Gefahrenzone (German Edition)
sich an ein legitimes Programm anheftete und mit dessen Hilfe in das gesicherte Netzwerk eindrang. Sie waren überrascht, dass sie jetzt die Datenverbindung dieses Unternehmens zum US-Verteidigungsministerium dazu benutzen konnten, einen »Upstream-Angriff« auszuführen, der ihnen Zugang zu den geheimsten und am strengsten gesicherten Datenbanken des US-Militärs verschaffte.
Jeder bei ADSC wusste, was das bedeutete. Wenn ein geschickter, entschlossener Hacker diese Schwachstelle entdeckte, bevor Microsoft sie patchte, könnte der Black Hat seinen eigenen Virus bauen, mit dessen Hilfe er ganze Terabytes für die amerikanische Kriegsführung entscheidender Daten stehlen, verändern oder löschen konnte.
Lance und Ken hatten ihren Kunden, das Verteidigungsministerium oder ihre Kollegen von der Digital Crimes Unit von Microsoft bisher noch nicht informiert. Sie wussten, dass sie sich über ihre Erkenntnisse absolut sicher sein mussten, deshalb wollten sie sie die ganze Nacht noch einmal überprüfen.
Selbst jetzt um vier Uhr morgens waren sie damit noch nicht zu Ende, als plötzlich im ganzen Büro der Strom ausfiel.
V erdammte Scheiße«, fluchte Lance, als er sich im dunklen Labor umschaute. Das Glühen der Monitore vor den fünf Männern war das einzige Licht im ganzen Raum. Die Computer liefen noch. Die Back-up-Batterie, über die jedes Gerät verfügte, sorgte dafür, dass keine Daten verloren gingen. Allerdings reichte ihre Kapazität nur für eine Stunde. Falls es nicht bald wieder Strom gab, würden die Männer ihre Arbeit vorzeitig beenden müssen.
Marcus, der Datenfluss-Chefanalytiker von ADSC , holte eine Zigarettenpackung und ein Feuerzeug aus seiner Schreibtischschublade und stand auf. Während er die Arme und Schultern streckte, sagte er: »Wer hat vergessen, unsere Stromrechnung zu bezahlen?«
Keiner der fünf jungen Männer in diesem Raum glaubte jedoch nur eine Sekunde lang, dass es daran liegen könnte. Es lag wohl eher an ihrem enormen Stromverbrauch. Immerhin gab es in ihrem Büro zwei Dutzend Workstations, und im Keller standen mehrere Hochleistungsserver. Dazu kamen noch Dutzende von Peripheriegeräten, die alle Strom aus dem Netz zogen. Es war nicht das erste Mal, dass es die Sicherung herausgehauen hatte.
Ken Farmer stand auf und trank einen Schluck lauwarmes Pepsi aus einer Dose. »Ich geh mal pinkeln und danach in den Keller runter, um die Sicherung wieder reinzumachen.«
»Ich begleite dich«, sagte Lance.
Die Datenflussanalytiker Tim und Rajesh blieben bei ihren Rechnern, legten jedoch den Kopf in die Hände, um sich etwas auszuruhen.
Ein belastbares, leistungsfähiges und sicheres Computernetzwerk war für ein Unternehmen unverzichtbar, das sein Geld mit dem Aufspüren von Computerhackern verdiente. Tatsächlich hatte ADSC die nötigen Tools und Sicherheitsprotokolle eingerichtet, die sicherstellten, dass Cyberangriffe auf ihre Firma keinen Erfolg haben würden.
Lance und Ken hatten alles unternommen, um das ADSC -Netz so unangreifbar zu machen wie möglich.
Auf die physische Sicherheit ihres Geschäftssitzes hatten sie jedoch weit weniger geachtet.
H undert Meter von der Stelle entfernt, wo Lance, Ken und ihre drei Mitarbeiter sich streckten, rauchten und pinkelten, ging ein einzelner Mann durch den dichten Nebel, der zwischen den Bäumen hing, die den dunklen, stillen Ravenswood Drive auf beiden Seiten säumten. Er war auf dem Weg zu dem Geschäftsgebäude, das ADSC beherbergte. Mit Ausnahme der frühen Stunde, in der er unterwegs war, und dem offensichtlichen Bemühen, dem hellen Licht der Straßenlampen auszuweichen, war an ihm nichts Ungewöhnliches.
Er trug eine schwarze Regenjacke mit Reißverschluss, hatte jedoch deren Kapuze nicht aufgezogen. Seine behandschuhten Hände waren leer und sein Schritt gemächlich.
Etwa dreißig Meter hinter ihm folgte ihm ein zweiter Mann, der jetzt schneller ging, um zur ersten Person aufzuschließen. Auch er trug eine dunkle Kapuzen-Regenjacke.
Zwanzig Meter hinter dem zweiten Fußgänger joggte jetzt ein dritter Mann heran und schloss seinerseits zu seinen beiden Vorderleuten auf. Er trug einen dunklen Trainingsanzug.
Ein paar Meter vor dem Gebäudekomplex trafen die drei Männer zusammen.
Mit äußerster Lässigkeit zogen sie sich ihre Kapuzen über den Kopf. Jeder von ihnen trug einen Schlauchschal um den Hals, den sie jetzt hochzogen, bis ihre Gesichter unterhalb der Augen bedeckt waren.
Sie betraten den kleinen Parkplatz, der
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