Gefahrenzone (German Edition)
allein machen, damit du heimgehen kannst, um dich mal richtig auszuschlafen?«
Gavin schüttelte den Kopf. »Nein. Das packe ich schon. Da möchte ich dabei sein.«
10
T odd Wicks hatte so etwas vorher noch nie gemacht, allerdings war er zuvor auch noch nie in Shanghai gewesen.
Er war wegen der Shanghai-Hightech-Expo in die Stadt gekommen. Obwohl dies beileibe nicht seine erste Auslandsmesse war, hatte er zweifellos zum ersten Mal in der Lobby-Bar seines Hotels eine wunderschöne junge Frau kennengelernt, die ihm unmissverständlich klarmachte, dass er sie auf ihr Zimmer begleiten solle.
Klar, sie war eine Prostituierte. Todd war zwar nicht der Weltläufigste, aber das hatte er sofort gemerkt. Ihr Name war Bao. In ihrem starken, aber reizenden Akzent hatte sie ihm erzählt, dass dies »kostbarer Schatz« bedeute. Sie war absolut hinreißend, vielleicht dreiundzwanzig Jahre alt, mit langen, glatten Haaren, deren Farbe und Glanz an schwarzen Shanxi-Granit erinnerten. Sie trug ein enges, rotes Kleid, das so glamourös wie sexy wirkte. Sie war hochgewachsen und schlank. Auf den ersten Blick hätte er sie für einen Filmstar oder eine Tänzerin gehalten. Als sie jedoch bemerkte, dass er sie im Blick hatte, griff sie sich mit ihren zierlichen Fingern das Glas Chardonnay, das vor ihr auf dem Marmortresen stand, und tänzelte mit einem leichten, aber einladenden Lächeln zu ihm hinüber.
In diesem Moment wurde Todd klar, dass sie ein Freudenmädchen war, das offensichtlich gerade seiner Arbeit nachging.
Er fragte sie, ob er ihr einen Drink ausgeben dürfe, und der Barkeeper füllte ihr Weinglas wieder auf.
Wie gesagt, eigentlich machte Todd Wicks solche Sachen nicht, aber sie war dermaßen hinreißend, dass er sich entschloss, dieses eine Mal eine Ausnahme zu machen.
Eigentlich war Todd ein netter Kerl mit einem netten Leben. Mit seinen vierunddreißig Jahren war er Gebietsverkaufsleiter des kalifornischen IT-Unternehmens Advantage Technology Solutions LLC für die Region Virginia/Maryland/Washington. Er besaß ein geräumiges Haus im angesagten West End von Richmond. Er hatte zwei reizende Kinder und eine Frau, die klüger war, besser aussah und in ihrem Beruf als Generalvertreterin für Pharmaprodukte erfolgreicher war als er.
Ihm fehlte es an nichts, er war zufrieden mit seinem Leben, und er hatte keine Feinde.
Bis zu dieser Nacht.
Wenn er sich später an diesen Abend erinnerte, verfluchte er die Wodka Tonics, die er seit dem Dinner mit seinen Kollegen gekippt hatte. Außerdem sei er von den Erkältungsmitteln beeinträchtigt gewesen, die er wegen dieser Nebenhöhlenentzündung einnahm, die er sich auf dem vierundzwanzigstündigen Flug von Dallas nach China zugezogen hatte.
Vor allem gab er jedoch diesem verdammten Mädchen die Schuld, Bao, dem »kostbaren Schatz«, die sein ganzes Leben verpfuscht hatte.
K urz vor Mitternacht traten Todd und Bao im zehnten Stock des Sheraton Shanghai Hongkou aus dem Aufzug. Sie gingen Arm in Arm den Gang hinunter, wobei Todd wegen der vielen Drinks etwas schwankte. In seiner Aufregung und Begeisterung schlug ihm das Herz bis zum Hals. Trotzdem verspürte er keinerlei Schuldgefühle wegen dem, was er gleich tun würde. Er würde sich nur überlegen müssen, wie er die 3500 Yuan, also immerhin 500 US-Dollar, aus dem Geldautomaten des Hotels vor seiner Frau verbergen konnte. Doch darum würde er sich später kümmern.
Jetzt war nicht die Zeit, sich irgendwelche Sorgen zu machen.
Ihre Suite glich der seinen, ein Kingsizebett neben einer Sitzecke mit einem Sofa und einem Breitbildfernseher. Einen Unterschied gab es jedoch. In ihrer Suite brannten ungezählte Kerzen und Räucherstäbchen. Sie setzten sich auf das Sofa, und sie bot ihm aus ihrer Minibar einen weiteren Drink an. Inzwischen hatte er jedoch die Sorge, dass der Alkohol seine »Leistungsfähigkeit« beeinträchtigen könnte, und lehnte dankend ab.
Es war jedoch nicht nur die Schönheit der jungen Frau, die Todd Wicks die Sinne benebelte. Genauso faszinierend fand er die Art, wie sie das Gespräch mit ihm gestaltete. Sie erzählte ihm eine Geschichte aus ihrer Kindheit, erkundigte sich nach seinen Geschwistern und wollte wissen, wo er aufgewachsen war. Schließlich fragte sie ihn, welchen Sport er denn betreibe, dass er in solch außergewöhnlich guter körperlicher Verfassung sei. All das feuerte einen Mann nur noch weiter an, der inzwischen nur allzu bereit war, alle Bedenken in den Wind zu schlagen.
Er
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