Gefahr für Al Wheeler
bezahlt hast — nicht deines.«
»Natürlich.« Er sah sie einen
Augenblick lang stirnrunzelnd an. Dann wandte er sich wieder mir zu.
»Es war das Geld meiner Frau,
ganz recht«, sagte er ernst. »Ich möchte, daß Sie das in der ganzen Tragweite
verstehen, Lieutenant. Und wenn wir schon dabei sind, möchte ich auch meine
eigene Position klarstellen. Seit fünfzehn Jahren bin ich ein legal
angeheuerter Gigolo. Ich bekomme dreimal am Tag zu essen und so viel Geld, wie
ich möchte. Solange ich nicht beim Herumschmusen mit irgendeiner anderen Frau
erwischt werde, bin ich ein lieber Mensch.«
»Hamilton!« Gail, einen
betroffenen Ausdruck auf dem Gesicht, stand von der Couch auf. Sie ging schnell
auf die Tür zu. Mit erstickter Stimme sagte sie: »Wie konntest du nur! Vor dem
Lieutenant! Das werde ich dir nie verzeihen!«
Dann brach sie in ein rauhes , heiseres Schluchzen aus und rannte aus dem Zimmer.
»Entschuldigen Sie bitte meine
Frau, Lieutenant«, sagte Hamilton in sachlichem Ton. »Sie ist eine stark
gefühlsbetonte Frau — und leicht verletzt.«
»Um wieder auf Lambert
zurückzukommen«, sagte ich, »- niemand hat je herausgefunden, was er mit dem
gestohlenen Geld angefangen hat? Soviel ich gehört habe, handelte es sich um
rund hunderttausend Dollar?«
»Das ist beides richtig,
Lieutenant«, sagte er kopfnickend. »Wo er es auch versteckt haben mochte, es
war ein verdammt gutes Versteck.«
»Glauben Sie, daß er deshalb
nach Pine City zurückgekommen ist«, fragte ich, »um
das Geld abzuholen?«
»Wer weiß?« Hamilton zuckte
erneut die Schultern. »Es konnte auch noch einen anderen Grund geben. Seine
Tochter lebt hier in der Stadt. Vielleicht wußten Sie das schon?«
»Ich weiß es«, sagte ich. »Ich
dachte immer, eine Boutique sei etwas Unschickliches, was man nur auf französisch aussprechen dürfte, bis ich heute morgen zum erstenmal eine
sah.«
»Ihre Preise sind
unschicklich«, sagte er vor Entzücken kichernd. »Wenigstens habe ich das
gehört.«
Ich stand auf und streckte
meine Beine. Hamilton erhob sich grunzend und mit Anstrengung aus seinem Stuhl.
»Wollen Sie jetzt gehen, Lieutenant? Perkins soll Sie hinausbringen.«
»Das ist nicht notwendig«,
sagte ich. »Ich finde schon selber den Weg.«
Er ging mit mir zusammen durchs
Zimmer und faßte mich, als wir vor einem großen kunstvoll gebauten Kamin
standen, beim Ellbogen.
»Gail ist eine Sammlerin«,
sagte er in dem ehrfurchtsvollen Ton, den jedermann anschlägt, der nicht weiß,
wovon er redet. »Diese beiden Vasen — «, er deutete auf etwas, das wie zwei häßliche bemalte Tontöpfe aussah, »- Sie würden es nicht
für möglich halten, aber angeblich sind sie dreitausend Jahre alt.«
»Die müssen eine hübsche Stange
Geld gekostet haben«, sagte ich, nicht sonderlich interessiert.
»Gail hat zehntausend für beide
zusammen bezahlt und sich eingebildet, es wäre so gut wie geschenkt«, erklärte
er.
Er nahm die am nächsten
stehende Vase in die Hand, drehte sie einen Augenblick lang hin und her und — warf
sie mir ohne jede vorhergehende Warnung plötzlich zu.
»Fangen Sie auf!« sagte er
beiläufig.
Ich unternahm einen wilden,
krampfhaften Versuch, wobei ich mir beinahe das Hüftgelenk ausrenkte; aber
Hamilton hatte zu leichtsinnig geworfen, und die Vase verfehlte mich um einen
guten halben Meter. Ich schloß die Augen und wartete auf den Krach, lauschte
auf das Geräusch, mit dem fünftausend Dollar in kleine Stücke zerschellen
würden — aber nichts geschah. Als ich wieder die Augen öffnete, hüpfte die
verdammte Vase sachte über den Teppich.
»Gummi, verstehen Sie?«
Hamilton war wieder außer sich, hielt sich die Seiten und schüttelte sich vor
wildem Gelächter, während ihm die Tränen über die Wangen rannen. »Das Gesicht,
als Sie zu fangen versuchten! Oh, Mann!«
Er stöhnte hilflos. Wenn er so
weiter machte, würde er sich eine Herzattacke zuziehen — wenigstens hoffte ich
das.
Ich trat aus dem Salon in den
Korridor hinaus, froh, durch die Tür seiner widerwärtigen Heiterkeit entronnen
zu sein, und ging den Flur entlang auf die Haustür zu.
Ich war noch nicht ganz
angelangt, als sich rechts neben mir eine Tür öffnete und Gail Hamilton nervös
herausspähte. Sie hielt, Schweigen heischend, einen Finger gegen die Lippen und
winkte mir, hereinzukommen.
Ich zuckte die Schultern.
Vielleicht war ihr Mann ein gewohnheitsmäßiger Witzbold und sie eine
gewohnheitsmäßige Verführerin und beide waren mit
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