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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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   V ielleicht ist das Ganze ja ein Fehler, dachte Duran, als er dem Fahrer einen Zwanzig-Dollar-Schein gab. Vielleicht sollte er dem Mann sagen, er hätte was vergessen, und sich wieder nach Hause fahren lassen. Dem Fahrer wäre es egal - er würde sogar das Doppelte kassieren.
    Aber ... nein.
    »Stimmt so«, sagte Duran, als er vor dem unscheinbaren Bürogebäude im Springfield-Einkaufszentrum aus dem Taxi stieg.
    Auch wenn Adrienne Cope nicht gerade sein Bestes im Sinne hatte, sie hatten sich auf die Fragen geeinigt, die ihm gestellt werden sollten (oder zumindest auf die wichtigsten), und er wusste, dass er sie alle wahrheitsgemäß und positiv beantworten konnte. Er hatte nichts zu verbergen. Und er hatte nichts Unrechtes getan.
    Wenn sie erst sah, dass er die Wahrheit sagte, wäre sie vielleicht nicht mehr so wild darauf, ihn zu verklagen. So, wie die Dinge derzeit standen, konnte er es ihr nicht einmal verübeln. Ihre Schwester war tot, und wie man es auch drehte und wendete, die Geschichte mit der Sterbeurkunde war beunruhigend. Er hatte ja selbst keine schlüssige Erklärung dafür — aber immerhin eine Theorie.
    Entweder war er das Opfer einer unwahrscheinlichen Anhäufung von Zufällen, oder ...
    Seine Eltern hatten die Identität von Frank und Rose Duran gestohlen und ihm dann den Namen des Kindes gegeben. Das würde alles erklären. Wenigstens fast alles: Das Problem mit seinen Universitätsunterlagen war damit nicht geklärt, aber dabei handelte es sich bestimmt bloß um einen Computerfehler.
    Von den beiden Möglichkeiten, Zufall oder Absicht, schien die zweite wesentlich einleuchtender. Das wiederum warf eine interessante Frage auf: Warum hätten seine Eltern die Identität einer anderen Familie annehmen sollen? Darauf hatte Duran natürlich keine Antwort — er war schließlich nicht das FBI —, aber der Zeitpunkt war vielleicht ein Anhaltspunkt.
    Als die Durans starben, war Amerika in drei Kriege verwickelt: den Kalten Krieg, den Vietnamkrieg und den Krieg zu Hause (gegen den Vietnamkrieg). Jeder dieser Konflikte hätte die Ursache für die missliche Lage sein können, in der er sich jetzt befand. Auch wenn es verrückt klang, vielleicht waren seine Eltern russische Agenten gewesen. So was kommt vor, sagte Duran sich. Oder, was wahrscheinlicher war, Kriegsgegner auf der Flucht. Das würde erklären, warum sie die Identität einer anderen Familie angenommen hatten. Bloß ...
    Duran konnte sich nicht erinnern, dass seine Eltern je irgendwelche politischen Äußerungen getan hätten. Nicht mal andeutungsweise. Dennoch, Sherlock Holmes' Diktum blieb unantastbar: So­ bald das Unmögliche ausgeschlossen ist, muss die Erklärung, die übrig bleibt — so unwahrscheinlich sie auch klingt—, die Wahrheit sein. Trotzdem ... er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie seine Mutter ein Bombenattentat auf die Einberufungskommission plante oder sein Vater sich durch den Checkpoint Charlie schlich, mit falschem Pass und -
    Mir, dachte Duran, als er dem abfahrenden Taxi nachsah.
    Er verdrängte diese Gedanken, so gut er konnte, und betrat die Eingangshalle. Sutton & Castle, PLC, die Lügendetektor-Firma, war im vierten Stock.
    Er ging zum Fahrstuhl, drückte auf den Knopf und wartete — bis er beklommen merkte, dass er angefangen hatte zu hyperventilieren. Das passierte immer aus heiterem Himmel - nur nie in seiner Wohnung.
    Eine Frau in einem blauen Kleid, die neben ihm stand, betrachtete ihn verunsichert. Sie spürte, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung war, und sie wollte nichts damit zu tun haben. Er sah, wie ihr Blick durch die Lobby huschte, nach Hilfe suchend, ohne danach zu rufen, und keine fand.
    In diesem Augenblick hielt der Fahrstuhl mit einem Pling. Die Türen glitten auf, und die Frau in Blau trat rasch ein. Duran wollte ihr folgen, blieb aber wie angewurzelt stehen, als sie eine Hand hob, Handfläche nach außen, und ihm signalisierte, dass er bleiben solle, wo er war, wie einem Hund. Dann schlossen sich die Chromtüren, und sie war weg.
    Mittlerweile rauschte das Adrenalin nur so durch ihn hindurch, und es war ihm unmöglich, still zu stehen. Er entschied sich für die Treppe und nahm immer zwei Stufen auf einmal. Als er im vierten Stock ankam, hyperventilierte er nicht nur, sondern war noch dazu außer Atem — wie er wusste, das beste Mittel, um auf der Stelle in Ohnmacht zu fallen.
    Die Tür von Sutton & Castle war altmodisch, mit Maschendraht in der Doppelglasscheibe und dem Firmennamen

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