Gefahr für Al Wheeler
Lieutenant. Setzen Sie sich. — Wie wär’s mit
etwas zu trinken?«
»Scotch auf Eis mit etwas Soda —
gern«, sagte ich.
»Perkins!« Das Haus zitterte
unter dem Dröhnen seines Gebrülls.
»Darling!« protestierte Gail
Hamilton und schauderte. »Muß das sein? Kannst du nicht nach dem Butler
klingeln?«
Die Tür öffnete sich, und
Perkins erschien mit einem steinernen Ausdruck auf seinem engelhaften Gesicht.
»Sie haben geschrien, Sir?« fragte er kalt.
»Warum lüften Sie nicht mal
Ihre steife Brust ein bißchen?« Hamilton grinste. »Für das, was ich Ihnen in
einem Monat bezahle, könnte ich drei Revuegirls halten.«
»Hamilton!« Seine Frau wankte
zur Couch und brach anmutig auf ihr zusammen. Nur Perkins behielt die Fassung.
»Ich werde mich bemühen, den Scottish Reel beherrschen zu
lernen, wenn Sie das wünschen, Sir«, sagte er. »Würden Sie es begrüßen, wenn ich
dazu einen Kilt trüge?«
»Ach, ich habe nur Spaß
gemacht«, sagte Hamilton gut gelaunt. »Wir wollen schnell was zu trinken. Ich
möchte einen großen kalten Tom Collins. — Wie steht’s mit dir, mein süßes
Lämmchen?«
»Für mich nichts, danke«, sagte
seine Frau frostig.
»Und einen Scotch auf Eis mit
einem Schuß Soda für unseren Freund, den Lieutenant«, fuhr Hamilton fort.
»Machen Sie ihm einen ganz speziellen Drink zurecht — so wie ich es für meine
Gäste schätze. Verstanden?«
»Ja, Sir.« Perkins nickte und
zog sich zurück.
Ich sank erneut vorsichtig auf
den eckigen Stuhl, und Hamilton breitete sich in einem riesigen Schaukelstuhl
aus. Wir blickten einander an, und ich fand, es wäre vielleicht an der Zeit,
ihm Fragen zu stellen.
»Wußten Sie, daß Dan Lambert,
bevor er ermordet wurde, vorzeitig begnadigt worden und nach Pine City zurückgekommen war?« fragte ich.
»Natürlich.« Hamilton grinste
etwas gezwungen. »Solche Nachrichten verbreiten sich schnell. Es war mir nicht
angenehm, aber ich konnte nichts dagegen tun.«
»Wissen Sie über die näheren
Umstände seines Todes Bescheid?« fragte ich.
»Nur so viel, wie mir die
Polizei erzählt hat«, sagte Hamilton mit einem Schulterzucken. »Daß er tot in
einem Taxi vor dem Haus des Sheriffs gelandet sei.«
»Er hatte in einer Bar in der
Innenstadt ziemlich viel getrunken«, sagte ich. »Der Barkeeper sagt, er sei
blau gewesen und habe gedroht, jemanden der Polizei auszuliefern. Wir wissen
zur Zeit noch nicht, wer dieser Betreffende war.«
»Es sieht Dan gar nicht
ähnlich, sich so zu benehmen«, sagte Hamilton sachlich. »Aber natürlich steht
mir dabei der alte Dan Lambert vor Augen. Drei Jahre Gefängnis können einen
Mann schon verändern. Nicht?«
»Und meistens nicht zum Guten
hin«, sagte ich.
»Er war eigentlich immer das,
was von dicken Leuten erwartet wird — gut gelaunt und gut zu haben. Ich kann
mir ihn einfach nicht so im Suff daherredend vorstellen, wie Sie das schildern.
Aber Sie sagen, er wäre sehr betrunken gewesen, Lieutenant?«
»Paßt das nicht zu ihm?« fragte
ich. »Mir wurde gesagt, er hätte immer viel getrunken.«
»Nicht Dan.« Hamilton
schüttelte entschieden den Kopf. »Er trank in Gesellschaft, sicher, aber ich
habe ihn in meinem ganzen Leben nie blau gesehen.«
Gail Hamilton beteiligte sich
mit einem einleitenden kleinen Schnaufer an der
Unterhaltung.
»So, wie du von ihm redest,
Hamilton, könnte jeder meinen, er sei dein bester Freund gewesen«, sagte sie,
»und nicht der Mann, der beinahe dein Leben ruiniert und dir hunderttausend
Dollar gestohlen hat — und das geradewegs unter deiner Nase!«
Hamiltons gebräunte Wangen
wurden eine Schattierung dunkler, und vielleicht hätte er ihr eine zornige
Antwort gegeben, wenn in diesem Augenblick nicht Perkins mit den Getränken
eingetreten wäre. Ein unbehagliches Schweigen herrschte, bis der Butler die Gläser
niedergesetzt und das Zimmer verlassen hatte. Zu diesem Zeitpunkt lächelte
Hamilton bereits wieder.
»Nun — «, er hob höflich sein
Glas, »viel Glück, Lieutenant.«
»Prost«, sagte ich und hob mein
Glas an die Lippen.
Ich schmeckte nichts von
Scotch, und so kippte ich das Glas ein wenig stärker und wurde durch ein dünnes
Rinnsal, das mir über die Krawatte lief, belohnt.
Hamilton lachte und wiegte sich
geradezu verzückt vor Begeisterung in seinem Stuhl vor und zurück.
»Diesmal hab’ ich Sie
reingelegt, Lieutenant«, brüllte er. »In der Fachsprache nennt man das ein Tröpfelglas . Komisch, was?«
Ich betupfte meine Krawatte mit
einem
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