Gefärhlich tiefe Sehnsucht (German Edition)
wir sollten gleich beginnen.“ Sie schob ihren Teller beiseite. „Lassen Sie uns mit etwas Leichtem beginnen. Warum wollen Sie meine Ranch?“
„Sie liegt mitten in einem Gebiet, das mir gehört“, erklärte er offen.
„Land, das Sie letztes Jahr erworben haben.“
„Es stand erst im letzten Jahr zum Verkauf.“ Fragend zog er eine Augenbraue hoch. „Spielt es eine Rolle, wann ich das Land gekauft habe?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Was ins Gewicht fällt, ist die Tatsache, dass Sie Geld und Zeit verschwendet haben, da Sie meine Ranch nicht bekommen werden.“
Zu ihrem Ärger zuckte er einfach die Schultern. „Das wird sich noch zeigen.“
In diesem Augenblick brachte Claire das Dessert. Im Stillen ärgerte Rosalyn sich über Arnauds selbstsicheres Auftreten. Als würde sie jemals auch nur in Betracht ziehen, ihr Heim zu verkaufen! Das ertrug sie nicht länger. „Klären Sie mich auf, Arnaud“, sagte sie, „warum wollen Sie ausgerechnet dieses Gebiet in Texas? Sie können doch jedes andere Grundstück der Welt haben.“
Erneut fiel ihr eine Haarsträhne ins Gesicht, und sie strich sie sich hinters Ohr, während Joc ihre Bewegung mit viel zu viel Interesse beobachtete. „Liegt es an der Geschichte, die mit meinem Besitz verbunden ist? Ist das der Grund? Sind Sie dahinter her?“
Sie hatte genau die falschen Fragen gestellt. Seine Miene wurde verschlossen. „Warum sollte ich so etwas wollen?“
„Spielen Sie nicht den Unwissenden.“ Wenig erfolgreich versuchte sie, ihre Wut zu verbergen. „Sie wissen genau, was ich meine. Für Sie ist dieses Land so gut wie jedes andere. Sie wollen es, deshalb nehmen Sie es sich einfach. Aber mir bedeutet es wesentlich mehr!“ Sie beugte sich vor, bevor sie leidenschaftlich fortfuhr: „Das Land ist ein Teil von mir. Es gehört zu meinem Erbe. Es steht dafür, wer ich bin und woher ich komme.“
Fest erwiderte er ihren Blick. „Das ist eine Lüge, die die Oakleys seit Generationen allen auftischen. Sie sind nicht das Land. Sie leben nur für kurze Zeit darauf. In hundert, zweihundert Jahren wird es keine Rolle mehr spielen, was am heutigen Abend passiert. Niemand wird sich überhaupt daran erinnern. Wir werden längst verschwunden sein. Nur das Land bleibt.“ Er schwieg lange genug, damit sich seine Worte setzen konnten, bevor er fortfuhr: „Es ist nur Erde, Rosie. Nichts als jede Menge Erde.“
„Das meinen Sie doch nicht im Ernst?“
„Ich habe versprochen, Ihnen die Wahrheit zu sagen, und das tue ich.“ Allem Anschein nach wollte er jetzt ein Thema anschneiden, das er sonst sorgfältig mied. „Ich schätze, Sie wissen, dass ich unehelich geboren wurde. Deshalb scheint es nahe liegend, ich wollte Ihre Ranch wegen dem familiären Hintergrund und der Tradition, für die sie steht.“
Rosalyn verbarg ihre Zweifel nicht. „Sind Sie sicher, dass das nicht der Fall ist?“
„Absolut. Wie lange besitzt Ihre Familie schon dieses Land? Hundert Jahre? Zweihundert Jahre? Würde ich mich nach solchen Wurzeln sehnen, hätte ich in eine Familie einheiraten können, die eine sehr viel eindrucksvollere Geschichte bietet, als irgendeine Familie in den Vereinigten Staaten von sich behaupten kann. Das wäre leicht gewesen. Als ich meine Schwester in Verdonia besucht habe, gab es jede Menge Gelegenheiten. Familien, deren Stammbaum sich weit über tausend Jahre zurückverfolgen lässt! Ich hätte mir Titel und Prestige erheiraten können, wenn ich gewollt hätte.“ Er sprach in erstaunlich verächtlichem und bitterem Ton. „Aber das ist nicht der Fall.“
„Sie werden doch anerkennen, dass das für andere Menschen wichtig ist“, argumentierte sie. „Sie haben MacKenzies Mutter Grund und Boden abgekauft. Ich habe mitbekommen, was Sie zu MacKenzie gesagt haben. Den Grundbesitz der Hollisters zusammenzuhalten muss Ihnen etwas bedeuten. Sie haben das Land gekauft und weigern sich jetzt, es Ihrer Halbschwester zu überlassen.“
„Ich habe noch nie einen Fuß auf dieses Land gesetzt und werde es auch nicht tun.“
Entsetzt schwieg sie einen Augenblick lang. „Sie wollen es gar nicht für sich. Und trotzdem weigern Sie sich, es an die Hollisters weiterzuverkaufen?“
„Ich habe meine Gründe.“ Etwas in seinem Blick verriet ihr, dass sie eine Tür geöffnet hatte, die besser verschlossen geblieben wäre. „Ich denke schon, dass einige Menschen sich über ihren Besitz definieren. Aber das ist eine Illusion. Sie sind die Letzte der Oakleys, Rosie. Und
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