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Gefahrenzone (German Edition)

Gefahrenzone (German Edition)

Titel: Gefahrenzone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Qiang, einen Viersternegeneral der Volksbefreiungsarmee. Su war der Sohn eines Marschalls, der zu Maos engsten Vertrauten gehört hatte. Er war seit Kindheitstagen mit Wei befreundet. Sie waren zusammen in Peking und der Schweiz zur Schule gegangen. Ihr gleichzeitiger Aufstieg in die höchsten Staatsämter zeigte, dass die Zeit der Prinzlinge endgültig gekommen war.
    Von Anfang an war Wei jedoch bewusst, dass diese gemeinsame Führung keine Partnerschaft bedeutete. Su war ein strammer Befürworter einer militärischen Expansion. Er war ein politischer Falke und hatte für den Hausgebrauch schon zahlreiche feurige Reden über die Bedeutung und Macht der Volksbefreiungsarmee und Chinas Bestimmung zur regionalen Führungsnation und Weltmacht gehalten. Er und sein Generalstab hatten die chinesischen Streitkräfte im letzten Jahrzehnt dank einer alljährlichen zwanzigprozentigen Erhöhung des Militärhaushalts stark vergrößert. Wei wusste, dass ein Mann wie Su nicht eine Armee aufbaute, nur um später mit ihr auf dem Paradeplatz herumstolzieren zu können.
    Su wollte Krieg. Was Wei anbetraf, war Krieg jedoch das Letzte, was China im Augenblick benötigte.
    Z wei Monate nachdem er zwei der drei höchsten Staatsämter übernommen hatte, traf Wei auf einer Sitzung des Ständigen Ausschusses des Zentralkomitees in Zhongnan hai, dem von Mauern umgebenen Regierungskomplex west lich der Verbotenen Stadt und des Tiananmen-Platzes, eine taktische Entscheidung, die dazu führen sollte, dass er sich nur einen Monat später eine Pistole an die Schläfe hielt. Er hielt es für unerlässlich, zumindest seinen Kollegen im Ständigen Ausschuss die Wahrheit über die chinesischen Staatsfinanzen zu offenbaren. Immerhin waren bereits entsprechende Gerüchte im Umlauf, die angeblich sogar aus dem Inneren des Wirtschaftsministeriums stammten. Wei wollte diesen Gerüchten offensiv begegnen, indem er dem Ausschuss reinen Wein über die drohende Wirtschaftskrise einschenkte. Er verkündete in einem Raum voller ausdrucksloser Gesichter, dass er eine starke Kürzung der regionalen Kreditaufnahme sowie eine ganze Anzahl weiterer Sparmaßnahmen durchzusetzen gedenke. Diese würden die nationale Wirtschaft auf lange Sicht stärken, unglücklicherweise jedoch einen kurzfristigen Abschwung zur Folge haben.
    »Wie kurzfristig?«, fragte ihn der Parteisekretär des Staatsrats.
    »Zwei oder drei Jahre.« Das war allerdings eine Lüge. Weis eigene Finanzanalysten hatten ihm eröffnet, dass es etwa fünf Jahre dauern würde, bis diese Sparpolitik den gewünschten Effekt haben würde.
    »Wie stark wird die Wachstumsrate zurückgehen?«, wollte der Sekretär der Disziplinkontrollkommission des Zentralkomitees wissen.
    Wei zögerte kurz und antwortete dann in einem ruhigen, sanften Ton: »Bei einer Umsetzung unserer Planungen wird das Wachstum nach unseren Schätzungen im ersten Jahr um zehn Prozentpunkte zurückgehen.«
    Den Zuhörern verschlug es den Atem.
    »Gegenwärtig beträgt das Wachstum acht Prozent«, sagte ein hochrangiger Parteisekretär. »Wollen Sie uns also erzählen, dass wir sogar mit einer Schrumpfung unserer Wirtschaft rechnen müssen?«
    »Ja.«
    Der Vorsitzende des Zentralen Lenkungsausschusses für den Aufbau der geistigen Zivilisation rief mit hochrotem Kopf quer durch den Raum: »Seit 35 Jahren wächst unsere Wirtschaft. Selbst im ersten Jahr nach dem Krieg nahm sie nicht ab!«
    Wei blieb ganz ruhig. Seine unaufgeregte Art stellte einen starken Kontrast zu den übrigen Anwesenden dar, die immer aufgeregter wurden. Dann schüttelte er den Kopf und sagte: »Man hat uns getäuscht. Ich habe mir die Statistiken aus diesen Jahren noch einmal vorgenommen. Tatsächlich gab es in den letzten Jahren ansehnliche Wachstumsraten, die vor allem auf der von mir eingeleiteten Ausweitung des Außenhandels beruhten. Im ersten Jahr nach dem Krieg war dies jedoch trotz anderslautender Behauptungen nicht der Fall.«
    Wei bemerkte sofort, dass ihm die meisten Männer in diesem Raum nicht glaubten. Er selbst betrachtete sich nur als Bote, der seine Kollegen über diese Krise in Kenntnis setzte, für die er in keiner Weise verantwortlich war. Die anderen Mitglieder des Ständigen Ausschusses überschütteten ihn dagegen mit Anklagen und Vorwürfen, die Wei jedoch entschieden zurückwies. Er forderte sie auf, sich seine Reformpläne erst einmal genau anzuhören. Stattdessen begannen sie, von der wachsenden Protestbewegung und den Demonstrationen auf den

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