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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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Tür auf und lächelte den jungen Mann auf dem Rücksitz an.
    „Dawn, das ist Ben Townsend“, stellte Hugh sie einander vor.
    Sie streckte dem jungen Mann ihre Hand entgegen. Er hielt sie länger fest, als es die Höflichkeit verlangt hätte, und sein Lächeln erwärmte sie auf eine Weise, die ihr neuer Pulli niemals vermocht hätte. Ben war blond und schlaksig und in einem Alter, das Cappy als gefährlich erachtete; vielleicht sogar schon zweiundzwanzig. Beim Lachen erschienen kleine Fältchen in seinen Augenwinkeln. Er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Insgesamt machte Ben einen entspannten Eindruck auf sie. Er wirkte nicht so eingebildet wie Alan, aber dennoch voller Selbstvertrauen.
    Als er sprach, registrierte sie den Akzent des südlichen Deltas.
    „Das ist ja mal ein Haus!“, bemerkte er, als er ihre Hand losließ. „Es stammt aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg, oder?“
    „Fast.“ Dawn kannte die Geschichte jedes einzelnen Mauervorsprungs. Ihre Eltern waren vor zehn Jahren aus einem bescheideneren Heim in die alte Henry-Clay-Villa gezogen. „Bitte beachten Sie die gewölbten Fenstersimse der unteren Stockwerke!“ Sie schlug den singenden Tonfall eines Touristenführers an. „Auch die achteckige Kuppel weist darauf hin, dass das Haus im sogenannten ‚Italienischen Stil‘ erbaut wurde. Andrew Jackson Downing machte ihn durch seine Musterbücher zwischen 1840 bis 1869 populär.“
    „Klingt, als hättest du das schon öfter gemacht.“
    „Ich muss meiner Mutter assistieren, wenn sie Führungen macht. Sie zeigt das Haus allen, die der Karriere meines Vaters möglicherweise nützlich sein könnten. Die meiste Zeit habeich mich gut genug im Griff, um das Haus nicht als Gerritsen-Mausoleum zu bezeichnen.“
    Ben lachte und ihr Onkel lachte auch.
    „Ben kommt aus Bonne Chance, aber er war lange weg. Er studiert am Oberlin College. Er wohnt ein paar Monate bei mir, um seine Diplomarbeit über die Stadt zu schreiben“, erklärte Hugh.
    Dawn verzog das Gesicht. „In Bonne Chance ist doch gar nichts los. Da war bisher nichts los und da wird auch nie was los sein.“
    „Halt mal kurz die Luft an, Sonn…“ Er stockte und korrigierte sich schnell. „Dawn. Da wird sich etwas ändern. Das liegt in der Luft.“
    „Aber nicht, ohne dass irgendwer einen hohen Preis dafür zahlt. Ich war dabei, als man dich mit einem Gewehr bedrohte.“ In ihr keimte die Angst auf. „Willst du damit sagen, dass ihr Häuser besetzen wollt, wie sie es hier in der Stadt machen?“
    „Bist du für die Aufhebung der Rassentrennung?“, fragte Ben.
    Sie drehte sich um und sah ihn an. „Ich spreche nicht von meiner Sicht der Dinge“, entgegnete sie förmlich. „Ich spreche über die Sicherheit meines Onkels und über deine. Du warst weg, deshalb weißt du vielleicht nicht, dass die Emotionen hochkochen. Vielleicht ist das nicht gerade die beste Zeit, um die Leute von Bonne Chance zu fragen, ob sie ihr Leben riskieren wollen.“
    „Wenn die Emotionen stark sind, ist die Zeit reif für Veränderungen“, erwiderte Ben.
    „Es ist aber auch die beste Zeit, um getötet zu werden.“
    Hugh berührte sie an der Schulter. „Ich bin mir bewusst, wie weit wir gehen können, ohne dass jemand ernsthaft in Gefahr gerät. Vertrau mir.“
    „Es ist nur so, dass ich Leander Perez und Largo Haines kenne. Du weißt, was Haines von der Abschaffung der Rassentrennung hält. Es meint es todernst, wenn er sagt, dass erdafür sorgen wird, dass die Schwarzen bleiben, wo sie sind.“
    Leander Perez war der unangefochtene Diktator im Plaquemines Parish; er war überall im Süden für seinen offenen Rassismus bekannt. Largo Haines galt als sein Stellvertreter vor Ort in Bonne Chance. Dawn kannte die beiden Männer seit ihrer Kindheit.
    „Wir können die Haines dieser Welt nicht ändern, aber wir können die Lebensbedingungen der Leute verändern, die bessere Menschen sind als sie. Wir können es zumindest versuchen.“ Hugh wirkte sehr ernst. „Aber lasst uns von etwas anderem sprechen. Ben und ich brauchen einen Fotografen für etwas, das wir heute vorhaben, und ich dachte dabei an dich.“
    „An mich?“, fragte Dawn perplex. Sie besaß nur eine simple Kodak für Schnappschüsse von ihren Freunden. Sie war keine Fotografin.
    „Ich habe einige deiner Fotos gesehen. Du bist sehr gut. Sehr einfühlsam.“
    „Ich?“, wiederholte sie.
    „Du hattest schon immer eine künstlerische Ader. Du bist bis jetzt nur zu sehr mit anderen Dingen

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