Gefahr auf High Heels (German Edition)
Dana, die die Anzeigetafel neben dem Aufzug studierte. »Habt ihr schon einen Ehevertrag unterschrieben?«
»Einen was?« Ich warf ihr einen ungläubigen Blick zu.
»Einen Ehevertrag. Habt ihr schon einen aufgesetzt?«
»Ich? Ähm. Nein. Gott, nein. Ich meine, warum sollte Ramirez mich einen Ehevertrag unterschreiben lassen?« Ramirez besaß eine gemütliche Dreizimmerwohnung in West L. A. und kein ganzes Gebäude, auf dem sein Name stand. Und sein Gehalt als Polizist hatte mindestens ein paar Nullen weniger als Richie Richs.
»Nicht er. Du«, sagte Dana mit Nachdruck, als wir den marmorverkleideten Aufzug betraten. »Maddie, du musst dich schützen.«
Ich prustete. »Ich? Ist das dein Ernst? Hast du meine Wohnung gesehen?«
»Mads, deine Entwürfe, Mädel.«
»Was ist damit?«
»Na ja, was sind die wert?«
Ich dachte nach. Ja, mit meiner Karriere war es in letzter Zeit tatsächlich aufwärtsgegangen. Aber ich war immer noch weit entfernt davon, eine Multimillionärin zu sein. »Dana, ich glaube wirklich nicht, dass ich mir darum schon Sorgen machen muss.«
»Oh, bitte, Maddie, jeder schließt heutzutage einen Ehevertrag ab. Du musst dich schützen, Mädel.«
»Vor Ramirez?«
Als Dana sich zu mir umdrehte, war eine Falte zwischen ihren rotblonden Brauen. »Maddie, in Kalifornien gilt die Gütergemeinschaft. Bist du dir darüber im Klaren, dass die Hälfte deiner Entwürfe, die entstehen, während du mit Ramirez verheiratet bist, ihm gehört?«
Ich stutzte. »Ehrlich?« Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht.
»Ehrlich. Ich kenne einen Drehbuchautor, dem hat seine Frau ständig in den Ohren gelegen, er solle sich einen richtigen Job suchen. Irgendwann hat sie ihn dann verlassen. Zwei Monate später hat er sein Drehbuch verkauft, und nun rate mal, was passiert ist? Sie bekommt die Hälfte der Royalties. Denn weil das Drehbuch geschrieben wurde, als sie noch zusammenlebten, gehörte es streng genommen zum ehelichen Vermögen. Wenn das mal keine Ironie ist, was?«
»Autsch.«
Dana nickte so energisch, dass ihr Pony auf und ab wippte. Die Aufzugtüren glitten auf. Wir waren im sechsten Stock angekommen. »Wenn ihr verheiratet seid, gehört Ramirez die Hälfte von allem, was du besitzt. Alles wird in der Mitte geteilt. Selbst die Hälfte deiner Tampons gehört ihm.«
Ich öffnete den Mund, um ihr zu sagen, wie lächerlich das sei.
Aber es kam nur ein Schluckauf heraus.
»Denk drüber nach, Maddie«, sagte Dana, als sie die Glastüren öffnete, auf denen in schnörkeliger Schrift SUMMERVILLE stand. »Heutzutage schließt jeder, der etwas darstellt, einen Ehevertrag ab.«
Ich presste die Lippen aufeinander. Ich liebte Ramirez, daran bestand kein Zweifel. Aber ob ich wirklich allesmit ihm teilen wollte, darüber hatte ich bisher nicht nachgedacht. Ich hatte ja Monate gebraucht, um mich überhaupt daran zu gewöhnen, dass er sein eigenes Fach in meinem Arzneischrank hatte.
Während ich Dana durch den piekfeinen Empfangsbereich folgte, versuchte ich diese beunruhigenden Gedanken beiseitezuschieben und mein Zwerchfell dazu zu bringen, nicht mehr zu zucken.
Meine Absätze klapperten auf dem Parkett, das zu einem Empfangstisch aus massivem Holz führte, der so hoch war, dass ich fürchtete, dass man mich Winzling davor gar nicht bemerken würde. Hinter dem titanischen Tisch saß ein kleiner, schmal gebauter Mann in einem pinkfarbenen Hemd und einer hellgrünen, karierten Strickweste, auf dessen Nasenspitze eine Nickelbrille thronte. Er sprach in ein Headset, das an seinem Ohr klebte.
»Ja, Mr Summerville wird am dritten an der Planungskommission teilnehmen, aber der erste Spatenstich in Tokio wird warten müssen, bis er aus New York zurück ist.
Ja, vielen Dank für Ihren Anruf bei Summerville, bitte bleiben Sie in der Leitung.
Ich stelle Sie gleich zur Personalabteilung durch.
Kann ich Ihnen helfen?«
Er sprach so maschinengewehrartig, dass ich einen Moment brauchte, um zu begreifen, dass er mit mir sprach. Aber sein auffordernder Blick – eine Augenbraue hochgezogen, den Kopf für Seite gelegt – half mir dann schließlich auf die Sprünge.
»Oh, äh, ja. Wir würden gerne mit Seth Summerville sprechen?«
»Haben Sie einen Termin?«
»Ähm, das nicht, aber –«, begann ich.
Doch Mr Strickweste ließ mich nicht ausreden. »In welcher Angelegenheit, bitte?«
»Äh …«
Glücklicherweise war Dana mehr auf Zack als ich. »Mr Summerville wollte mit mir über einen Modeljob für Ihre
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