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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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weiß vielleicht, wo unsere Schlüssel passen.“ Sie wiederholte, was sie Phillip erzählt hatte.
    „Ich habe nichts dagegen, es auszuprobieren.“ Ben stieß die Verandatür auf, achtete aber behutsam darauf, sie nicht zufallen zu lassen. Phillip streckte sich. „Willst du mitkommen?“, fragte Ben.
    Phillip blickte von einem zum anderen. „Ich glaube nicht. Nachher werde ich noch erschossen. Der alte Ferris sieht mich mit seiner einzigen Tochter im Unterholz verschwinden und ich bin ein toter Mann. Und das kümmert kein Gericht von Louisiana auch nur einen Pfifferling.“
    Phillips Rede amüsierte Dawn, obwohl sie im Grunde eigentlich nicht lustig war; dazu kam sie der Wahrheit zu nah. „Ich habe vor, dem alten Ferris zu sagen, wo ich hingehe und warum“, schmunzelte sie.
    Sie fand ihre Eltern im Esszimmer. Ihre Mutter polierte das Silber. Ihr Vater las die New Orleans States-Item und beendete die letzte von einem Dutzend Zigarretten.
    Die Szene wirkte wie das pure häusliche Glück. Dawn versuchte, sich daran zu erinnern, wie oft sie ihre Eltern so gesehen hatte. Zu Hause waren sie selten in einem Raum, es sei denn, sie gaben eine Party. Trotz des Mangels an Zweisamkeit hatte Dawn keinen Grund gehabt, am Glück ihrer Eltern zu zweifeln.Im Gegenteil. Sie schienen perfekt zueinanderzupassen. Mit der Karriere ihres Vaters war auch ihre Mutter aufgestiegen. Wäre ihre Mutter mit einem einfachen Anwalt oder Geschäftsmann verheiratet gewesen, hätte sich Cappys Leben nur um den sozialen Aufstieg und die Verbesserung ihrer Position gedreht. Vielleicht hätte sie dann dem Tag entgegengestrebt, an dem er zum Karnevalsprinzen ernannt worden wäre, eine Ehre, die man nur in New Orleans richtig zu würdigen verstand.
    Doch Cappy hatte Ferris Lee Gerritsen geheiratet, der selbst nach Höherem strebte – zuerst in den Senat und dann in die Villa des Gouverneurs. Es gab sogar Gespräche über eine Präsidentschaftskandidatur. Ferris besaß zwar nicht George Wallace’ bösartige Rhetorik, aber er teilte dessen politische und gesellschaftliche Ansichten. Und wer weiß? Die Frauen vergötterten Präsident Kennedys Lächeln, manche gar seine Politik. Vielleicht würden sie Ferris aus denselben Gründen in Scharen hinterherlaufen?
    Als sie bemerkte, dass ihre Eltern sie fragend ansahen, erklärte Dawn ihnen, was sie vorhatte.
    Cappy seufzte. „Ich verstehe nicht, weshalb du das tust.“
    „Stell dir einfach vor, ich poliere meine Gefühle etwas auf.“
    Ferris drückte seine Zigarette aus. „Deine Mutter und ich, wir essen heute Abend auswärts.“
    Das überraschte Dawn. „Was sagt Spencer dazu?“
    „Das wird kein Problem sein. Ich bin ohnehin kurz davor, nicht mehr zurückzukommen.“
    „Das meinst du nicht ernst?“
    „Das kannst du nicht beurteilen, Liebes.“ Er steckte sich eine neue Zigarette an.
    Dawn wandte sich an Cappy. „Benutz deinen Charme, Mutter! Sorg dafür, dass er zurückkommt.“
    Cappy lächelte. Es war das erste Mal, dass ihr Lächeln echt wirkte. „Du verlangst immer Unmögliches von mir.“
    Dawn konnte sich nicht daran erinnern, schon jemals etwas anderes als Liebe von Cappy verlangt zu haben. Vielleichtbezog sich ihre Mutter darauf.
    Ben war alleine auf der Veranda, als Dawn zurückkehrte. „Ich bin so weit. Und du?“, fragte sie.
    „Bringen wir es hinter uns.“
    Der Weg war, wie befürchtet, von Gestrüpp überwuchert. In der Luft lag ein penetranter Fäulnisgeruch.
    Sie erreichten die garconnière, ohne ein Wort miteinander zu wechseln. Dawn deutete auf die Stufen. „Ich gehe zuerst.“ Oben ließ sie ihm den Vortritt an der Tür. „Voilà.“
    Er nahm den Schlüssel aus seiner Hemdtasche und steckte ihn ins Schloss. Der Schlüssel passte. Die Tür ging auf.
    Ben sah ihr ins Gesicht. „Überrascht?“
    „Ziemlich.“ Sie betrat das Haus als Erste. Ihre Augen gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit. Das Zimmer war in etwa so groß wie eine Bar im French Quarter. Die sechs altmodischen Doppelfenster waren blind vor Dreck. Alles sah aus wie in Dawns Erinnerungen, aber offenbar war hier in den letzten zehn Jahren niemals jemand gewesen.
    Ben stieß einen leisen Pfiff aus. „Was für ein Reichtum! Wie soll ich das bloß alles nach San Francisco mitnehmen?“
    Die Idee war so albern, dass sie lachen musste. „Allein die Schiffskosten für den Staub würden deine Ersparnisse auffressen.“
    „Hast du deinen Schlüssel parat?“
    „Siehst du hier etwas, das ich damit

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