Gefahrenzone (German Edition)
wollte gerade den Stick herausziehen, als ihr klar wurde, dass sie keine Vibrationen gespürt hatte.
Verdammt! Melanie zwang sich zu warten. Sie hatte auch noch nicht das typische Klingeln von Eiswürfeln gehört, deshalb nahm sie an, Jack werde noch eine Weile in der Küche bleiben.
Das Gerät in ihrer linken Hand summte. Sofort trennte sie die beiden Geräte, ließ den FBI-Stick in ihre Tasche gleiten und wollte das iPhone zurück auf den Tisch legen. Plötzlich zögerte sie.
Wie herum hatte es gelegen?
Sie konnte sich nicht erinnern. Scheiße. Sie schaute das Tischchen und das Telefon an und versuchte sich zu erinnern, wie genau es zuvor dagelegen hatte. Nach nicht einmal einer Sekunde drehte sie es um und legte es zurück auf den Tisch.
Erledigt.
»Was machst du denn da mit meinem Handy?«
Melanie schreckte hoch, während sie sich zur Küche umdrehte. Jack stand mit einem Glas Baileys in der Hand in der Tür.
»Was meinst du?«, fragte sie mit leicht zittriger Stimme.
»Was hast du mit meinem Handy gemacht?«
»Ich habe nur nach der Uhrzeit geschaut.«
Jack stand nur da und blickte sie an.
»Was ist los?«, fragte sie vielleicht etwas zu gereizt, wie ihr sofort klar wurde.
»Dein eigenes Handy liegt doch da drüben.« Er nickte in Richtung der Seite der Couch, wo sie zuvor gesessen hatte. »Jetzt mal im Ernst, was geht hier vor?«
»Was meinst du damit?« Melanie schlug das Herz so laut bis zum Hals, dass sie sich sicher war, dass Jack es hören konnte.
»Warum hast du dir mein Handy angeschaut?«
Die beiden starrten sich ein paar Sekunden an, während in der Nachrichtensendung immer noch über den Krieg über Taiwan berichtet wurde.
Schließlich sagte Melanie: »Weil ich wissen wollte, ob es da eine andere gibt.«
»Eine andere?«
»Ja. Komm schon, Jack. Du gehst die ganze Zeit auf Reisen, wir sprechen nie miteinander, wenn du unterwegs bist, und du kannst mir nie sagen, wann du wieder zurück bist. Du kannst es mir ruhig erzählen, ich bin ein großes Mädchen. Hast du eine andere?«
Jack schüttelte ganz langsam den Kopf. »Natürlich nicht. Mein Job ... mein Job verlangt eben, dass ich manchmal ganz plötzlich irgendwo hinreise. Das war schon immer so. Vor letzter Woche bin ich doch monatelang daheim gewesen.«
Melanie nickte. »Ich weiß. Das war dumm. Ich hätte nur gern dieses letzte Mal etwas von dir gehört.«
Jack seufzte. »Es tut mir leid. Ich hätte mir die Zeit nehmen müssen, dich mal anzurufen. Du hast schon recht.«
Melanie stand auf, ging zu ihm hinüber und nahm ihn fest in den Arm. »Ich bin im Moment nur etwas gestresst. Das sind die Hormone. Es tut mir leid.«
»Das muss dir nicht leidtun. Ich wusste wirklich nicht, dass es dir etwas ausmacht.«
Melanie Kraft nahm ihm das Glas aus der Hand und lächelte.
»Hast du das Eis vergessen?«
Jack schaute das Glas an. »Die Flasche war im Gefrierfach. Das Ganze ist im Grunde ein Milkshake. Ich dachte, es würde so gehen.«
Melanie nippte daran. »Mensch, das ist wirklich gut.«
Sie drehte sich um und wollte mit ihrem Drink zum Sofa zurückkehren, aber Jack stand noch einen Moment da und betrachtete sein Handy.
Er wusste, dass sie irgendwie Verdacht geschöpft hatte, und er hatte ihr dazu auch wahrlich genug Gründe gegeben. Er mochte es zwar nicht, dass er sie dabei ertappt hatte, wie sie ihm nachspionierte, aber er konnte sie doch auch wieder verstehen. Er ließ es dabei bewenden und nahm sich vor, künftig besser auf ihre Befindlichkeit zu achten.
W alentin Kowalenko saß an seinem kleinen Schreibtisch in der möblierten Mietwohnung, die er sich in Washington besorgt hatte. Er hatte sich gerade bei Cryptogram eingeloggt, um Center mitzuteilen, dass er vor Ort war und auf weitere Instruktionen wartete.
Die zwei letzten Tage waren äußerst ereignisreich gewesen. Er war aus der Wohnung in Barcelona ausgezogen, mit dem Zug nach Madrid gefahren und von dort nach Charlotte, North Carolina, geflogen. Diese Reise in die USA hatte ihn ziemlich mitgenommen. Er wusste, dass er hier ähnlich gefährdet war wie in seinem Heimatland. Um die Angst vor den Einreiseformalitäten zu überwinden, hatte er sich noch im Flugzeug ziemlich angetrunken. Als sie auf dem Flughafen ankamen, hatte ihn der Alkohol so weit beruhigt, dass er die Zoll- und Passkontrolle gefasst, wenn auch leicht beduselt ohne größere Probleme durchlaufen hatte.
In Charlotte hatte er sich ein Auto gemietet und war dann die ganze Küste bis D . C.
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