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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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erwiderte Nicky. „Deshalb verdienst du jetzt auch dein Geld damit. Du stocherst so lange herum, bis du den Dingen auf den Grund kommst.“
    „Und meistens klappt es.“
    „Glaubst du, das wird auch hier der Fall sein?“
    „Ich denke, da können wir sicher sein.“
    Sie fragte sich, was Phillip wirklich über ihr Verhältnis zu Hugh Gerritsen wusste. Wie viel Aurore ihm tatsächlich darüber erzählt hatte. Woran er sich noch erinnerte. Phillip war damals noch ein kleiner Junge gewesen, aber sein Erinnerungsvermögen war immer schon phänomenal.
    Er nickte, als ob er in ihren Gedanken lesen konnte. „Du weißt, wie man vorsichtig ist, oder?“, fragte er.
    „Vorsichtig? Womit? Mit der Wahrheit? Dem Senator?“
    „Beginnen wir mal mit dem Senator.“
    „Ach, tauschen wir nun die Rollen? Als du klein warst, habe ich dich davor gewarnt, über die Straße zu laufen, und jetzt warnst du mich alte Frau vor Geistern und Fanatikern?“
    „So in etwa, bis auf die Sache mit der alten Frau.“
    „Ich kann schon selbst auf mich aufpassen. Deshalb wäre ich beinahe nicht hierhergekommen. Aber du solltest dich auch in Acht nehmen.“
    „Ich hab die Vorsicht mit der Muttermilch aufgesogen. Nur deshalb bin ich noch am Leben.“
    Jake erschien mit einem Tablett. „Ich konnte nur zwei Teller transportieren, Phillip, aber es gibt noch jede Menge davon in der Küche, und du kannst gerne wieder hochkommen, um mit uns zu essen.“
    „Ich glaube, ich werde mich erst einmal etwas einleben.“
    Schweigsam folgte Nicky ihrem Sohn zur Tür. Beide waren erleichtert, aber gleichzeitig auch traurig darüber, dass ihre Unterhaltung schon vorbei war. Sie hatten zu viele Dinge angesprochen, aber trotzdem nicht genug. Nicky war zu ungehalten, um sich noch weiter Gedanken darüber zu machen.
    Jake kam näher. „Ist alles in Ordnung mit dir?“
    „Es geht mir gut.“ Sie wartete, bis er das Tablett abstellte und flüchtete in seine Arme. In der Ferne donnerte es. „Wir können immer noch abreisen, Jake.“
    Er drückte sie an sich. „Willst du damit sagen, du hast Angst? Dass du nicht gut genug bist, um es mit den Gerritsens aufzunehmen und herauszufinden, was hier los ist?“
    Sie fürchtete eigentlich eher, dass sie zu gut wusste, was los war. „Es ist mir egal, was die anderen von mir halten.“
    „Und du würdest es deinen Sohn alleine mit ihnen aufnehmen lassen?“
    „Immerhin riecht wenigstens das Essen gut.“
    „Außerdem sind hier ein paar Menschen, die es wert sind, dass man sie kennenlernt.“Nicky dachte an Dawn und die Dinge, die Phillip über sie gesagt hatte. Sie fragte sich, ob Dawn wusste, wie sehr sie dem jungen Hugh Gerritsen ähnelte.
    „Wollen wir essen?“
    Jake bewegte sich in Richtung Bett und wirkte nicht, als ob er es eilig hätte, ans Tablett heranzukommen. Er strich mit der Hand über die Spitzenüberdecke. „Ich glaube, wir sollten uns erst einmal ausruhen.“
    „ Ausruhen trifft nicht ganz das, was du im Kopf hast, oder?“
    Er lächelte selbstsicher. „Ich dachte, dass wir uns einen Ausgleich verdient haben, wenn wir schon hier sein müssen.“
    Sie überlegte, ob sie ihm sagen sollte, dass sie die Sache ohne ihn niemals durchstehen würde, egal, wie wichtig ihre Anwesenheit im Cottage war. Aber dann entschied sie sich dagegen, streckte ihre Arme nach ihm aus und ließ es ihn auf eine andere, ihr ganz eigene Art spüren.

3. KAPITEL
    C appy warf nur einen Blick ins Schlafzimmer, in dem sie und Ferris Gerritsen immer wohnten, und schon brach es aus ihr heraus: „Ich habe gleich gesagt, dass wir nicht hätten herkommen sollen!“
    Ferris zuckte nicht mit der Wimper. Er verlor auch kein Wort darüber, dass sie während der zweieinhalbstündigen Autofahrt von New Orleans keinen Ton gesagt hatte. Cappy schwankte regelmäßig zwischen Totenstille oder leidenschaftlichen Ausbrüchen. Nach mehr als zwanzig Ehejahren regte ihn weder das eine noch das andere sonderlich auf.
    Er zündete sich eine Zigarette an und beobachtete, wie der Rauch spiralförmig zur Decke aufstieg, wo ihn ein Ventilator verteilte. Eines der wenigen Dinge, die Cappy und seine Mutter gemeinsam hatten, war ihre Abneigung gegen Klimaanlagen. Jedes Frühjahr bis Mitte Juni nahmen Hitze und Feuchtigkeit sein Haus in New Orleans in Geiselhaft. Im Cottage war es dank seiner Mutter den ganzen Sommer über unerträglich.
    „Sieh mich nicht so an! Dir geht es doch offenbar genauso.“ Cappy biss sich auf die Unterlippe – eine Geste, die

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