Gefahrenzone (German Edition)
färben begann. Sie hatte ihm Kaffee angeboten, aber er hatte abgelehnt, weil er ihrer Miene die Dringlichkeit der Angelegenheit entnahm. Sie hatte ihren Leibwächter gebeten, im Haus zu bleiben, was Jack noch mehr überraschte.
Sobald sie sich gesetzt hatten, rückte sie ihren Stuhl näher an den seinen heran und sprach in leisem Ton. »Ich habe heute Morgen John Clark angerufen. Ich war überrascht, dass er nicht mehr für Hendley arbeitet.«
»Das war seine eigene Entscheidung«, sagte Jack. »Wir wollten ihn auf keinen Fall verlieren, das steht fest.«
»Ich verstehe ihn gut«, sagte Mary Pat. »Der Mann hat seinem Land gedient und eine lange, lange Zeit eine Menge Opfer gebracht. Ein paar Jahre normales Leben erscheinen einem dann bestimmt ganz reizvoll. Er hat sie allemal verdient, vor allem nach dem, was er im vergangenen Jahr durchmachen musste.«
»Du hast Clark angerufen, herausgefunden, dass er nicht mehr im Geschäft ist, und dann hast du mich antelefoniert«, sagte Ryan. »Gehe ich recht in der Annahme, dass du uns etwas mitzuteilen hast?«
Sie nickte. »Alles, was ich jetzt sage, ist geheim.«
»Verstanden.«
»Jack, es ist Zeit, dass sich die US-Geheimdienste der Tatsache stellen, dass wir ein großes Problem haben, was die Sicherheit unserer Agenten in China angeht.«
»Ihr habt ein Leck.«
»Du wirkst nicht überrascht.«
Jack zögerte etwas. Schließlich sagte er: »Wir hatten unsere Verdachtsmomente.«
Foley dachte kurz über diese kryptische Bemerkung nach und fuhr dann fort: »Wir hatten eine ziemliche Anzahl von Gelegenheiten, mit Menschen in China Kontakt aufzunehmen – lokale Dissidenten, Protestgruppen, enttäuschte Regierungsbeamte und Militärs und andere, die eine hohe Stellung innerhalb der Partei bekleideten. Alle diese Kontaktpersonen wurden vom chinesischen Geheimdienst aufgespürt. Sie wurden verhaftet, in den Untergrund getrieben oder getötet.«
»Also mangelt es euch im Moment in China an Vor-Ort-Beobachtern.«
»Ich wünschte, dass wir nur einen Mangel an ihnen hätten. Nein, in China verfügen wir im Moment über praktisch überhaupt keine Agenten, Spione oder Informanten mehr.«
»Irgendeine Idee, wo das Leck liegt?«
»Irgendwo in der CIA, das wissen wir«, sagte Mary Pat. »Wir wissen jedoch nicht, ob jemand in unseren Datenverkehr eingedrungen ist oder ob es sich um einen Maulwurf handelt, der in unserem CIA-Stützpunkt in Peking, in Shanghai oder vielleicht sogar in unserer Chinaabteilung in Langley sitzt.« Sie machte eine kleine Pause. »Oder sogar noch höher angesiedelt ist.«
»Angesichts der gegenwärtigen Vorkommnisse würde ich vor allem die chinesischen Cyberkriegsorganisationen im Auge behalten«, sagte Jack.
»Das tun wir ja bereits. Aber wenn die Chinesen tatsächlich unseren Datenverkehr mitlesen, dann haben sie das meisterhaft getarnt. Sie nutzen diese Informationen äußerst bedacht und beschränken sich bisher auf die Spio nageabwehr in Bezug auf China. Natürlich gibt es in unseren Meldungen und Depeschen eine Menge Informationen, die für China äußerst nützlich wären, aber bisher haben wir nicht bemerkt, dass sie in irgendeiner Weise darauf zurückgreifen.«
»Wie können wir euch helfen?«, fragte er.
»Es hat sich eine neue Gelegenheit aufgetan.«
Ryan runzelte die Stirn. »Aufgetan von der löchrigen CIA?«
Sie lächelte. »Nein, das nicht. Im Moment kann ich keinem US-Geheimdienst mehr recht trauen. Dies gilt auch für das Verteidigungsministerium.« Sie machte eine kleine Pause. »Die Einzigen, denen ich eine solche Information anvertrauen kann, sind Außenstehende. Außenstehende mit einem ganz eigenen Motiv, über das Ganze Schweigen zu bewahren.«
»Der Campus«, sagte Jack.
»Genau.«
»Worum geht es?«
Mary Pat rückte ihren Stuhl noch näher. Jack beugte sich zu ihr hinüber, bis er nur noch ein paar Zentimeter von ihrem Mund entfernt war. »Vor mehreren Jahren, als Ed die CIA noch geleitet hat, während der letzten Auseinandersetzung deines Vaters mit den Chinesen, war ich Einsatzführer eines CIA-Agenten drüben in Peking, der für die Lösung dieses Konflikts entscheidend war. Allerdings boten sich uns damals noch ein paar andere Optionen. Optionen, die wir allerdings nicht weiterverfolgten, weil sie – wie soll ich sagen –, weil sie irgendwie ungehörig waren.«
»Aber jetzt ist das alles, was ihr habt.«
»Richtig. Auch in China gibt es organisiertes Verbrechen. Ich spreche nicht von den Triaden, die
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