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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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„Du nimmst das.“
    „Warum?“
    „Denk mal darüber nach. Grandmère wollte, dass wir beide den Koffer finden. Offensichtlich wollte sie, dass du dabei bist. Du sprichst kein Französisch, aber du warst bei meinem Onkel, als er starb.“
    „Warum willst du, dass ich dabei bin?“
    „Will ich gar nicht. Aber meine Großmutter wollte es so. Abgesehen davon – hast du denn keine Lust, etwas zu unternehmen, anstatt herumzusitzen und mich und meine Familie zu beurteilen?“ Sie reichte ihm widerstrebend das Tagebuch.
    Er nahm es mit einer bemerkenswert dankbaren Haltung an. „Wollen wir morgen beim Frühstück darüber sprechen, was wir entdeckt haben?“, fragte sie.
    „Falls wir etwas entdecken.“
    Sie legte den leeren Koffer in die Truhe zurück und verließ das Zimmer. Der Himmel hatte sich in der Zwischenzeit verdunkelt. Sie waren schweigend hierhergekommen, was nun aber unerträglich schien. Aurores merkwürdige Hinterlassenschaft hatte alles zwischen ihnen ins Wanken gebracht, und Dawn wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte.
    „Betsy wirkt ganz schön bedrohlich“, sagte sie, als sie sich auf den Rückweg zum Cottage machten. „Wenn wir evakuiert werden müssen, kann keiner von uns vier Tage hierbleiben. Ich frage mich, was das für die Testamentseröffnung bedeuten würde.“
    „Der Wetterbericht sagt, dass Betsy nicht in unsere Richtung zieht.“
    „Die haben sich schon öfter geirrt.“
    Sie gingen ins Haus; ihr Vorrat an Small Talk war aufgebraucht.Dawn sah Ben in der Küche verschwinden. Vielleicht suchte er Phillip, um ihm das Neueste zu erzählen. Sie nahm die Briefe mit nach oben in ihr Zimmer und legte sie neben das Bett. Eine kurze Überprüfung hatte ihr gezeigt, dass sie den Zeitraum mehrerer Jahre abdeckten. Die Übersetzung würde sicher bis spät in die Nacht dauern.
    Diese neue Verbindung zu ihrer Großmutter war überraschend und erfreulich zugleich. Sie wusste wirklich wenig über die Familie ihrer Großmutter und Aurores Vorleben. Wer war die Frau, die Henry Gerritsen geheiratet und ihm zwei Söhne geboren hatte? Wer war die Frau, die entgegen der gesellschaftlichen Gepflogenheiten ihrer Zeit geholfen hatte, Gulf Coast Shipping in einen Multimillionendollarkonzern zu verwandeln?
    Dawn zog sich zum Abendessen um. Die Briefe und das, was sie möglicherweise erfahren würde, drängten sogar den Gedanken, dass sie Ben gegenübersitzen würde, in den Hintergrund.
    Als sie hinunterging, trommelten Regentropfen aufs Dach und Donnerschläge erschütterten das Gebälk. Doch selbst das erschien ihr unwichtig.
    Später, als sie wieder alleine in ihrem Bett lag, griff sie erneut zu den Briefen.
    „Du warst eine ausgekochte alte Dame.“ Sie betrachtete die Briefe. „Was konntest du mir nicht persönlich sagen, Grandmère? “

5. KAPITEL
    B onne Chance lag genau auf der anderen Seite der Barataria Bay. Von Grand Isle aus war die Stadt nur schwer erreichbar, weil die Sümpfe, das Wasser und ein unentschlossener Hurrikan beide Orte voneinander trennten. Bei schlechtem Wetter war der Weg über New Orleans empfehlenswerter.
    Largo Haines, ein alter Freund von Ferris, lebte hier. Bonne Chance war auch das letzte Zuhause von Hugh Gerritsen gewesen.
    „Ich verstehe nicht, weshalb das Abendessen mit Largo nicht warten kann, bis das Theater auf der Insel vorbei ist“, murrte Cappy, während sie durch die regennassen Scheiben starrte. „Wir sitzen seit Stunden im Auto. Dabei hätten wir ihn nächste Woche in New Orleans sehen können, und ich hätte dafür gesorgt, dass alles perfekt vorbereitet ist.“
    „Largo macht sich nichts aus perfekten Vorbereitungen. Er weiß genau, wie weit wir sind. Ihn interessiert, ob ich komme, wenn er pfeift, wie ein gut trainierter Labrador.“
    „Offenbar kann er da unbesorgt sein.“
    „Genau. Ich spiele Schoßhündchen, bis ich Largo Haines nicht mehr brauche, und dann werde ich ihn zerkauen wie einen alten Knochen.“
    „Da ist es.“ Cappy deutete auf ein diskretes Schild im Scheinwerferlicht. Sie bogen in eine Straße ein, die ihnen bei besserem Wetter vertraut vorgekommen wäre. Jetzt bestand die Landschaft nur aus verschiedenen Schattierungen von Grau. Die korinthischen Säulen des Bonne Chance Country Club boten auch keine Garantie dafür, dass das Gebäude einem Hurrikan standhalten würde.
    Im Klub musterte Ferris Cappy kritisch von Kopf bis Fuß, aber nicht eines ihrer goldenen Haare tanzte aus der Reihe. Sein sexuelles Begehren war in

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