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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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einschätzen zu können. Nicky gehörte zu den seltenen Frauen, die im wirklichen Leben genauso schön waren wie auf Fotos. Nicky war mindestens so alt wie Dawns Eltern, aber das Alter schien ihre Vorzüge nur noch hervorzuheben. Dawn ertappte sich dabei, wie sie sie anstarrte. „Sie waren Grandmères Lieblingssängerin. Ich bin mit ihrer Stimme aufgewachsen. Zuerst hörten wir Singles, dann Langspielplatten, und Ihr Foto lächelte von der Hülle.“
    „Ich kenne Ihre Großmutter überhaupt nicht.“
    „Ich glaube, Sie hätten sie gemocht.“
    Nicky strich mit der Hand über die Spitzendecke, aber sie antwortete nicht. Als Dawn Schritte hörte, wurde ihr bewusst, dass der private Augenblick zu Ende war. „Wir sind in einer ungewöhnlichen Situation, Mrs Reynolds. Bitte sagen Sie mir, falls ich etwas tun kann, um Ihnen den Aufenthalt angenehmer zu gestalten.“
    „Die Situation wird sich nicht ändern, egal, was wir tun.“
    „Sie haben Pelichere Landry noch nicht kennengelernt. Sie war eine Freundin von Grandmère und kümmert sich um das Cottage, wenn niemand da ist. Sie hat etwas zu essen vorbereitet. Wenn Sie fertig sind, wird sie Ihnen alles zeigen.“
    Dawn trat beiseite, als Jake und Phillip in das Zimmer kamen. Ben blieb mit einem Koffer vor dem Zimmer stehen. Sie ging wortlos an ihm vorbei.
    „Ihr habt euch also entschlossen hierherzukommen.“ Phillip küsste seine Mutter auf die Stirn. Dafür musste er sich nicht weit hinunterbeugen. Sie war nur einen halben Kopf kleiner als er.
    „Ich weiß nicht, weshalb ich das tue.“ Nicky schubste ihn von sich weg, bevor er reagieren konnte. Phillip und sie hatten immer und immer wieder über diese Einladung nach Grand Isle diskutiert. Sie hatte es rundweg abgelehnt, ihr zu folgen, aber irgendwie war sie nun doch hier gelandet. „Und gib dir keine Mühe, mir zu erzählen, du wüsstest nicht, weshalb ich eingeladen wurde. Du warst noch nie ein guter Lügner. Du weißt eine ganze Menge mehr, als du zugibst.“
    „Hast du schon zu Abend gegessen?“, fragte Jake Phillip.
    „Es gibt hier offenbar nicht viele Möglichkeiten, mit einem vollen Magen und einem intakten Oberkiefer davonzukommen.“
    Jake lachte, aber die beiden Männer wussten, dass sich hinter Phillips schwarzem Humor eine Menge Wahrheit verbarg.
    „Dawn hat mir erzählt, dass in der Küche jemand mit dem Essen auf uns wartet“, sagte Nicky.
    Jake stellte den Koffer ab. „Hoffentlich meinte sie nicht, dass wir in der Küche essen sollen, während die Weißen im Esszimmer dinieren?“
    „Nein, ich glaube nicht, dass sie es so gemeint hat. Sie versucht, uns das Gefühl zu geben, willkommen zu sein.“
    „Wenn Dawn so ist wie ihr Vater“, sagte Phillip, „dann kann sie dir die größten Lügen mit ungeheurem Charme auftischen, ohne dass du es merkst.“
    „Willst du, dass ich uns etwas aus der Küche hole?“, fragte Jake seine Frau.
    Phillip zuckte die Achseln. „Du musst uns nicht alleine lassen, Jake.“
    „Ich glaube, ich gehe trotzdem.“
    Nicky sah ihrem Mann hinterher. „Ich finde, es ist Zeit, dass du mir einiges erklärst.“
    Phillip wanderte im Zimmer umher. „Du gehörst zu den wenigen Menschen, die wissen, dass Aurore Gerritsen mich engagiert hatte, um ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben.“
    „Wissen heißt nicht verstehen.“
    „Hast du dich je gefragt, was und wie viel sie mir aus ihrem Leben erzählt hat?“
    Nicky schwieg.
    Phillip schaute sie an. „Sie hat nichts ausgelassen.“
    „Woher willst du das wissen?“ Nicky ging zu den Fenstern des französischen Balkons und beobachtete, wie sich die Äste der Wassereichen im Wind bogen.
    Phillip folgte ihr und legte ihr eine Hand auf den Arm. Seine braune Haut hob sich von ihrer helleren Haut ab. „Ich habe erfahren, dass der Mann, den ich in Marokko Hap nannte, in Wirklichkeit Hugh Gerritsen war.“
    Nicky erstarrte und schüttelte Phillips Hand ab. „Deshalb sind wir hier? Weil wir vor langer Zeit Aurore Gerritsens Sohn kannten?“
    „Ich glaube, es hat teilweise damit zu tun.“
    Endlich sah sie ihn an. „Und was noch?“, fragte sie.
    „Ich kann nicht für Aurore sprechen, noch nicht, aber vielleicht für dich. Ich glaube, du bist gekommen, um Antworten auf die Fragen zu finden, die du dir seit Langem stellst – Fragen, die du bald mit Jake besprechen musst. Ich glaube nämlich nicht, dass wir hier unsere Geheimnisse für uns behalten können.“
    „Du bist doch derjenige, der andauernd Fragen stellt“,

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