Gefahrenzone (German Edition)
musste es jedoch ständig festhalten, weil es nicht groß genug war, um seine Blöße ganz zu bedecken. Jemand hatte die Kerzen ausgeblasen, und die Suite wurde jetzt von den Deckenlampen hell erleuchtet. Die Fremden um ihn herum schenkten ihm im Augenblick keinerlei Beachtung. Er saß halb nackt da, während die Männer und Frauen in schwarzen und grauen Anzügen und Regenmänteln in der Suite umherwuselten.
Bao hatte man nur Sekunden nach dem Eindringen der Fremden in einem Morgenmantel aus dem Zimmer geführt. Seitdem hatte er sie nicht mehr gesehen.
Auf dem 52-Zoll-Flachbildschirm in der Sitzecke, den Todd vom Bettrand aus sehen konnte, schauten sich zwei Männer eine Aufzeichnung an, die offensichtlich von einer Überwachungskamera stammte. Als Todd näher hinschaute, sah er sich selbst auf dem Sofa sitzen und nervös mit Bao plaudern. Sie spulten die Aufnahme ein paar Minuten vor, und der Blickwinkel änderte sich. Offensichtlich war in einer Schlafzimmerecke hoch über dem Bett eine zweite Kamera versteckt gewesen.
Todd konnte mitverfolgen, wie er seine Kleider auszog, nackt mit erigiertem Penis dastand und sich dann zwischen Baos Schenkel kniete.
Die Männer spulten die Aufnahme noch etwas weiter vor. Todd verzog das Gesicht, als er seinen splitternackten weißen Hintern mit slapstickartiger Geschwindigkeit auf und nieder sausen sah.
»Lieber Gott«, murmelte er und wandte sich ab. Dies in einem Raum voller fremder Männer und Frauen anschauen zu müssen war für ihn eine Tortur. Er hätte sich nicht einmal selbst beim Sex zuschauen mögen, wenn er ganz allein gewesen wäre. Seine Brust war wie zugeschnürt, und die Muskeln in seinem Kreuz waren total verspannt.
Todd hatte unwillkürlich das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen.
Einer der beiden Männer vor dem Fernsehgerät drehte sich zu ihm um. Er war älter als Todd, etwa Mitte vierzig, und hatte einen melancholischen Hundeblick und schmale Schultern. Er zog seinen Regenmantel aus, während er zu Todd hinüberging, und hängte ihn über den Unterarm. Er zog einen Stuhl zum Bett und setzte sich direkt vor Wicks.
Er blickte Todd mit seinen traurigen Augen an, während er ihm ganz leicht auf die Schulter klopfte. »Mein lieber Mr. Wicks. Es tut mir wirklich leid, dass wir Sie auf diese Weise behelligen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie Sie sich jetzt fühlen müssen.«
Todd schaute auf den Boden.
Das Englisch des Mannes war wirklich gut. Er hatte einen britischen Akzent, der leicht asiatisch gefärbt war.
»Ich bin Inspektor Wu Fan Jun von der Shanghaier Stadtpolizei.«
Todd hielt den Blick weiterhin auf den Boden gerichtet. Sein Gefühl der Beschämung und Erniedrigung war fast unerträglich. »Kann ich um Himmels willen bitte meine Hose wieder anziehen?«
»Es tut mir leid, aber die mussten wir als Beweismittel beschlagnahmen. Wir werden Ihnen aber eine aus Ihrem Zimmer bringen lassen. Nummer 1844, nicht wahr?«
Wicks nickte.
Rechts von ihm lief in der Sitzecke immer noch der Plasmafernseher. Als Todd zu ihm hinüberschielte, sah er sich aus einem anderen Blickwinkel.
Dieser war jedoch auch nicht schmeichelhafter als der vorherige.
Was zum Teufel ging hier vor? Schnitten und bearbeiteten diese Typen die Aufnahme etwa in Echtzeit?
Todd hörte seinem eigenen Stöhnen und Grunzen zu.
»Können Sie das nicht abstellen? Bitte?«
Wu klatschte in die Hände, als ob er das selbst vergessen hätte. Dann rief er in Mandarin etwas quer durch den Raum. Sofort eilte ein Mann zum Fernsehgerät hinüber. Endlich wurde der Bildschirm schwarz, und auch Todds Lustgestöhn hallte nicht mehr durch die sonst so stille Suite.
»Na also, das ist doch schon besser«, sagte Wu. »Ich muss Ihnen sicher nicht erst erzählen, dass Sie sich in eine äußerst heikle Lage gebracht haben.«
Todd nickte, ohne die Augen vom Boden zu heben.
»Wir untersuchen seit einiger Zeit gewisse ... bedauerliche Aktivitäten in diesem Hotel. Prostitution ist in China illegal, da sie für die betroffenen Frauen ungesunde und schlimme Folgen hat.«
Todd sagte kein Wort.
»Haben Sie Familie?«
Wicks wollte dies gerade reflexhaft verneinen, um seine Familie aus dieser ganzen Sache herauszuhalten, verkniff sich das allerdings im letzten Moment. Meine Brieftasche und mein verdammter Laptop sind doch voller Bilder von mir und Sherry und den Kindern. Er wusste, dass er deren Existenz nicht ableugnen konnte.
Er nickte. »Eine Frau und zwei Kinder.«
»Jungs?
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