Gefärhlich tiefe Sehnsucht (German Edition)
„Ich komme morgen wieder. Dann reden wir weiter.“
„Komm nicht“, sagte sie leise. „Es gibt nichts mehr zu besprechen.“
Zögernd blieb er stehen, dann nickte er kurz. Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum.
Sobald Joc die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte Rosalyn sich zurück und schloss die Augen. Sie wollte nicht schon wieder weinen und kämpfte mit den Tränen. Etwas lief entsetzlich schief. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Alles in ihr war in Alarmbereitschaft. Eine schreckliche Ahnung beschlich Rosalyn. Das Problem, um das es ging, war offenbar riesig. Es ging um viel mehr als um ihre Ranch und den Besitz der Hollisters. Doch sie kam nicht darauf, was dahintersteckte. Und solange Joc ihr nicht genug vertraute, um ihr die Wahrheit zu erzählen, würde sie es zweifellos nie herausfinden.
Traurig legte sie sich die Hand auf den Bauch. Was wäre geschehen, wenn sie ihr Baby verloren hätte? Oder wenn sie Duff nicht mit der Hypothekenrate betraut hätte und immer noch die Ranch besäße? Würde Joc dann immer noch heiraten wollen?
Wie sollte sie denn in dieser Situation eine vernünftige Entscheidung treffen! Wenn er mit ihr nicht über das Geheimnis sprach, das er hütete, konnte sie nicht anders handeln. Und wie sollten sie eine gute Ehe führen, wenn er sie ausschloss?
Womöglich wollte er sie aus den falschen Gründen als seine Ehefrau.
Jemand öffnete die Zimmertür. Einen Moment lang hoffte Rosalyn, dass Joc zurückkam. Er würde ihr sagen, dass er einen schrecklichen Fehler begangen hatte und alles tun würde, um Longhorn zu retten. Doch statt Joc betrat eine Krankenschwester den Raum, um nach Rosalyn zu sehen.
Warum weigerte er sich so vehement, Longhorn gegen MacKenzies altes Zuhause zu tauschen? Diese Frage ließ Rosalyn keine Ruhe. Den einzigen Grund, den sie sich vorstellen konnte, wollte sie am liebsten weit von sich weisen. Vielleicht wollte Joc nicht auf den Handel eingehen, weil sie dadurch gezwungen wäre, mit ihrem Baby in seiner Welt zu leben statt auf der Ranch. Dadurch gewann er die Kontrolle zurück, die er verloren hatte. Er musste die Bedingung nicht erfüllen, unter der Rosalyn ihn heiraten wollte. Sie rieb sich den schmerzenden Kopf.
Konnte er so skrupellos sein?
Es war weit nach Mitternacht, als Joc eine Telefonnummer wählte. Nach dem fünften Klingeln sagte eine verschlafene Stimme: „Hallo?“
„Ich bin es. Arnaud“, meldete er sich. „Wir haben ein Problem.“
„Weißt du, wie spät es ist?“
„Ich bin mir der Uhrzeit wohl bewusst.“ Er ballte die Hand zur Faust. „Ich brauche deine Hilfe, Meredith.“
Eine Weile lang herrschte Schweigen. „Ich dachte, ich hätte dir schon genug geholfen.“
Geflissentlich überging er die Bemerkung. „MacKenzie hat Rosalyns Ranch in die Hände bekommen. Sie will alles dem Erdboden gleichmachen, wenn ich ihr nicht im Austausch euren alten Besitz gebe. Du musst sie aufhalten.“
„Liebe Güte. Ich rede mit ihr, allerdings bezweifle ich, dass das viel ausrichtet.“
Er zwang sich, ruhig zu bleiben. Früher war es ihm nie schwer gefallen, die Beherrschung zu behalten. In letzter Zeit passierte ihm das immer öfter. „Du kannst mehr tun, als mit ihr zu sprechen“, beharrte er.
Wieder schwieg Meredith, bevor sie sagte: „Dieses Gespräch haben wir schon mal geführt. Du hast mir ein Versprechen gegeben, und ich erwarte, dass du dein Wort hältst.“
Stumm schloss er die Augen. „Zweifelst du daran, dass ich das tue?“
„Du hast dich Ana gegenüber verpflichtet, dein Leben zu ändern, als du ein zwanzigjähriger Rowdy warst. Soviel ich weiß, hast du dein Versprechen seitdem nicht gebrochen. Ich schätze, du willst damit jetzt nicht anfangen, oder?“
„Nein.“
Sie klang erleichtert. „Gut. Ich sehe, was ich tun kann. Aber MacKenzie kann so dickköpfig sein wie du, wenn es um bestimmte Dinge geht.“
„Ich darf sie nicht verlieren, Meredith“, sagte er leise. „Nicht Rosalyn. Alles, aber nicht sie.“
„Du liebst sie?“, fragte sie erschrocken. „Du, Joc?“
„Mehr als alles andere. Diese Ranch bedeutet ihr alles.“ Er bemühte sich weiterzusprechen, obwohl sich ihm die Kehle zuzuschnüren schien. „Sogar mehr als ich.“
„Also gut, ich tue, was ich kann.“
10. KAPITEL
Sechsunddreißig Stunden später beschloss Rosalyn, das Krankenhaus zu verlassen. Die Ärzte reagierten wenig begeistert – besonders, nachdem sie erfahren hatten, dass Joc sie nicht abholte. Wie könnte
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