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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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könnten?“
    „Es ist nicht jedermanns Sache, Moskitos totzuschlagen und mit dem Farbigen vom Delta Händchen zu halten, Hugh. Deine Mutter hat mit dir schon einen Märtyrer zur Welt gebracht. Das ist für eine Familie vermutlich genug.“
    Die nachfolgende Stille dauerte so lange, dass Dawn sich fragte, ob ihr Onkel durch eine der französischen Türen im Garten verschwunden war. Als er schließlich doch noch sprach, erkannte sie an seinem ruhigen Tonfall, dass er über die Worte ihrer Mutter nachgedacht hatte.
    „Cappy, alles, was du immer gewollt hast, ist jemand, der dir sagt, wer du sein könntest. Du wolltest immer wissen, was dasGute an dir ist, aber niemand hat es dir je gesagt.“
    „Wirst du jetzt nicht ein bisschen sentimental?“
    „Versuchst du, Ferris’ Liebe dadurch zu erlangen, dass du nichts gegen ihn sagst? Siehst du nicht, dass er dich nie lieben wird, jedenfalls nicht auf die Art, die du brauchst, egal, was du für ihn tun wirst? Siehst du nicht, dass du tun musst, was richtig ist, egal, was er davon hält?“
    „Es ist richtig von mir, mich aus Dingen herauszuhalten, von denen ich nichts verstehe.“
    „Du verstehst alles, was du verstehen musst. Schwarze und weiße Kinder werden gemeinsam die Schule besuchen, egal, was Menschen wie Ferris sagen oder denken. Andere Frauen wollen uns unterstützen, Frauen, die sich nicht von dir unterscheiden. Mach mit! Hilf ihnen, die weißen Kinder zu begleiten, die in ihren Schulen bleiben wollen. Stell dich mit mir vor ihre Klassentüren. Du hast das Zeug dazu.“
    „Du irrst dich, wenn du glaubst, ich wollte, dass schwarze und weiße Kinder dieselbe Schule besuchen.“
    „Wenn diese Kinder eine weiße Schule besuchen, wird man sie grundlos hassen. Sie werden nicht begreifen, warum. Ich begreife es nicht. Und du begreifst es auch nicht.“
    „Ich bin nicht die Jungfrau von Orléans.“
    „Nein. Du bist Dawns Mutter, und du bist sensibler und mitfühlender, als die anderen glauben.“
    „Ich möchte einfach nicht in etwas hineingezogen werden, das nichts mit mir zu tun hat.“
    „Dann bleib wenigstens zu Hause! Wenn du mich nicht begleiten willst, dann geh wenigstens nicht zur Kundgebung mit Ferris.“
    Stille. Dawn wünschte, sie hätte das Gesicht ihrer Mutter sehen können. Während dieser Unterhaltung hatte sich Cappys Tonfall verändert. Sie klang weniger gereizt und Dawn war sogar überrascht von ihrer Wärme. Sie fragte sich, ob ihr Onkel wirklich Dinge in ihrer Mutter sah, die sie selbst nie für möglich gehalten hätte.
    „Ich werde nicht zu dieser Kundgebung gehen“, sagte Cappy schließlich.
    „Danke.“
    „Aber ich will auch nicht, dass du Dawn mitnimmst. Sie glaubt, du kannst auf Wasser wandeln und würde überall mit dir hingehen, aber ich will nicht, dass sie verletzt wird.“
    „Das will ich auch nicht.“
    Wütend fragte sich Dawn, ob sie ihren Pakt mit einem Handschlag besiegelten. Sie wusste, dass die Unterhaltung beendet war, und wollte ihren Onkel draußen zur Rede stellen. Sie hatte vor, in seinem Wagen auf ihn zu warten, aber als sie dort ankam, sah sie Ben auf dem Beifahrersitz.
    Sie wandte sich ab. Sie wollte nicht, dass ihr heute irgendjemand das Gefühl gab, kindisch und linkisch zu sein. Auch nicht, wenn ihr Onkel und ihre Mutter glaubten, dass sie über ihren Kopf hinweg entscheiden konnten, welche Rolle sie bei den Ereignissen im neunten Bezirk spielen oder vielmehr nicht spielen sollte.
    „Hi“, sagte Ben. Er wirkte besorgt und leicht genervt, dass sie seine Gedanken unterbrochen hatte.
    Mit seinem Benehmen goss er Öl ins Feuer. „Lass dich bloß nicht von mir stören! Ich warte auf meinen Onkel und ich habe sowie kein Interesse an einer Unterhaltung mit dir.“
    „Wow! Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“
    „Ich wünschte, irgendjemand würde mal einen genauen Blick auf mich werfen, nur ein einziges Mal. Ich bin intelligent und gebildet, auch wenn Onkel Hugh meine Schule nicht gutheißt. Ich habe meine eigene Meinung und ich treffe meine eigenen Entscheidungen.“ Ihre Augen wurden schmal, als Ben aus dem Auto stieg. „Und ich kann es überhaupt nicht brauchen, dass du mir das Gefühl gibst, ein kleines Kind zu sein, Ben Townsend! Ich bin kein kleines Kind mehr, auch wenn ich noch keine uralten dreiundzwanzig Jahre alt bin oder wie alt auch immer du bist.“
    „Zweiundzwanzig.“
    „Egal.“ Sie funkelte ihn wütend an.
    Er konterte mit einem selbstsicheren Lächeln. „Ich wette, dass es

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