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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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die Herausgabe der Bänder erwirken.«
    »Welche Bänder?«
    »Ihre Schwester kam zweimal die Woche zu mir«, erklärte Duran.
    »Alle unsere Sitzungen habe ich auf Band aufgenommen — für die Versicherungsgesellschaft. «
    »Welche?«
    »Mutual General Assurance. Die sitzen in New York.« Er hielt inne und machte eine Dose Cola auf. »Und jetzt erzählen Sie mir mal was«, sagte er.
    Adrienne sah ihn fragend an. »Was denn?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht.«
    Sie überlegte kurz, dann sagte sie: »Also ... Nikki hatte eine Waffe.«
    Duran blickte verblüfft. »Was für eine Waffe?«
    »Ein Gewehr.«
    Jetzt sah Duran sie fragend an. »Wozu hatte sie denn ein Gewehr?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Vielleicht war es ein altes Sammlerstück«, schlug er vor.
    Adrienne schüttelte den Kopf. »Es war neu. Es hatte ein Zielfernrohr. Und einen Schalldämpfer.«
    »Das gibt's nicht!«
    »Im Ernst! «, beteuerte sie.
    Duran wurde nachdenklich.
    »Was ist?«, fragte Adrienne.
    »Ich hab gerade überlegt ... Nico litt an einer dissoziativen Störung, ausgelöst durch posttraumatischen Stress.«
    »Und?« Adriennes Augen blitzten misstrauisch. Sie wusste, was gleich kommen würde — und es war Schwachsinn.
    »Und deshalb hatte sie möglicherweise Rachegedanken.«
    »Rache wofür?«, fragte Adrienne, und ihre Stimme wurde hart.
    »Für das, was ihr angetan wurde.«
    »Und was war das?«
    »Ich weiß, dass Sie das nicht hören möchten, aber ich denke, Ihre Schwester war das Opfer eines systematischen und langjährigen sexuellen Missbrauchs —«
    »Quatsch —«
    »— durch ihre Pflegeeltern.«
    »Schwachsinn!«
    »Das ist kein Schwachsinn. Und Ihre Reaktion ist typisch. Eine Schwester ist bereit, sich dem Missbrauch zu stellen, die andere beharrt darauf, dass alles in Ordnung ist. Die eine klagt an, die andere verteidigt.«
    »Es ist nie passiert. Ich meine, überlegen Sie doch mal — das ist lächerlich. Leute mit Kapuzen!«
    Duran zuckte die Achseln. »Ihre Schwester hat sehr detaillierte Schilderungen abgegeben, und Sie waren um einiges jünger, auch wenn es über Jahre ging. Manchmal begreifen die jüngeren Opfer nicht, dass das, was ihnen widerfahren ist, sexueller Missbrauch war. Oder überhaupt einen sexuellen Charakter hatte. Es könnte also sein, dass Sie sich erinnern, aber nicht das Vokabular zur Verfügung haben, um es so zu verstehen, wie Nico es verstand.«
    Adrienne schüttelte bloß den Kopf. »Sie liegen schwer daneben, Doc!«
    »Sie hat alles sehr detailliert erzählt. Sie haben mit Deck und Marlena in Beaumont in South Carolina gewohnt«, fuhr Duran fort, »in einem Haus namens Edgemont. Es war weiß. Die Farbe blätterte ab. Und davor standen Immergrüne Eichen.« Er neigte den Kopf und sah sie an. »Wie mache ich mich?«
    Sie lächelte. »Das ist so ziemlich alles falsch. Zunächst mal: Ich versichere Ihnen, dass wir niemals in South Carolina gewohnt haben oder in einem Haus mit einem Namen. Wir haben in einem kleinen flachen Ziegelhaus in Denton in Delaware gewohnt. Und da gab es keine Immergrünen Eichen, bloß ein paar Katalpabäume.
    »Und Rosanna?«
    »Es hat nie eine Rosanna gegeben«, beteuerte Adrienne. »Wir beide waren allein. Bloß Nikki und ich — sonst niemand.«
    Mit einem Seufzer stand Duran auf und ging zum Fenster. Sah hinaus auf den Parkplatz. Schließlich drehte er sich zu ihr um und sagte: »Nun ja, ich bin nicht Ihr Therapeut ... und vielleicht spielt es ja auch keine Rolle.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, vielleicht spielt es keine Rolle, ob es wahr ist oder nicht — jedenfalls hat Ihre Schwester es geglaubt. Und das könnte die Waffe erklären. «
    Adrienne dachte darüber nach. »Das könnte sein«, sagte sie.
    »Bloß ...«
    »Was?«, fragte Duran.
    »Wer waren die Männer in Ihrer Wohnung, und warum wollten die mich umbringen?«
    Duran schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Aber falls Nikki die Wahrheit gesagt hat, wären Sie eine Zeugin.«
    »Aber das ist Jahre her, und ich erinnere mich an gar nichts —«
    »Vielleicht jetzt nicht —«
    »Vielleicht niemals! Weil es nicht passiert ist! «
    »Erinnerungen können wiedergewonnen werden«, warf Duran ein.
    Sie sah ihn bloß lange an. Dann sagte sie kopfschüttelnd halb zu sich, halb zu Duran: »Nicht zu fassen, dass ich mich mit Ihnen darüber streite ...« Und dann, lauter: »Das ist doch verrückt.«
    »Was ist verrückt?«
    »Alles! Sie! «
    »Warum sagen Sie das?«, fragte Duran.
    »Na ja, Ihre

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