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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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Hugh, das weißt du. Ich habe mich immer gefragt …“
    „Was?“ Er sah ihr ins Gesicht. „Was hast du dich immer gefragt?“
    Es war zu schrecklich, um es laut auszusprechen. „Bitte glaub mir. Falls er herausfindet, dass meine Tochter immer noch lebt, könnte er vielleicht versuchen …“
    „Du hast Angst, dass er dir etwas antun könnte!“
    „Es ist mir egal, ob er mir etwas antut, aber er könnte ihr etwas antun. Er ist nicht bei Sinnen. Man kann ihm nicht trauen. Bitte! Es geht nicht um mich. Mein Leben ist fast vorbei. Hier geht es um dich und Nicolette und den besten Weg, euch zu beschützen.“
    „Uns beschützen?“ Hughs Lachen hatte sie erschüttert. „Ich weiß. Du denkst, ich verstehe nicht, aber das tue ich sehr wohl.“
    Er schüttelte noch einmal den Kopf und verließ den Raum .
    Derselbe Freund, der geholfen hatte, das Treffen zu organisieren, hatte Aurore am Abend in ihrem Hotel angerufen. Er erzählte ihr, dass Hugh, nachdem sie weg war, bei einem der höchsten Geheimdienstmitarbeiter um einen Einsatz „im Zentrum der Hölle“ in Europa gebeten hatte. Ausführlicheres dazu hatte dieser Freund nicht preisgeben wollen. Aurore wusste, dass ihr Sohn mit seiner Erfahrung und seiner Fähigkeit, Sprachen zu sprechen, in vielen Ländern der Welt eingesetzt werdenkonnte. In vielen riskanten Ländern.
    Nun würde ihr Sohn sein Leben riskieren und es möglicherweise sogar freiwillig opfern. Doch auch, wenn er am Ende des Krieges nach Hause kam, war er für immer für sie verloren. Er würde ihr diese Tragödie niemals vergeben. Selbst wenn er sie eines Tages verstehen würde, würde er ihr niemals verzeihen können.
    Jahrelang hatte sie geglaubt, Hugh sei der größte Erfolg ihres Lebens. Sie hatte ihre Tochter verleugnet und sich in der Liebe ihres Sohnes gebadet und seine Sanftheit ausgekostet. Und jetzt hatte sie ihn zerstört.
    Der Bahnhof war überfüllt. Sie hatte niemanden über ihre Rückkehr informiert. Deshalb war sie nun alleine.
    Kurz bevor sie nach Hause kam, stellte sie fest, dass sie trotz ihrer Müdigkeit nicht in der Lage war, Henry gegenüberzutreten. Also fuhr sie stattdessen zum Haus der Robillards, wo Cappy und Dawn wohnten. Die Robillards hatten ihrer Tochter einigermaßen verziehen und ihr ein kleines Zimmer zur Verfügung gestellt.
    Aurore hatte ihre Kinder verloren, aber ihr blieb eine Enkeltochter. Sie musste Dawn unbedingt sehen.
    Die Robillards waren immer von einer Armee schlecht bezahlten Dienstpersonals abhängig gewesen und mussten nun wie alle anderen auch mit weniger und älterem Personal auskommen. Das letzte Mal, als Aurore sie besucht hatte, hatte sie sich gezwungen gesehen, mit Cappy darüber zu sprechen, dass Dawn tagelang nicht gebadet worden war. Sie hatte Cappy gebeten, zu ihr ins Haus zurückzukehren, wo Aurore ein Auge auf das Wohlergehen ihrer Enkelin hätte werfen können, aber Cappy hatte abgelehnt.
    Aurore klingelte an der Tür. Es dauerte lange, bis ihr jemand die Tür öffnete. Die Frau, die sich um sie kümmerte, war alt und ungekämmt. Sie schien nicht genau zu wissen, wo Dawn steckte, obwohl sie behauptete, für die Kleine zuständig zu sein. Schließlich brachte man Aurore in ein Zimmer im zweitenStock, wo man eine tragbare Krippe aufgebaut hatte. Dawn lag im Bettchen und starrte Löcher in die Luft.
    Im Zimmer roch es staubig und sauer. „Wann wurden ihre Windeln das letzte Mal gewechselt?“, fragte Aurore.
    Die Frau murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. „Wo ist die Mutter?“
    „Draußen.“
    Aurore holte Dawn aus der Krippe und stellte fest, dass sie völlig durchnässt war. „Holen Sie mir eine Windel.“
    „Das mache ich.“
    „Nein! Sie fassen dieses Kind nicht mehr an.“
    Aurore hatte Dawn frisch gemacht und gefüttert. Als Cappy nach Hause kam, hielt Aurore ihre Enkelin im Arm und wiegte sie in den Schlaf.
    „Ich wusste nicht, dass du vorbeikommen wolltest“, sagte Cappy. Sie wirkte ebenfalls ungekämmt und sie versuchte nicht mal zu lächeln.
    „Wo warst du?“, fragte Aurore.
    „Draußen. Spazieren.“
    „Dieses Baby war nass und hatte Hunger, aber es hat nicht mal geweint. Ich glaube, Dawn hat schon verstanden, dass Weinen nichts nützt, weil sowieso niemand kommt.“
    „Ich tue mein Bestes.“
    „Das reicht nicht.“ Aurore drückte ihre Enkelin an sich. „Ich werde sie mit zu mir nach Hause nehmen. Für dich habe ich dort auch ein Zimmer. Falls du nicht mitkommst, nehme ich das Kind trotzdem mit. Wenn es

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