Gefaelschtes Gedaechtnis
kleinen Tisch neben der Couch. »Sehen Sie sich das an«, sagte er.
Adrienne zog die Stirn kraus. »Was?«
»Die Lampe«, sagte Duran. »Sie ist weg. Ist wahrscheinlich kaputtgegangen, als ich den Burschen damit geschlagen habe.«
Ein Frösteln durchlief Adrienne. »Wo ist Ihr Computer?«
»Da drin.« Er ging voraus in sein Konsultationszimmer.
»Jetzt sind Sie gefragt«, sagte Adrienne und drehte den Schreibtischsessel in seine Richtung.
»Wonach suchen wir?«, fragte Duran, als er vor dem Computer Platz nahm.
»Patientenunterlagen. Adressen. Alles, was wir finden können.«
Er schaltete den Computer ein, und der Rechner begann zu surren und zu klicken, absolvierte seine rätselhaften Schritte, um hochzufahren. Es dauerte eine Minute, bis schließlich das Hintergrundbild erschien und dann die Icons. Schließlich hörten sie das Trompetensignal. »Also, wo soll's denn heute hingehen?«, fragte er und legte die Fingerspitzen auf die Tastatur.
»Patientenunterlagen. Haben Sie einen Ordner für Nikki?«
Duran nickte. Er tippte rasch etwas ein, klickte dann auf »öffnen«, und gleich darauf erschienen die Namen von 56 Dateien in einem kleinen Fenster. Die meisten hatten den Dateinamen >Nico< mit einer Zahl nach dem Namen. Adrienne sah ihm über die Schulter.
»Was bedeuten die Zahlen?«, fragte sie.
»Erste Sitzung, zweite Sitzung, dritte ... und so weiter.«
»Gucken Sie mal in >Aufnahme<«, schlug sie vor.
Duran schob den Mauspfeil auf die Datei, machte einen Doppelklick und öffnete sie. Auf dem Bildschirm erschien eine Seite, die nur aus lauter Reihen mit der Zahl 1 bestand. Tausende. Ungläubig scrollte Duran von der ersten auf die zweite Seite des Dokuments und dann zur dritten. Sie sahen alle gleich aus. Schließlich blickte er Adrienne an. »Ich verstehe das nicht«, sagte er.
»Lassen Sie mich mal!«
»Wirklich?«
Sie nickte, nahm seinen Platz ein und fing an zu tippen. »Während meiner Ausbildung hab ich halbtags bei einer Computer-Hotline gearbeitet«, erzählte sie, während ihre Finger förmlich über die Tasten flogen. »Ich war zwar nur für die leichteren Fragen zuständig, aber ...« Sie hörte auf zu tippen und sah zu ihm hoch. »Houston, wir haben ein Problem. «
»Das sehe ich, aber was für eins?«
Sie deutete auf den Bildschirm. Er sah, dass sie eine Liste der Dateien im Sullivan-Ordner aufgerufen hatte. Sie deutete auf die letzte Spalte rechts außen. Sie trug die Überschrift >geändert<, und darunter war eine Reihe von Daten und Uhrzeiten, die jeweils zu einem Dateinamen gehörten. Die Daten waren alle gleich, die Uhrzeiten nur Minuten auseinander. 14. November, 3:02.
»Verdammt«, knurrte Adrienne.
»Was?«
Sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Wie heißt Ihr anderer Patient?«
»De Groot.« Er buchstabierte den Namen.
»Gibt es einen Ordner für de Groot?«
»Ja.«
Wieder tippte sie etwas ein und lehnte sich dann zurück, während der Monitor flackerte und die Dateien im de-Groot-Ordner aufgelistet wurden. Auf den ersten Blick konnten sie sehen, dass sämtliche Dateien am 14. November gegen drei Uhr morgens geändert worden waren. Versuchsweise rief Adrienne De Groot 13 auf — doch auch die Datei bestand ausschließlich aus der Zahl 1, Zeile um Zeile um Zeile.
Sie seufzte. »Irgendjemand hat letzte Nacht Ihre Textdateien gelöscht«, erklärte sie. »Und zwar nur die Textdateien.«
Duran konnte es nicht fassen. »Wie?«
Adrienne zuckte die Achseln. »Das ist nicht schwer. Ich wette, wenn Sie >Programme< aufrufen, sehen Sie da eine kleine Datei mit einem niedlichen Namen wie ... >Eraser< oder >Textburn<.«
»Das gibt's doch nicht. «
»Und ob.«
»Da hat also jemand ein Programm geschrieben, um —«
Sie schüttelte den Kopf. »So was kann man sich aus dem Internet runterladen.« Sie rollte den Sessel weg vom Computer, während Duran leise vor sich hin fluchte.
»Aber die Informationen sind doch noch da«, behauptete er. »Die sind nicht wirklich weg.«
»Nein?«, sagte sie mit gerunzelter Stirn.
»Nein«, sagte er. »Das ist wie mit dem menschlichen Gedächtnis. Selbst bei Amnesie ist es bloß eine Frage des Zugriffs. Die Daten sind noch >auf der Festplatte<, irgendwo. Der Unterschied ist nur, dass jemand die Adressen gelöscht hat.«
Adrienne schüttelte den Kopf. »Die haben nicht die Adressen gelöscht. Die haben aus den >Daten< der Dateien einfach jede Menge Einsen gemacht. Das ist jetzt der Inhalt. Wie wir gesehen haben.« Sie warf einen Blick auf
Weitere Kostenlose Bücher