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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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komische Praxis ...«
    »Was soll damit sein?«
    »Sie haben gesagt, Sie hätten zwei Klienten.«
    Duran stöhnte auf.
    »Und trotzdem«, fuhr sie unbeirrt fort, »wohnen Sie in einer großen Wohnung in einer der teuersten Gegenden von Washington.«
    »Na und?«
    »Na und! Woher haben Sie das Geld?«, fragte Adrienne.
    »Also, zunächst einmal, ich berechne 85 Dollar die Stunde.«
    »Und Sie haben — wie viele? Zwei Patienten — wie oft?«
    »Zweimal die Woche — jeweils«, antwortete Duran.
    »Na, wie viel macht das? Tausendfünfhundert im Monat?«
    Duran blickte finster. Allmählich fiel ihm das Atmen schwer.

    Nach einem Moment nickte er bloß, weil er seiner eigenen Stimme nicht recht traute.
    »Schon allein Ihre Wohnung kostet mehr! Wovon bezahlen Sie Ihr Essen?«
    Duran verdrehte die Augen und stand auf. Er ging durchs Zimmer, nahm die Fernbedienung und zielte damit auf den Fernseher. Adrienne beobachtete ihn, wie er die Kanäle durchschaltete. Ein Krimi. Ein Spielfilm. Eine Talkshow.
    Schließlich riss sie ihm die Fernbedienung aus der Hand und schaltete den Fernseher ab. »Sie können nicht von zwei Klienten leben, Doc — das geht einfach nicht! «
    »Zwei Klienten sind normal«, beruhigte Duran sie. »Zwei Klienten sind gut.«
    Sie starrte ihn an. Das war genau das, was er schon im Taxi auf dem Weg zur Polizei gesagt hatte. Sie beugte sich zu ihm vor.
    »Von zwei Klienten können Sie nicht leben! «, flüsterte sie.
    »Klar kann ich«, erwiderte Duran. »Zwei Klienten sind normal, zwei Klienten sind gut.« Aber ihre Worte schienen ihn zu beunruhigen. Er runzelte die Stirn, als wollte er etwas aus seiner Erinnerung klauben. Dann erhellte sich seine Miene. »Außerdem habe ich ein wenig Geld. Meine Eltern, wissen Sie, sie hatten eine Lebensversicherung. «
    Sie setzte sich neben ihm aufs Bett. »Ach ja«, sagte sie. »Ihre Eltern.«
    Nach einem Moment sah er sie an. »Was?!«
    »Selbst wenn das stimmt«, sagte sie, »zwei Klienten ergeben noch nicht gerade eine Praxis, oder? Ich meine — was machen Sie mit dem Rest Ihrer Zeit?«
    Mit einem genervten Stöhnen stand Duran auf und ging wieder zum Fenster. Lange Zeit blieb er dort stehen, blickte gedankenverloren, ausdruckslos hinaus auf den Parkplatz, während Adrienne ihn anstarrte. Endlich schloss er die Augen und drückte die Stirn gegen die kühle Scheibe. So verharrte er zehn oder fünfzehn Sekunden, dann drehte er sich zu ihr um und erklärte mit einem bedauernden Lächeln: »Zwei Klienten sind normal. Zwei Klienten sind gut.«

21

               

               S ie konnte nicht schlafen, nicht mit Duran im selben Raum.
    Er hatte ihr zwar das Leben gerettet, aber es war offensichtlich, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte. Die Panikattacken und roboterhaften Antworten, die fingierte therapeutische Praxis, die falsche Identität ... Er war völlig übergeschnappt. Man brauchte nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie dieser ansonsten gut aussehende und sympathische Mann mitten in der Nacht eine dunkle Metamorphose durchlief. Sie sah förmlich vor ihrem geistigen Auge, wie er sich in Anthony Hopkins verwandelte und dabei sein eigenartiges kleines Mantra vor sich hin murmelte, dass zwei Klienten normal seien ...
    Aber schließlich konnte sie nirgendwo anders hin. Ihre Wohnung war nicht mehr ihre Wohnung, nicht nach dem, was da passiert war. Wer auch immer das Chaos angerichtet hatte, er konnte jederzeit wiederkommen. Die Polizei würde ihn nicht daran hindern.
    Also setzte sie sich in den Sessel am Fenster, las und döste vor sich hin, wachte ruckartig auf, schlummerte wieder ein. Schließlich sickerte die Morgendämmerung über den Highway hinter dem Hotel und tauchte den Parkplatz in unheimliches Licht.
    Sie stand auf, klatschte in die Hände und zupfte an der Decke über Duran. »Gehen wir!«
    »Hä?« Duran stützte sich auf einen Ellbogen und blinzelte in ihre Richtung. »Wie viel Uhr ist es?«
    »Halb sieben!«
    »Gott!«, ächzte Duran, rollte sich auf die Seite und zog die Decke über den Kopf.
    »Kommen Sie«, sagte Adrienne. »Ich will in Ihre Wohnung.« Schlaftrunken kam Duran hoch und rieb sich die Augen. »Halten Sie das wirklich für eine gute Idee?«, fragte er.
    Adrienne zuckte die Achseln. »Die Polizei war doch gerade erst da. Ich dachte, wir sehen uns mal Ihren Computer an.«
    Duran nickte, noch immer verschlafen. Endlich schwang er die Beine aus dem Bett.
    »Ich hab darüber nachgedacht, was passiert ist«, erklärte

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