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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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ich manchmal stolz auf dich bin. Du hattest immer Angst vor deinem eigenen Schatten und jetzt hast du vor nichts mehr Angst – außer vor dem Wasser da draußen.“
    Aber sie hatte Angst. Von ihrer Familie war nur noch so wenig übrig geblieben, und das, was übrig geblieben war, bröckelte gerade auseinander. Sie hatte die Liebe ihres Vaters immer gebraucht, aber jetzt waren die Fronten geklärt. Die Zeit, wo sie nicht mehr im Mittelpunkt stehen würde, war gekommen.
    Sie griff nach seiner Hand. „Kannst du nicht einfach akzeptieren, was offenbar wahr ist?“
    „Siehst du nicht, was hier vor sich geht? Deine Großmutter wollte nie in die Politik. Sie hasste das Engagement meines Vaters. Als sie hörte, dass ich vielleicht für das Gouverneursamt kandidiere, bat sie mich, damit aufzuhören und Gulf Coast zu übernehmen. Gulf Coast war immer schon das Einzige, was ihr wichtig war. Sie wollte schon immer, dass ihre Söhne das Unternehmen leiten.“
    „Das stimmt nicht. Ihr war noch einiges wichtiger als die Reederei.“
    „Wusstest du, dass sie bei der Kirche interveniert hat, um zu verhindern, dass die Kirche Hugh zum Priester weiht? Das ging eine Weile ganz gut, aber sie konnte sie nicht für immer dazu bringen. Nach dem Krieg wurde er doch Priester und Gulf Coast fiel an mich.“
    „Willst du damit sagen, dass sie die ganze Geschichte erfunden hat, um dich von der Politik fernzuhalten?“
    „Ich sage nur, dass es sein könnte.“
    „Komm schon, Daddy! Findest du nicht, dass das ein bisschen zu ausgeklügelt wäre?“
    „Ich glaube, sie und Spencer haben genauso eine Geschichte ausgeheckt, um mich aus der Öffentlichkeit fernzuhalten. Und Nicky Valentine hat ihnen freiwillig dabei geholfen. Ich habedir schon erklärt, weshalb sie mich hasst. Vor langer Zeit bin ich ihr auf dem Weg in ein leichtes Leben in die Quere geraten. Das hat sie mir nie verziehen.“
    Dawn glaubte ihm nicht. Sie war sich nicht sicher, ob er es selbst glaubte, und das beunruhigte sie. „Dann wirst du diese Geschichte also abstreiten, falls sie an die Öffentlichkeit dringt?“
    „Bis zum letzten Atemzug. Einige Leute werden mich dann vielleicht nicht mehr wählen, aber andere werden glauben, dass ich das Opfer eines schrecklichen Scherzes bin, und das wird mir ihre Sympathien einbringen. Vielleicht wird der Schaden doch nicht ganz so groß.“
    Dawn entzog ihm ihre Hand. „Hörst du dir eigentlich manchmal selbst zu? Du sprichst über einen Schaden. Du solltest zumindest die Möglichkeit, dass du und Nicky miteinander verwandt seid, in Betracht ziehen. Sag der Welt, dass du stolz darauf wärst, wenn es wahr wäre, und dass Nicky Valentine eine mutige Frau ist und ein wunderbarer Mensch.“
    „Du meinst, ich soll Selbstmord begehen?“
    „Daddy, du hast die Macht, Dinge zu verändern.“
    „Ich mag die Dinge, so wie sie sind.“
    Die Kellnerin kam an den Tisch. „Sind Sie fertig?“
    „Warum, Schätzchen? Haben Sie’s eilig?“ Ferris setzte sein Kampagnenlächeln auf.
    „Ja. Ich verlasse die Insel. Ich habe solche Stürme schon einmal erlebt, und ich mag nicht, was da auf uns zukommt.“
    „Die Wettervorhersage behauptet immer noch, es gebe keine Gefahr.“
    „Vielleicht, aber der Sturm kommt trotzdem immer näher.“ Sie legte die Rechnung auf den Tisch und eilte hinter den Tresen zurück, um die Gläser in Kisten zu packen.
    „Meinetwegen soll der verdammte Sturm ruhig kommen“, knurrte Ferris. „Vielleicht beendet er diese Farce.“
    „Wir würden alle besser damit klarkommen, wenn du toleranter wärst.“
    Sein Lächeln verschwand. „Wähle die Seiten mit Bedacht, Schätzchen! Wenn das hier zu Ende ist, werde ich mit dem Großteil von Großmutters Besitztümern aus der Tür gehen. Und ich werde einen sicheren Weg finden, damit politisch so wenig wie möglich hängen bleibt.“
    „Was willst du damit sagen, Daddy? Dass ich ein braves Mädchen sein soll, wenn ich meine Zukunft nicht aufs Spiel setzen will?“
    „Ich mag es nicht, dass du Fremde deiner Familie vorziehst.“
    „Ich glaube, sie sind keine Fremden.“
    Er griff nach seiner Brieftasche und warf ein paar Scheine auf den Tisch. Dann ging er, ohne auf Dawn zu warten. Als Kind hatte sie immer wissen wollen, wohin er ging, wenn sich die Tür hinter ihm schloss. Und jetzt fragte sie sich, ob es nicht besser war, es nicht zu wissen.
    Als sie die Bar verließ, hatte der Wind aufgefrischt. Papierfetzen flogen durch die Luft. Dawn war weit vom Meer entfernt,

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