wollten mir doch von einer glänzenden Idee erzählen?«
    »Ach ja. Ich hab mir überlegt, vielleicht sollten Sie den Burschen anrufen und ihn fragen, ob er zu einem Lügendetektortest bereit ist.«
    Die Idee überraschte sie, und sie legte den Kopf schief, während sie darüber nachdachte.
    »Ein Freund von mir in Springfield macht so was«, fuhr Bonilla fort. »Ich weiß nicht, was er nimmt, aber —«
    »Darum geht's nicht«, erwiderte Adrienne. »Duran würde keinen Lügendetektortest machen wollen! «
    »Genau darum geht es ja. Denn er ist geliefert, wenn er es macht (was er nicht tun wird), und er ist geliefert, wenn er's nicht macht. Was halten Sie davon?«
    Eine halbe Stunde später rief sie Duran von ihrem Büro aus an, nachdem sie sich überlegt hatte, ihn als Vorwand für den Anruf zu fragen, ob er sich bereits einen Anwalt genommen hätte. Eigentlich rechnete sie schon fast damit, eine Bandansage zu hören, der Anschluss sei vorübergehend nicht erreichbar. Doch Duran meldete sich nach dem ersten Klingeln.
    »Hallo?«
    Der Ton in seiner Stimme überraschte sie. Er klang unsicher und hilflos. »Ich bin's, Adrienne Cope«, sagte sie. »Ich wollte fragen, ob Sie schon einen Anwalt haben. Ich habe da einige Unterlagen ...« Schweigen. »Mr. Duran?« (Sie zeigte sich von ihrer besten Seite.) »Sind Sie noch dran?«
    Weiteres Schweigen, und dann: »Ich war auf dem Friedhof«, sagte er, und seine Stimme erstarb.
    Adrienne wusste nicht, was sie sagen sollte. »Ja ... ?«
    »Und ich habe den Grabstein gesehen.«
    »Oh.« Worauf wollte er hinaus?
    »Ich kann mir das nur so erklären — das muss irgendein seltsamer Zufall sein.«
    Sie konnte sich nicht zurückhalten. »Klar«, sagte sie, »und Ihre Eltern und seine Eltern haben rein zufällig die gleichen Namen. Und die Verwaltung von Brown irrt sich, die Verwaltung von Wisconsin bringt da was durcheinander, und - habe ich das richtig verstanden? Wollen Sie mir das damit sagen?«
    »Nein«, sagte er. »Ich will Ihnen gar nichts sagen. Außer ... na ja, dass ich der bin, der ich bin.«
    »Dann beweisen Sie's«, erwiderte sie.
    Ein klägliches Lachen. »Wie denn?«
    »Machen Sie einen Lügendetektortest.« Adrienne hielt, wie es ihr vorkam, eine Ewigkeit den Atem an, während sie auf seine Antwort wartete.
    Schließlich räusperte Duran sich. »Also gut«, sagte er. »Okay. Wie schnell können Sie das arrangieren?«

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