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Gefahrenzone (German Edition)

Gefahrenzone (German Edition)

Titel: Gefahrenzone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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nicht zu den Gewaltmitteln der maoistischen Zeit griff, ließ jede Verhaftung und jeder Tränengaseinsatz die Lage noch prekärer werden.
    Schließlich entschied man sich dann doch, die Anführer dieser Massenbewegung aus dem Verkehr zu ziehen und ins Gefängnis zu werfen. Tatsächlich hörten daraufhin die Straßendemonstrationen erst einmal auf. Das Ministerium für Öffentliche Sicherheit dachte, es habe die Situation wieder unter Kontrolle. Stattdessen verlagerten sich die Proteste ins Internet, die Chinesen begannen nämlich äußerst eifrig die neuen sozialen Netzwerke und digitalen Diskussionsforen zu nutzen. Dabei gelang es ihnen immer wieder, die staatlichen Internetfilter durch mehr oder weniger raffinierte »Umgehungslösungen« zu überlisten.
    Mithilfe Hunderter Millionen Computer und Smartphones wandelten sich die spontanen Proteste zu einer gut organisierten und mächtigen Bewegung. Der KPCh war das Ausmaß dieser Bedrohung erst einmal nicht klar. Das Ministerium für Öffentliche Sicherheit verfügte über Schlagstöcke, Pfeffersprays und grüne Minnas, besaß aber keine wirksamen Waffen gegen diesen sich rasend schnell ausbreitenden elektronischen Aufstand im Cyberspace. Die Onlineproteste wurden im Laufe nur weniger Monate zu einer Internetrevolte, die schließlich die Tuidang-Bewegung hervorbrachte.
    »Tuidang« bedeutete wörtlich »tretet aus der Partei aus«. Tatsächlich verließen zuerst Hunderte, dann Tausende und schließlich Millionen Chinesen die Kommunistische Partei. Sie konnten das anonym im Internet tun oder es auf einer Auslandswebsite öffentlich verkünden.
    Die Tuidang-Bewegung behauptete, dass in vier Jahren über zweihundert Millionen Chinesen der KPCh den Rücken gekehrt hätten.
    Dabei war es nicht einmal die reine Zahl der angeblich Ausgetretenen, die der Partei Sorgen machte. In Wahrheit war es sogar ziemlich schwierig, die Austrittszahlen genau zu bestimmen, da die Liste, die die Führung der Tuidang-Bewegung ins Internet gestellt hatte, viele Pseudonyme oder Allerweltsnamen enthielt, die nicht eindeutig zu verifizieren waren. Vielleicht waren es statt 200 Millionen tatsächlich »nur« 50 Millionen Dissidenten. Viel unangenehmer waren für das Politbüro der parteischädigende negative Eindruck, den diejenigen hinterließen, die ihren Austritt im Ausland bekannt machten, und die Aufmerksamkeit, die der Erfolg dieser Internetrebellion in der übrigen Welt erregte.
    Wirtschaftsminister Wei beobachtete die wachsende Tui dang-Bewegung und die Wut, Verwirrung und Angst, die diese innerhalb des Politbüros erregte, mit großer Aufmerksamkeit. Gleichzeitig behielt er die verborgenen Wirtschaftsprobleme seines Landes im Auge. Er wusste allerdings, dass es jetzt ganz bestimmt nicht an der Zeit war, die drohende Krise anzusprechen. Alle größeren Sparmaßnahmen würden noch eine Weile warten müssen.
    Es wäre in dieser Lage ausgesprochen schädlich gewesen, die umfassende und allgemeine Schwäche und Reformunfähigkeit der Zentralregierung zuzugeben. Dies würde die Gemüter der Massen nur noch weiter anheizen und die Revolte schüren.
    A uf dem 18. Parteitag der KPCh geschah dann etwas Unglaubliches, das gerade Wei Zhen Lin am wenigsten erwartet hätte. Er wurde zum chinesischen Präsidenten und Generalsekretär der Kommunistischen Partei ernannt, zum Herrscher über dieses Kartenhaus.
    Für chinesische Verhältnisse war die Wahl eine ziemlich kontroverse Angelegenheit gewesen. Die beiden eigentlichen Favoriten fielen nur Wochen vor dem Parteitag in Ungnade, der eine wegen eines Korruptionsskandals in seiner Heimatstadt Tientsin, der andere aufgrund der Verhaftung eines seiner Untergebenen, den man der Spionage beschuldigte. Die übrigen Ständigen Mitglieder, die nun infrage gekommen wären, gehörten zu einem der beiden Parteiflügel, die bisher von den gestürzten Parteigrößen angeführt worden waren, mit einer einzigen Ausnahme: Wei Zhen Lin. Er galt immer noch als Außenseiter, der keiner Parteifraktion angehörte. Aus diesem Grund wurde er im relativ zarten Alter von 54 Jahren als Kompromisskandidat gewählt.
    Die drei höchsten chinesischen Amtsträger waren der Präsident, der Generalsekretär der Kommunistischen Partei und der Vorsitzende der Zentralen Militärkommission, der kraft dieser Stellung oberster Militärchef des Landes war. In der Vergangenheit waren alle drei Ämter von der gleichen Person bekleidet worden, aber in Weis Fall fiel der Vorsitz der ZMK an Su Ke

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