Gefahrliche Sunden
Geschichte dafür aus, dass sie am Nachmittag nicht im Geschäft gewesen war. Doch sie erklärte ehrlich: »Ich war wirklich da.«
Die Antwort schien ihn zu überraschen, und die harschen Falten links und rechts seiner zusammengepressten Lippen wirkten plötzlich nicht mehr ganz so tief.
»Aber ich dachte, wir sollten uns nicht wiedersehen.«
»Damit hattest du eindeutig recht«, fuhr er sie an. »Denn es kann ziemlich schwierig werden, wenn man im Begriff steht, einen der reichsten Männer der Welt zu heiraten, und sich gleichzeitig einen Geliebten nimmt. SchlieÃlich zerreiÃen sich die Leute gern das Maul.«
»Nein!« Sie stampfte frustriert mit einem Fuà auf
dem Deck des Schiffes auf. »Ich wusste nicht, dass Helmut heute Abend unsere Verlobung bekannt geben würde.«
»Aber ihr wart inoffiziell verlobt?«
»Nein. Das heiÃt, nicht wirklich ⦠er â¦Â«
»Ja?« Er verschränkte arrogant die Arme vor der Brust.
Sie leckte sich die Lippen und versuchte, die Strähnen fortzuschieben, die der Wind um ihre Wangen flattern lieÃ. »Sei vernünftig, Reeves. Kannst du nicht sehen, dass ich dort nicht hingehöre?«, fragte sie und zeigte auf das Schloss, das hinter ihnen lag.
»Aber bald wirst du die Herrin dieser Insel sein. Ein ganz schöner Aufstieg für eine kleine Verkäuferin aus Iowa.«
Ohne auf seinen Sarkasmus einzugehen, fuhr sie fort: »Helmut kam eines Tages zu mir in den Laden, um eine Zeitung zu kaufen. Dabei kamen wir miteinander ins Gespräch. Er war ausnehmend charmant und hat ein wenig mit mir geflirtet. Ich habe mir nichts dabei gedacht, doch an dem Abend, gerade als ich schlieÃen wollte, tauchte er noch einmal auf und lud mich auf einen Kaffee ein.«
»Wusstest du, wer er ist?«, hakte er unbarmherzig nach.
»Ich dachte, ich hätte ihn schon einmal irgendwo â¦Â«, versuchte sie, ihm auszuweichen, doch als sie in seine durchdringenden Augen sah, wusste sie, auch wenn er die Wahrheit sicher falsch verstehen würde, wäre es vollkommen sinnlos, und so tischte sie ihm
irgendeine Lüge auf. »Ja«, räumte sie deshalb ein. »Ich wusste, wer er war.«
»Uh-huh.«
Etwas, was stärker war als ihre Wut, hielt sie davon ab, ihm eine schallende Ohrfeige zu verpassen, als sie seine wissende Miene sah. Sie unterdrückte ihren Zorn und fuhr mit ruhiger Stimme fort: »Danach kam er mehrere Tage nacheinander zu mir in den Laden, und wir haben uns ein wenig unterhalten. Dann lud er mich zum Abendessen ein, und ich sagte ja. Von da an sind wir öfter miteinander ausgegangen, bis â¦Â«
Als sie schwankte, drängte er: »Sprich weiter, Jordan, ich bin total fasziniert.«
»Er fing an, mir den Hof zu machen, mir Blumen und teuren Schnickschnack mitzubringen, den ich nicht brauchte und an dem mir auch nichts lag.«
Er sah sie mit einem lüsternen Grinsen an. »Und was hat Helmut für diesen âºteuren Schnickschnackâ¹ von dir gekriegt?«
»Nichts!«, rief sie frustriert. Im selben Augenblick krachte das Boot gegen die Stützpfeiler der Anlegestelle, und sie flog ein Stück nach vorn.
Seine starken Arme fingen sie und zogen sie an seine Brust. Doch er hielt sie nicht so zärtlich wie in der vergangenen Nacht. Seine Hände waren hart wie Stahl, und sein Gesicht war wutverzerrt. »Bildest du dir etwa allen Ernstes ein, ich wäre dumm genug, um dir zu glauben, ein reicher und weltgewandter Typ wie Helmut Eckkerdt hätte die Situation nicht ausgenutzt?«
Sie fing an zu zappeln und schlug ihm gegen die Brust. »Lass mich los«, stieà sie zwischen zusammengebissenen Zähnen aus. »Rühr mich nie wieder an.«
Der Bootsführer kam schüchtern näher, Reeves lieà widerstrebend von ihr ab, und sie wirbelte herum und hob eilig ihre Tasche auf. Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie sich Reeves die Tasche mit der Kamera lässig über die Schulter schlang.
Kaum hatte der Bootsmann ihr an Land geholfen, sprang Reeves neben sie und packte sie erneut am Arm.
»Ich habe dir gesagt, dass du mich nie wieder berühren sollst«, fuhr sie ihn an und riss an ihrem Arm. Doch die Mühe hätte sie sich sparen können, denn gegen seine Kraft kam sie unmöglich an.
»Nein. Ich habe Helmut versprochen, dich bis an deine Tür zu bringen, und ich lüge nie.« Sie hörte den Vorwurf, der
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