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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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beschäftigt gewesen, um dein Talent weiterzuentwickeln.“
    Sie hatte immer gerne gezeichnet, aber sie hatte auch schon Werke begabterer Schüler gesehen und die Kunst in ihre Freizeit verbannt. „Na ja, ich mache gerne Fotos, aber …“
    „Ich leihe dir eine Kamera, eine Leica, eine echte kleine Schönheit. Ben kann dir zeigen, wie man sie benutzt. Und dann musst du nur noch mitkommen und fotografieren, was auch immer du für fotografierenswert hältst.“
    Sie stellte sich Bens goldblondes Haar dicht neben ihrem vor, wenn er ihr erklären würde, wie man mit der Kamera umging. Eine unwiderstehliche Gelegenheit. „Wird man auf mich schießen?“
    „Wir werden nicht nach Bonne Chance zurückfahren, sondern zu einem Treffen für die Abschaffung schulischer Rassentrennung in die Stadt.“
    „Mein Vater spricht da aber nicht, oder?“
    „Das würde ich gerne sehen.“
    Sie parkten vor einer Backsteinkirche im neunten Bezirk. Aus allen Richtungen strömten Menschen in ihren besten Sonntagskleidern herbei; die meisten von ihnen schwarz. Doch es gab auch weiße Gesichter zu sehen, Männer und Frauen mit entschiedenem Blick und entschlossenen Schritten.
    „Hast du deine Meinung geändert?“, fragte Ben, während Hugh zum Kofferraum ging, um die Kamera zu holen.
    „Weißt du etwas, was ich nicht weiß?“
    „Wie meinst du das?“
    „Na ja, wenn ich so viele Vorurteile habe, wie du zu glauben scheinst, dann hat man es bisher versäumt, es mir zu sagen.“
    „Vergiss nicht, dass ich aus Louisiana komme. Ich kenne den Wahlerfolg deines Vaters.“
    Dawn fühlte sich gezwungen, Ferris zu verteidigen. „Wenn du von hier bist, müsstest du das doch verstehen. Er muss Kompromisse eingehen.“
    „Muss er das?“
    „Er ist viel fortschrittlicher als einige seiner Kollegen. Und er tut für die Menschen in seinem Bezirk, was er kann – schwarze und weiße.“
    „Hast du je mit deinem Onkel über die Politik deines Vaters gesprochen?“
    „Nein.“ Dawn war ihrem Onkel immer dankbar gewesen, dass er nicht auf seinen Differenzen mit Ferris herumritt. Sie hatte sich niemals für einen der beiden Männer entscheiden müssen und sie wollte es auch nicht.
    „Wusstest du, dass das Parlament versucht hat, die Schulverwaltung zu übernehmen? Man wollte dem Gouverneur die Verantwortung für die Schulen von New Orleans überlassen. Aber dein Vater und seine Politikerfreunde wollen die Abschaffung der Rassentrennung schon in der Grundschule stoppen! Schwarze und einige Weiße wollen nur eine gemeinsame Grundschule, das ist alles. Und dein Vater hat sich dagegenausgesprochen. Alles im Namen des Staatsrechts.“
    „Das bestreite ich ja gar nicht. Mein Vater glaubt an das Staatsrecht. Er glaubt wirklich daran, nicht einfach nur als Mittel zum Zweck gegen die Abschaffung der Rassentrennung. Er glaubt, dass die Bundesstaaten das Recht haben, selbst zu entscheiden.“
    „Und was ist mit dir?“
    „Ich glaube, dass auch Bundesstaaten Fehler machen können.“
    „Würdest du die Abschaffung der Rassentrennung für einen sehr großen Fehler halten?“
    Dawn fing an zu glauben, dass es ein sehr großer Fehler gewesen war, zu dieser Mission mitgegangen zu sein – trotz Bens physischer Anziehungskraft. „Ich würde sagen, dass du versuchst, mich durcheinanderzubringen.“
    „Wieso? Bist du nun für die Abschaffung der Rassentrennung oder nicht?“
    „Das ist alles viel komplizierter! Aber wenn du mit Komplexität nicht umgehen kannst – ich bin deiner Meinung. Ich glaube nicht an Rassentrennung, wirklich und wahrhaftig nicht.“
    Sie bemerkte, dass ihr Onkel dazugekommen war. „Ben ist ein aufstrebender Journalist, ein Meister der Fragestellung. Manchmal etwas zu meisterhaft.“
    Ben reagierte mit einem lässigen Lächeln, das Dawn fast um den Verstand brachte. „Wir haben bereits mit den Organisatoren geklärt, dass wir fotografieren dürfen. Aber ich will dir da drinnen nicht zeigen, wie man diese Kamera bedient. Lass uns das lieber unauffällig jetzt tun.“ Ben lehnte am Ford Falcon ihres Onkels. „Wir sollten uns besser beeilen, sonst ist alles vorbei, bevor wir da sind. Ich zeige dir rasch, was du wissen musst.“
    Sie stellte sich so dicht neben ihn, dass ihr Rock seine Hose streifte. Es war neu für sie, die Gegenwart eines Mannes so intensiv zu spüren. Normalerweise war sie daran gewöhnt, ihre Gefühle immer unter Kontrolle zu haben, wenn sie mit einemJungen zusammen war. Aber Ben war kein Junge mehr.
    „Hast du

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