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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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neugierig.«
    »Okay«, sagte er und setzte sich auf die Bettkante. »Ich sehe das so: Meine Eltern haben mir diesen Namen gegeben. Ich bin damit aufgewachsen. Und >Duran< war auch ihr Name. Wenn dieser Name also gestohlen war — wenn er von einem Grabstein stammte oder so —, dann haben meine Eltern ihn sich selbst gegeben.«
    Adrienne runzelte die Stirn und überlegte. Schließlich sagte sie: »Und warum hätten sie das machen sollen?«
    »Das ist nur eine Vermutung«, sagte Duran, »aber vielleicht waren sie auf der Flucht.« Als Adrienne verächtlich schnaufte, erläuterte er den Gedanken: »Damals gab es viele militante Antikriegsgruppen. Vielleicht gehörten sie zu den >Weathermen< oder so.«
    Adrienne sagte eine Weile nichts und dann: »Das ist Ihre Theorie?«
    Duran zuckte die Achseln. »Ja.«
    »Und was ist mit den Unis, auf denen Sie angeblich waren — Brown und Wisconsin?«
    »Was soll damit sein?«
    »Die haben noch nie von Ihnen gehört! «, sagte Adrienne mit Nachdruck, lehnte sich zurück und warf den Stift auf den Tisch.
    »Das ist bloß ein Computerfehler«, erklärte Duran. »Ich bin bei beiden auf der Liste der Ehemaligen. Ich bekomme monatlich Post von denen. Entweder wollen sie Spenden haben oder bieten mir irgendwelche T-Shirts mit ihren Logos an. Das Einzige, was fehlt, sind Belege über meine Scheine und so.«
    »Und wie erklären Sie sich das?«
    »Ich weiß es nicht, aber wahrscheinlich ist da bloß in der Verwaltung was schief gelaufen. Aber entscheidend ist doch: Ich weiß, wo ich studiert habe. Und ich habe an Brown geschrieben, und ich habe an Wisconsin geschrieben und gebeten, die Sache aufzuklären. Ich denke also, dass ich bald die entsprechenden Entschuldigungen in der Post haben werde. Und wenn ich die habe, fax ich sie Ihnen zu. Versprochen.«
    »Nun ja, das ist eine interessante Theorie —«
    Duran lachte. »Ich war neulich noch auf einem Klassentreffen!« 
    »Wie bitte?«
    »Sidwell. Das ist eine Privatschule —«
    »Ich weiß, was Sidwell ist.«
    »Gut, also da war ich.«
    Adrienne beäugte ihn misstrauisch. »Und wie war's?«
    »Wie es war? Wie ein Klassentreffen eben. Was denken Sie denn?« »Ich weiß nicht. Ich war noch nie auf einem.«
    »Tja, also es war schön!«, schwärmte Duran. »Ich hab sie alle wieder gesehen.«
    »Wen denn zum Beispiel?«
    »Bunny Kaufman«, antwortete er, ohne zu zögern. »Adam Bowman.«
    »Waren das Freunde von Ihnen?«
    Diesmal zögerte er für den Bruchteil einer Sekunde, dann sagte er: »Ja!«
    Sie blickte skeptisch.
    »Na ja, Freunde nicht gerade«, schränkte er ein. »Die meisten waren Leute, die man gegrüßt hat und so — aber Adam nicht. Wir waren zusammen in der Basketballmannschaft.«
    »Und die haben Sie wiedererkannt?«
    Duran nickte. »Ja ... anscheinend.«
    Sie blickte verwirrt. »Anscheinend?«
    Ein schwerer Seufzer von Duran. »Ehrlich gesagt, ich glaube, die hatten keine Ahnung, wer ich bin.«
    Adrienne machte große Augen, dann lächelte sie. »Donnerwetter, das war ehrlich. «
    Auf Durans Gesicht lag ein Ausdruck von Leere und Hilflosigkeit. »Irgendwas geht mit mir vor«, gab er zu. »Das weiß ich. Ich weiß bloß nicht, was.«
    Seine Offenheit oder das, was wie Offenheit schien, verblüffte sie. Aber sie wusste auch, dass Soziopathen Meister der Manipulation sein konnten. Und vielleicht, so dachte sie, sollte sie Duran als einen potenziell gefährlichen Mandanten betrachten, dessen Unschuld äußerst fraglich war.
    »Ich würde Ihnen ja gerne glauben«, sagte sie zu ihm, »aber es gibt einfach so vieles, das keinen Sinn macht.«
    »Was zum Beispiel?«
    Sie warf einen Blick auf ihre Notizen. »Ihre Patientenunterlagen.« 
    »Was ist damit?«
    »Es gab keine.«
    Duran schüttelte den Kopf. »Ich glaube, das war bloß ein Missverständnis.«
    »Ein Missverständnis? Da gibt es nichts misszuverstehen. Da war ein Foto. Und mehr nicht.«
    »Ich weiß, aber ... Überlegen Sie doch mal, das war alles ziemlich verwirrend. Ich meine, Ihr Bekannter hat sich aufgeführt wie Dirty Harry, und das meiste hat wahrscheinlich auf meinem Schreibtisch gelegen. Ich muss dran gearbeitet haben, als Sie kamen.«
    Adrienne blickte ihn ungläubig an.
    »Wir können das überprüfen«, schlug Duran vor. »Wir gehen hin — nicht heute Abend, aber demnächst. Und dann ist da noch mein Computer. Ich habe meine Kommentare meistens am Computer geschrieben. Das ist also alles auf Festplatte, und Sie könnten doch bestimmt per Gerichtsbeschluss

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