Gefahr auf High Heels (German Edition)
nichts. Weil ich nämlich überhaupt nichteifersüchtig war.
Glücklicherweise klingelte mein Handy in meiner Handtasche, bevor ich noch weitere Überzeugungsarbeit leisten musste.
»Hallo?«, meldete ich mich.
»Maddie!« Moms Stimme dröhnte in mein Ohr. »Wo bist du?«
»Downtown. Warum?«
»Du hast es doch nicht vergessen, oder?«
»Vergessen?«
»Ach herrje, Maddie, du hast es vergessen. Maddie, ich schwöre zu Gott, wenn du erwartest, dass ich diesenMann vom Flughafen abhole, verstoße ich dich.«
Diesen Mann. Es gab auf der Welt nur einen Menschen, den meine liebe, freundliche, gleichmütige Mutter »diesen Mann« nennen würde.
Meinen Vater.
Mein ganzes Leben hatte ich zu hören bekommen, dass mein Vater, als ich drei Jahre alt war, meine Mutter und mich verlassen hatte, um nach Las Vegas mit einem Showgirl namens Lola durchzubrennen. Doch kürzlich erfuhr ich, dass diese Geschichte nur die halbe Wahrheit war. Dad hatte uns verlassen, das stimmte, aber er war nicht mit Lola durchgebrannt, sondern zu Lola geworden – der Star einer ausschließlich männlichen Revue.
Ja, mein Vater war eine Dragqueen. Wenigstens wusste ich jetzt, woher ich meine Liebe zur Mode hatte. Aber Sie verstehen, warum meine Mutter ein wenig empfindlich war, wenn es um diesenspeziellen Mannging.
Nachdem ich über zwanzig Jahre nichts von ihm gehört hatte, hatte er mich vor zwei Jahren angerufen, als er sich mit einem Ring schmuggelnder Mafiosi aus Prada eingelassen hatte. Unser erstes Wiedersehen war, gelinde gesagt, nicht einfach verlaufen.
Seitdem waren Larry (ich brachte es nicht über mich, ihn »Dad« zu nennen) und ich in Kontakt, sodass ich nun langsam den Mann kennenlernte, der meine ganze Kindheit nur ein Mythos gewesen war. Zugegeben, beste Freunde waren wir noch nicht geworden, aber ich hatte ihn gefragt, ob er mich zusammen mit Faux-Pa zum Altar führen würde. Er hat begeistert aufgeschrien und versprochen, auf jeden Fall zu kommen.
»Ich bin schon auf dem Weg«, log ich und sprang in den Jeep.
»Gut.« Ich hörte die Erleichterung in Moms Stimme. »Er sagte, er komme in Begleitung, schau also nach zweien von denen.«
»Verstanden.«
»Oh, und ich habe mit dem Restaurant gesprochen, wo wir nach der Probe essen. Vor uns findet dort eine große Party statt, deswegen haben sie uns auf acht Uhr gelegt. Was in Ordnung ist, schließlich brauchen die Leute Zeit, um von der Arbeit zur Probe zu kommen, und du weißt ja, wie schlimm der Verkehr dann ist.«
»Richtig«, sagte ich und merkte mir, dass ich diese Änderung an meine »Hochzeitsplaner« weitergeben musste.
»Und Molly sagt, Tina ist erkältet, aber solange sie kein Fieber hat, darf sie Blumenmädchen sein. Falls sie doch Fieber bekommt, übernimmt Tandy das Streuen. Dann muss sie nur den Saum von Tinas Kleid ein wenig kürzen.«
»Gut. Super.« Ich fädelte mich in den Verkehr ein und steuerte die 101 an.
»Und deine Großmutter will bei dir in der Limo zum Hotel fahren. Sie sagt, sie traut deinem Cousin Shane nicht, dass er sie pünktlich abholt.«
»Okay. Limo. Verstanden.«
»Oh, und die Cateringfirma hat angerufen. Sie wissen nicht, ob sie genug Stühle für die vielen zusätzlichen Personen auf der Gästeliste haben«, sagte Mom, das Wort »zusätzlich« betonend. Offenbar hatte Marco sie über Mamas Ergänzungen zu den Feierlichkeiten in Kenntnis gesetzt. »Aber«, redete sie weiter, »wenn du willst, können sie ein paar Bänke zur Verfügung stellen.«
»Wunderbar. Ist das alles?«, fragte ich.
»Fürs Erste. Ich rufe an, wenn es was Neues gibt.«
»Super.« Ich beendete die Verbindung. Auf einmal fühlte ich mich ausgelaugt.
Wenn diese Hochzeit je stattfände, käme es einem Wunder gleich.
Falls Sie noch nie auf dem LAX waren: Es ist eine Erfahrung, die jeder in seinem Leben einmal gemacht haben sollte.
Der Los Angeles International Airport ist für Reisende das Drehkreuz an der Westküste. Hier sieht man sie alle, von George Clooney bis zum König von Nigeria (den echten, nicht den, der Spam-Mails verschickt, in denen er Ihnen sein Familienvermögen verspricht, wenn Sie ihm Ihre Kontodaten schicken), mit wirrem Blick durch die endlosen Hallen laufen, auf der Suche nach dem richtigen Gepäckband. Der Flughafen ist so groß wie eine Kleinstadt, samt Polizeieinheit und Feuerwache. Das zwölf Quadratkilometer große Gelände ist ein Labyrinth aus Gangways, inländischen und internationalen Abflug- und Ankunftterminals, Ladezonen und
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