Gefahrenzone (German Edition)
Geld?«
Ron Kraft schaute von seinen Händen hoch. »Geld? Welches Geld?«
»Wie viel haben sie dir bezahlt?«
»Wer? Wie viel hat mir wer bezahlt?«
»Erzähle mir nicht, dass du es getan hast, um ihre Sache zu befördern.«
»Wovon sprichst du eigentlich?«
»Den Palästinensern.«
Colonel Kraft setzte sich jetzt kerzengerade auf. Er schien wirklich empört zu sein. »Mira ist keine Palästinenserin. Sie ist Libanesin. Eine Christin. Woher hast du die Idee, dass ...«
»Nachdem du euer Liebesnest verlassen hast, haben sie zwei Männer mit dem Auto abgeholt und sind mit ihr zur palästinensischen Botschaft in der Al-Nahda-Straße gefahren!«
Vater und Tochter starrten sich eine lange Zeit wortlos an.
Schließlich sagte er mit leiser und unsicherer Stimme: »Du musst dich irren.«
Sie schüttelte nur den Kopf. »Ich weiß doch, was ich gesehen habe.«
Offensichtlich hatte ihr Vater wirklich keine Ahnung gehabt, dass seine Geliebte ihn benutzte.
»Was habe ich getan?«
»Was hast du ihr erzählt?«
Er legte den Kopf wieder in die Hände und saß einige Zeit schweigend da. Während seine Tochter vor ihm stand, versuchte er sich an jedes Gespräch zu erinnern, das er mit der schönen Mira geführt hatte. Schließlich nickte er. »Ich habe ihr ein paar Dinge erzählt. Ein paar Kleinigkeiten über meine Arbeit. Über meine Kollegen. Über unsere Verbündeten. Nichts Wichtiges. Sie hasste die Palästinenser ... Sie hat ständig über sie gesprochen und sich über sie beschwert. Ich ... ich habe ihr erzählt, was wir alles tun, um Israel zu helfen. Ich war stolz. Ich habe ein wenig angegeben.«
Melanie erwiderte nichts. Aber ihr Vater sagte selbst, was sie gerade dachte.
»Ich bin ein Narr.«
Er wollte sich selbst anzeigen und seinen Vorgesetzten ohne Rücksicht auf die Konsequenzen erzählen, was er getan hatte.
Die siebzehnjährige Melanie schrie ihm jedoch ins Gesicht, er denke wieder einmal nur an sich. Wenn er wirklich auf diese Weise mit seinem Fehler klarkommen wolle, werde er gleichzeitig ihr Leben und das ihrer Mutter zerstören. Sie forderte ihn auf, wie ein verantwortungsvoller Familienvater zu handeln, die Beziehung mit Mira zu beenden und das Ganze nie mehr zu erwähnen.
Ihr und ihrer Mutter zuliebe.
Er war einverstanden.
Kurz darauf zog sie daheim aus, um mit ihrem Studium zu beginnen. Seitdem hatte sie ihren Vater nicht mehr gesehen. Er nahm seinen Abschied vom Militär und brach jeden Kontakt zu seinen Freunden und Kollegen von der Air Force ab. Er und seine Frau zogen in ihre Heimatstadt Dallas, wo er einen Job als Vertreter für industrielle Schmier- und Lösungsmittel annahm.
Melanies Mutter starb zwei Jahre später an der gleichen Art von Krebs, der bereits ihre Tante zum Opfer gefallen war. Melanie gab ihrem Vater die Schuld, obwohl sie nicht sagen konnte, warum.
Auf dem College versuchte Melanie, das Ganze aus dem Gedächtnis zu löschen und diese wenigen Höllentage aus ihrem sonst so glücklich verlaufenden Leben auszugrenzen, das zielgerichtet zu einer Karriere bei der US-Bundesregierung führte.
Trotzdem prägte sie dieses Erlebnis auf tief greifende Weise. Sie wollte jetzt nicht mehr Diplomatin werden, sondern beim Geheimdienst arbeiten. Es war ab jetzt ihre Absicht, etwas gegen die Art von feindlichen Agenten zu unternehmen, die ihre eigene Familie und Welt beinahe zerstört hätten.
Sie erzählte auch später niemand, was sie an diesem Tag gesehen hatte. Sie log in ihrer Bewerbung bei der CIA und bei den anschließenden Interviews. Sie redete sich selbst ein, dass sie das Richtige tat. Sie würde ihr Leben und ihre Zukunft nicht der traurigen Tatsache opfern, dass ihr Vater seine Hosen nicht anlassen konnte. Sie würde ihrem Land so viel Gutes tun können, dass es ihre kleine Schwindelei bei Weitem aufwiegen würde.
Ein wenig überraschte es sie schon, dass der Lügendetektor ihr Täuschungsmanöver nicht aufdeckte. Anscheinend hatte sie sich selbst so sehr davon überzeugt, dass die Verfehlungen ihres Vaters nichts mit ihr zu tun hatten, dass ihre Herzschlagfrequenz sich selbst dann nicht änderte, wenn sie daran dachte.
Obwohl sie sich immer noch ganz leicht schämte, hatte sie es sich seit Langem in dem Wissen bequem gemacht, dass niemals ein anderer von dieser Sache erfahren würde.
Als Darren Lipton sie mit dieser Angelegenheit konfrontiert hatte, war das, als ob jemand sie an den Fußgelenken gepackt und unter Wasser gezogen hätte. Sie geriet in Panik,
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