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Gefahrliche Sunden

Gefahrliche Sunden

Titel: Gefahrliche Sunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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ihre schlanken Finger beinahe den altmodischen Telefonhörer zerdrückt. »Liebling, du siehst immer fantastisch aus, aber zieh dich heute Abend ruhig eher lässig an. Wir kommen gegen acht bei dir vorbei. Vorher ist im Stadtkeller bestimmt nichts los. Also, bis dann.« Damit legte er auf, bevor sie eine Antwort geben konnte. Das machte er immer, wenn er fand, dass ein Gespräch beendet war.
    Sie legte den Hörer wieder auf und gab die Einkäufe des Paars mittleren Alters aus Sioux Falls, South Dakota,
in die Kasse ein. Die Frau kaufte zwei Agatha-Christie-Krimis sowie eine Ausgabe des Magazins Die sinnliche Frau, und der Mann legte einen James-Bond-Thriller, die Zeitschrift Mad und die gestrige Ausgabe der Chicago Tribune vor ihr auf den Tisch. Aber hallo, ging es Jordan durch den Kopf, auch wenn sie nur mit halbem Herzen bei der Sache war.
    Bis zum Abend kamen immer wieder einmal Kunden ins Geschäft, alles in allem blieb es allerdings eher ruhig. Es war Ende September, die Sommersaison inzwischen fast vorbei, und bis die ersten Wintersportler kämen, wäre nicht viel los. Sie verkaufte Straßenkarten, Taschenbücher, Zeitungen und Zeitschriften, hörte sich das Gejammer über die lauwarmen Getränke in Europa, den Geschmack und die Gefahren des Leitungswassers, die viel zu engen Straßen (wo in aller Welt waren hier die breiten Fernstraßen wie in den USA?) und die verrückte Art, in der diese »Fremden« Auto fuhren, an. Manchmal hasste Jordan ihre Landsleute. Sie waren allzu häufig rüde, kritisch, aufdringlich und auf eine beinah lächerliche Weise ignorant.
    Um sechs machte sie zu, hängte das »Geschlossen«-Schild ins Fenster, zog die Jalousie an der Tür herunter und schleppte sich müde die Treppe hinauf in ihr Bad. Sie hatte noch zwei Stunden Zeit, um sich auf den quälenden Abend vorzubereiten, dachte aber nicht, dass sie je wirklich dafür gewappnet war.
    Sie setzte sich in ihre tiefe, schmale Wanne, überlegte unwillkürlich, wie wohl Reeves mit seinen breiten
Schultern in die engen Badewannen in Europa passte, und kam zu dem Schluss, dass er wahrscheinlich meistens eher eine Dusche nahm.
    Ungeduldig riss sie die Gedanken von ihm los und wandte sie ihrer Garderobe zu. Was sollte sie nur anziehen? Schließlich entschied sie sich für einen weichen Rock aus dunkelgrüner Wolle und einen passenden Pullover, denn der Rock war hübsch gebauscht, modisch gesäumt und passte gut zu ihren Stiefeln aus schwarzem Wildleder. Komplettiert wurde das Outfit durch ein kariertes Schultertuch, an dessen Rändern fünfzehn Zentimeter lange Fransen baumelten. Sie legte sich das dreieckige Tuch über eine Schulter und machte es mit einem breiten goldfarbenen Gürtel auf Taillenhöhe fest. Die Ecken ihres Tuchs reichten beinah bis zum Rocksaum, und in diesem Aufzug sah die biedere »Verkäuferin«, als die Reeves sie bezeichnet hatte, eher wie ein hochbezahltes Model aus. Aber schließlich hatte sie die prachtvolle Kopie des Laurent’schen Schultertuchs auch letztes Jahr in einer Pariser Boutique gekauft.
    Sie löste ihren strengen Knoten, schüttelte die Haare aus, bauschte sie ein wenig auf, ließ sie weich auf ihre Schultern fallen und besprühte sich ein wenig mit Norell, als sie mit einem Mal ein lautes Klopfen aus Richtung der Ladentür vernahm. Eilig schnappte sie sich ihren grauen Wildledermantel sowie die zu den Stiefeln passende Tasche und lief hinunter ins Geschäft.
    Sie öffnete die Tür, die dabei leise quietschte. »Hallo,
Liebling. Ich habe Reeves gerade erzählt, wie gerne ich dich dazu überreden würde, diesen elendigen kleinen Laden und die winzig kleine Wohnung aufzugeben und zu mir aufs Schloss zu ziehen.« Helmut küsste sie züchtig auf die Wange, ergriff ihre beiden Hände und sah nach, ob sie auch seinen Ring am Finger trug. »Aber, bei Gott, sie ist so störrisch wie ein Maulesel und weigert sich, einen Umzug auch nur in Betracht zu ziehen, solange wir nicht verheiratet sind.«
    Trotz ihrer Entschlossenheit, Haltung zu bewahren, wurde Jordan puterrot. Helmut hatte sich tatsächlich schon des Öfteren beschwert, weil sie Skrupel hatte, ohne Trauschein bei ihm einzuziehen. Sie hatte behauptet, ihr Verlangen nach Unabhängigkeit wäre der Grund dafür. Tatsächlich aber hatte sie es ganz einfach nicht eilig damit, mit Helmut ins Bett zu gehen. Denn

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