Gefahrenzone (German Edition)
Kowalenko.
»Gut.«
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W er das Meer beherrscht, hat die Macht.« Dies war das Motto der INS Viraat, des indischen Flugzeugträgers, der auf den Tag genau eine Woche nachdem allen ausländischen Kriegsschiffen der Zugang zum Südchinesischen Meer verboten worden war, in Da Nang anlegte.
Die Viraat hatte ihre Karriere im Jahr 1959 als britische HMS Hermes begonnen und war jahrzehntelang unter dem Union Jack gefahren, bevor sie in den 1980er-Jahren nach Indien verkauft wurde. Niemand würde behaupten wollen, der Flugzeugträger sei auf dem letzten Stand der Technik, aber eine kürzlich erfolgte Nachrüstung durch die indische Marine hatte das Leben der Viraat um ein paar Jahre verlängert. Ob nun neue oder alte Technik, sie war auf jeden Fall ein wichtiges Symbol der indischen Nation.
Mit ihren knapp dreißigtausend Tonnen war sie weniger als ein Drittel so groß wie die Ronald Reagan, ein Flugzeugträger der Nimitz- Klasse . Ihre Besatzung bestand aus 1750 Seeleuten und Piloten. An Bord waren vierzehn Harrier- Kampf fl ugzeuge und acht Sea-King-Kampfhubschrauber stationiert.
Am zweiten Tag ihres Hafenbesuchs in Da Nang patrouillierte einer ihrer Sea-King-Helikopter gerade über der indischen Ölsuchzone, als er ein chinesisches U-Boot der Song- Klasse sichtete, das sich auf ein indisches Ölsuchschiff zubewegte. Tatsächlich rammte und beschädigte das Unterseeboot das indische Schiff ein paar Minuten später. Es begann zu sinken, und seine fünfunddreißig zivilen Besatzungsmitglieder mussten in die Rettungsboote steigen. Von dort las sie der Sea King auf und brachte sie auf benachbarte Schiffe in Sicherheit. Zuvor hatte er jedoch die INS Kamorta zur Unterstützung gerufen, eine Korvette, die die Viraat ins Südchinesische Meer begleitet hatte und vor allem für die Bekämpfung von U-Booten geeignet war. Die Kamorta fuhr mit Höchstgeschwindigkeit in dieses Gebiet, und es gelang ihr, das U-Boot der Song- Klasse mit ihrem Zielradar zu erfassen.
Daraufhin feuerte sie von ihrem an Deck montierten, hufeisenförmigen RBU-600-Raketenwerfer sowjetischer Bauart eine 213-mm-Rakete ab. Sie flog fünf Kilometer durch die Luft und tauchte dann ins Wasser. Sie sank auf eine Tiefe von zweihundertfünfzig Metern hinab, explodierte allerdings zu früh, sodass an dem U-Boot, das hundert Meter tiefer getaucht war, keinerlei Schaden entstand.
Auch eine zweite Rakete verfehlte ihr Ziel, und das U-Boot konnte entkommen. Trotzdem war das genau der Vorwand, auf den die Chinesen gewartet hatten.
Drei Stunden nach dem Angriff auf das chinesische U-Boot ging kurz nach Einbruch der Dunkelheit die Ningbo, ein chinesischer Lenkraketenzerstörer, der im Gebiet zwischen Hainan und der vietnamesischen Küste kreuzte, auf Gefechtsstation. Er feuerte vier SS-N-22-Raketen, NATO -Codename Sunburn, in Russland entwickelte Antischiffsflugkörper, ab. Die Sunburns rasten mit Mach 2,2 über das Wasser und waren damit dreimal so schnell wie die amerikanische Harpoon-Antischiffsrakete. Ihr bordeigenes Radarzielsystem ließ sie direkt auf das größte Schiff innerhalb ihrer Reichweite zufliegen.
Die Viraat.
Als sich die pfeilschnellen, dreihundertzwanzig Kilogramm schweren, panzerbrechenden Sprengköpfe ihrem Ziel näherten, feuerte die Viraat in dem verzweifelten Versuch, die Sunburns vor dem Einschlag abzufangen, Flugabwehrraketen des SAM-Typs ab. Wie durch ein Wunder konnte die erste SAM die erste anfliegende Rakete nur vier Kilometer vor dem Flugzeugträger zerstören. Die drei restlichen SS-N-22 schlugen jedoch einen Augenblick später auf der Steuerbordseite in den Rumpf des großen Schiffes ein, wobei die zweite Rakete so dicht unter dem Deck in den Schiffskörper eindrang, dass dadurch drei Sea-King-Hubschrauber in einem riesigen Feuerball in die Luft flogen und deren Trümmer zwei auf dem Deck vertäute Harrier zerstörten.
Der Flugzeugträger sank nicht. Die drei Gefechtsköpfe reichten nicht aus, um das Dreißigtausend-Tonnen-Schiff zu versenken. Aber den Raketen war ein »Mission Kill« gelungen, das heißt, sie hatten den Träger kampfunfähig gemacht.
Gleichzeitig wurden über zweihundert Seeleute und Piloten getötet. Die Begleitschiffe der Viraat eilten ihrem Mutterschiff zu Hilfe, um beim Löschen der Brände zu helfen und Besatzungsmitglieder aus dem schwarzen Wasser zu ziehen.
Zwei Harrier-Piloten, die zur Zeit des Angriffs in der Luft waren, fanden keinen Ort mehr, wo sie landen konnten. Da sie nicht genug Sprit
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