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Gefahrenzone (German Edition)

Gefahrenzone (German Edition)

Titel: Gefahrenzone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ihn zu. Als er näher kam, erkannte er das Gesicht. Er konnte es nicht glauben. »Dema?«
    Dema Apilikow war ein SWR-Agent. Er hatte vor vielen Jahren mit Walentin in Beirut zusammengearbeitet und war noch in jüngster Zeit unter Walentin in London stationiert gewesen.
    Kowalenko hatte Dema immer für einen ziemlichen Schwachkopf gehalten. Er war ein paar Jahre lang als unterdurchschnittlicher Undercoveragent tätig, bevor er in der Londoner Botschaft ein Bürohengst im russischen Geheimdienst wurde. Er war jedoch immer ehrlich gewesen und hatte seinen Job wenigstens so weit erledigt, dass er nie entlassen wurde.
    Im Moment freute sich Walentin Kowalenko jedoch über alle Maßen, Dema Apilikow hier zu sehen, weil er seine Rettungsleine zum SWR werden konnte.
    »Wie geht es Ihnen, Sir?«, fragte Dema. Er war älter als Walentin, aber er redete jeden mit Sir an, als ob er nur einfacher Dienstbote wäre.
    Kowalenko schaute sich jetzt in alle Richtungen um und suchte nach Spähern, Kameras oder irgendwelchen anderen Leuten, die Center ausgeschickt haben könnte, um jeden seiner Schritte zu verfolgen. Der Platz sah jedoch unbedenklich aus.
    »Mir geht es gut. Wie haben Sie erfahren, dass ich hier bin?«
    »Ein paar Leute wissen es. Einflussreiche Leute. Man hat mich mit einer Botschaft hierher gesandt.«
    »Von wem?«
    »Das darf ich nicht sagen. Leider. Aber es sind Freunde. Männer an der Spitze, in Moskau, die Sie wissen lassen wollen, dass sie daran arbeiten, Sie aus Ihrer misslichen Lage zu befreien.«
    »Meiner misslichen Lage? Was meinen Sie damit?«
    »Ich meine Ihre rechtlichen Probleme in der Heimat. Was Sie hier in Washington machen, gilt als SWR-Operation.«
    Kowalenko konnte mit dieser Bemerkung nichts anfangen.
    Dema Apilikow klärte ihn auf: »Center. Wir wissen von Center. Wir wissen, wie er Sie benutzt. Man hat mich beauftragt, Ihnen mitzuteilen, dass Sie die Erlaubnis der SWR besitzen, bei dieser Sache weiter mitzuspielen. Das könnte für Russland ausgesprochen hilfreich sein.«
    Kowalenko räusperte sich und schaute sich in alle Richtungen um. »Center gehört zum chinesischen Geheimdienst.«
    Dema Apilikow nickte. »Ja, er gehört zum MSS. Er arbeitet auch für ihr militärisches Cyberkriegsdirektorat. Die Dritte Generalstabsabteilung.«
    Dies ergab Sinn. Walentin begriff jetzt manches besser. Gott sei Dank wusste die SWR von Center. Offensichtlich wusste Dema sogar mehr über Center als Walentin selbst.
    »Wissen Sie, wie dieser Typ heißt? Irgendeine Idee, wo genau er arbeitet?«
    »Ja, er hat einen Namen, aber den darf ich Ihnen nicht mitteilen. Tut mir leid, Sir. Sie sind mein alter Chef, aber offiziell stehen Sie gerade außerhalb des Systems. Sie sind gerade mehr oder weniger ein Undercoveragent, und man hat mir genau aufgetragen, was ich Ihnen mitteilen darf und was nicht.«
    »Das verstehe ich gut, Dema. Das Need-to-know-Prinzip. Man soll nur so viel wissen, wie man zur Erfüllung seiner konkreten Aufgabe braucht.« Er schaute zum Himmel hinauf, und der schien plötzlich blauer und die Luft sauberer zu sein. Die ganze Last der Welt war gerade von seinen Schultern gefallen. »Also ... mein Befehl lautet, dass ich weiterhin für Center arbeiten soll, bis ich abgezogen werde?«
    »Ja. Halten Sie sich bedeckt, aber führen Sie alle seine Befehle nach besten Kräften aus. Ich darf Ihnen noch mitteilen, dass Sie zwar nach Ihrer Rückkehr nicht mehr im PR-Direktorat tätig sein können, weil die Gefahr zu groß wäre, dass Sie auf Auslandseinsätzen erkannt würden, aber Sie werden aus einer ganzen Zahl von hohen Positionen im Direktorat R auswählen können.« Das PR-Direktorat war die politische Aufklärung, zu der Kowalenko früher gehört hatte. Das Direktorat R war die Abteilung für Operationsplanung und Analyse. Natürlich hätte er es vorgezogen, auf seinen alten Posten als stellvertretender Resident in London zurückzukehren, aber das kam leider nicht infrage. Im Kreml für das R-Direktorat zu arbeiten und weltweite SWR-Einsätze zu planen war jedoch ebenfalls eine Superstellung. Wenn er den Fängen des chinesischen Geheimdiensts entrinnen und zur SWR zurückkehren konnte, würde er sich über eine solche Stellung ganz bestimmt nicht beschweren.
    Er stellte sich bereits im Geiste vor, wie er als Held nach Moskau zurückkehren würde. Was für eine unglaubliche Schicksalswende.
    Er bekam jedoch seinen Kopf ganz schnell wieder frei und kehrte zu seiner gegenwärtigen Situation zurück.

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